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Wer heimische Medien konsumiert, glaubt zu wissen: Die Briten begehen kollektiv durch den EU-Austritt ökonomischen Selbstmord. Vielen kontinentalen EU-Bürgern ist überhaupt nicht klar, dass der wirtschaftliche Schaden durch den Brexit für sie noch größer werden dürfte. Dabei wäre in Zeiten der ohnedies (wenn auch durch andere Faktoren ausgelösten) größten Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit eigentlich ein massives Überdenken der EU-Positionen mehr als dringlich. Nicht nur der bei den Brexit-Verhandlungen.
Eine ganze Reihe Unternehmen hat sich nämlich schon für die Insel und wider die EU entschieden – im Gegensatz zu dem, was in den letzten Jahren EU-intern ständig kommuniziert worden ist. Hauptursachen sind die wirtschaftsfreundliche Gesetzgebung der Briten, die Voraussehbarkeit des Rechtsrahmens, das Steuersystem und das Fehlen der gewaltigen EU-europäischen Überregulierung, gleichgültig ob die nun sozialpolitisch, ökologisch oder klimarettend begründet ist.
Besonders drastische Beispiele sind die beiden globalen Multis Unilever und Shell. Beide hatten bisher einen Doppelsitz in England und den Niederlanden. Beide sind nun aber dabei, ganz nach London zu gehen. Offensichtlich ist der größere Markt nicht alles (sonst müssten ja viele Unternehmenszentralen nach China oder Indien übersiedeln). Ähnlich haben sich einst auch viele Finanzkonzerne dafür entschieden, in der Schweiz oder Liechtenstein zu bleiben und nur für das Geschäft in den EU-Ländern, etwa in Irland, eine Tochter zu halten.
Daher ist auch der Vorschlag etlicher europäischer Linkspolitiker nur dümmlich, jetzt noch eine Steuer draufzuschlagen, nämlich eine EU-Fluchtsteuer. Die erinnert an die 1931 (also schon vor den Nazis!) in Deutschland eingeführte Reichsfluchtsteuer, die auch nicht sonderlich hilfreich gewesen ist, um Deutschland attraktiver zu machen. Denn dann wird erst recht niemand investieren.
Genauso wird die von EU-Bürokraten und -Politikern seit längerem bebrütete Finanztransaktionssteuer Unternehmen vertreiben.
Die wichtigste Frage ist aber: Wo entstehen neue Unternehmen? Und da ist London bei einer Umfrage unter jungen Gründern weit attraktiver als alle anderen Europäer – knapp hinter US-Städten. Der Vorsprung der britischen (amerikanischen, Schweizer und chinesischen) Unis und Forschungs-Einrichtungen vor allen EU-Konkurrenten gehört ins gleiche Kapitel ...
Ich schreibe in jeder Nummer von Österreichs einziger Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".