Abonnenten können jeden Artikel sofort lesen, erhalten anzeigenfreie Seiten und viele andere Vorteile. Ein Abo (13 Euro pro Monat/130 pro Jahr) ist jederzeit beendbar und endet einfach durch Nichtzahlung.
Abonnenten können jeden Artikel sofort lesen, erhalten anzeigenfreie Seiten und viele andere Vorteile. Ein Abo (13 Euro pro Monat/130 pro Jahr) ist jederzeit beendbar und endet einfach durch Nichtzahlung.
Während Immobilien, Aktienkurse und auch Gold seit Monaten mit wenig Ausnahmen boomen, hängen drei große Wirtschaftsbereiche samt ihrem riesigen Umfeld k.o. in den Seilen: Tourismus, Luftverkehr und Automobilbau. Das erstaunt doppelt: Erstens, weil sich die Finanz- so weit von der Realwirtschaft abkoppeln kann; und zweitens, weil die Krisenursachen dieser drei Bereiche so unterschiedlich sind.
Die Abkoppelung der Finanzwirtschaft hängt primär mit der hemmungslosen Geldproduktion durch mehrere(!) Zentralbanken zusammen. Eine solche Abkoppelung kann freilich nur eine Zeitlang funktionieren. Sie hängt aber auch mit einem neuen Klassenkampf zusammen: Einerseits sind da jene, die ihr Einkommen auf dem Markt verdienen; sie sind fast alle (bis auf ein paar profitierende Nischen zwischen Pharma und IT) schwer verunsichert. Andererseits sind da Beamte und Pensionisten als Profiteure, die Geld anlegen können. Sie verlieren keine Einkommen oder Jobs. Sie müssen um nichts bangen (außer um die Gesundheit). Ihnen bleibt sogar mehr Geld über als sonst – man denke nur an ausgebliebene Ausgaben für Theater, Restaurants und Reisen.
Noch spannender ist der Blick auf die Krisenbranchen. Tourismus – für Österreich eine nationale Katastrophe – und Fliegen sind Opfer der Angst vor dem Virus und der ständig wechselnden und verwirrenden Grenzsperren und Reisewarnungen. Der Automobilsektor hingegen müsste eigentlich profitieren, weil ja viele seit März lieber im Auto unterwegs sind als in Straßenbahn, Bus, U-Bahn, Eisenbahn oder Flugzeug. Im Auto fühlt man sich sicher.
Dennoch steckt die – für Österreich mit seiner großen Zulieferindustrie so wichtige – deutsche Autobranche in einer schweren Existenzkrise. Die ist aber rein politisch induziert. Zuerst gab es da die massiv übertriebene Hysterie rund um die Dieselabgase-Messungen. Und dann kam der große Krieg gegen den Verbrennungsmotor. Der politisch angeordnete Elektro-Hype traf die deutsche Autoindustrie schockartig. Und unverdient: Gibt es doch weder eine realistische Perspektive, wie ohne Atomenergie, Gas, Öl und Kohle jemals der Strom für all die E-Autos erzeugt werden soll, noch eine Chance, all die Rohstoffe für die Batterien zu finden. Dennoch lassen sich weder Brüssel noch Berlin in ihrem Autohass aufhalten.
Dabei kann kein Zweifel sein: Kränkelt die Autoindustrie, bekommt ganz Deutschland Fieber – und Österreich landet in der Intensivstation.
Ich schreibe in jeder Nummer von Österreichs einziger Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".