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Die Kirche hat schon sehr viel überlebt. In Saus und Braus lebende Renaissance- und Barockpäpste (und Salzburger Fürsterzbischöfe) etwa, die sich nicht bloß mit einer einzigen Frau begnügt haben. Manche meinen, das Überleben der Kirche sei überhaupt einer der stärksten Gottesbeweise. Noch schwieriger dürfte der Kirche aber das Überstehen auch des gegenwärtigen Papstes werden.
Denn der argentinische Landpfarrer, der derzeit den weißen Talar trägt, ist wohl eine noch größere Zumutung für Katholiken und Glaube – auch wenn er bei seinen Auftritten wie ein netter Onkel wirkt. Wenn man das Zentralproblem des 83-Jährigen auf einen Satz bringen will, dann ist es aber nicht die Absicht, die Kirche zu spalten, sondern einfach die Tatsache, dass er in keiner Weise den Intellekt einschaltet, bevor er etwas von sich gibt.
Das ist schon mehrmals aufgefallen, sooft Jorge Mario Bergoglio sich in selbstverfassten Enzykliken zur Wirtschaft geäußert hat. Deren Aussagen hat sich auf abgrundtiefen Hass gegen jene wirtschaftlichen Prinizipien reduziert, deren Anwendung mehr Menschen aus Armut und Hunger befreit hat als jede andere Idee oder Organisation der Weltgeschichte. Auch mehr als alle kirchlichen Entwicklungshelfer und Missionare. Statt das irgendwie anzuerkennen oder gar zu loben, zeugt alles, was dieser Papst von sich gibt, von großer Nähe zu dem, was der Welt unter dem Namen Kommunismus mehr Leiden, mehr Tote, mehr Hunger, mehr Elend bereitet hat als selbst der Nationalsozialismus. Auch wenn er den Ausdruck Kommunismus zu meiden versucht.
Offenbar hat er diese Einstellung aus Argentinien mitgebracht, aus einem Land, das in den Nachkriegsjahrzehnten aus einstigen Wohlstandshöhen durch den linkspopulistischen Peronismus total herabgewirtschaftet worden ist. Aus seiner kommunismusähnlichen sozialökonomischen Grundeinstellung heraus lassen sich auch all seine politischen Äußerungen erklären. Während er für den Westen ständig nur Kritik hat, hat er trotz totaler Konzentration seines Interesses auf Lateinamerika (und Italien) noch nie die Folter-Regime von Venezuela oder Kuba kritisiert, die ihre Länder sogar noch tiefer in den Abgrund gestürzt haben, als dies in Argentinien passiert ist.
Besonders bitter ist das Agieren dieses Papstes für die Katholiken im größten Land der Welt, in China. Dort hat sich trotz schwerster Unterdrückung und Repression jahrzehntelang eine unglaublich tapfere Untergrundkirche gehalten. Dort sind viele, viele Tausende Katholiken für ihren christlichen Glauben und ihre Treue zu Rom in den Tod gegangen. Doch kaum war Bergoglio Papst geworden, begann er mit dem chinesischen Regime und einer von dieser herangezüchteten regimehörigen Pseudokirche zu turteln. Trotz erbitterter Proteste aus China stammender Kardinäle ließ er dabei die Untergrundkirche fallen.
Das ist ein unglaublicher Verrat in einer Kirche, die zweitausend Jahre von Menschen geprägt war, die für ihren Glauben in den Tod zu gehen bereit waren. Der Großteil der Heiligen- und Märtyrer-Biographien ist voll solcher Schicksale – deren Wert und Bedeutung jetzt aber mit einer Handbewegung vom Tisch gefegt werden.
Aber der argentinische Papst hat nicht nur eine große innere Sympathie für alles, was in der Nähe der Kommunisten ist. Er hat dieselbe Sympathie auch für die heute überhaupt größte Bedrohung der Katholiken und Christen: für den Islam, der zwar auch noch einige durchaus gemäßigte Exponenten aufweist, der sich aber insgesamt in den letzten Jahrzehnten bedrohlich radikalisiert hat. Dessen Verfechter von Nigeria über Syrien bis Libyen Zehntausende Christen abgeschlachtet haben. Dessen Verfechter etwa in Frankreich katholische Priester am Altar umgebracht haben. Dessen Verfechter beispielsweise erst am Ostersonntag 2019 in Kirchen in Sri Lanka mehr als 250 beim Gottesdienst versammelte Menschen umgebracht haben. Um nur einige Beispiele zu nennen.
Ich kenne in der ganzen großartigen wie turbulenten Kirchengeschichte jedoch keinen Papst, dem die Verfolgung von Christen, von Katholiken so gleichgültig gewesen wäre wie sie Bergoglio wurscht zu sein scheint.
Jetzt hat er sich auch noch auf ein weiteres Gebiet begeben, in dem er bisher nicht aktiv gewesen ist. Er ließ sich in einem Werbefilm für Homosexualität interviewen und sagte dort einige unglaubliche Dinge. So behauptete er etwa: "Niemand dürfte ausgegrenzt oder unglücklich gemacht werden." Erstaunlich. Niemand? Würde man den Mann ernst nehmen, dann dürfen also auch Mörder oder Kindervergewaltiger nicht mehr bestraft werden. Denn eine Strafe grenzt sie ja zweifellos aus und macht sie unglücklich.
Noch schlimmer ist sein Satz: "Homosexuelle haben das Recht auf Familie." Das heißt aber nichts anderes als das Recht auf Kinder! Bergoglio greift damit gezielt eine Forderung der antichristlichen Linken auf, die ständig das Recht aller möglichen LGBTI-Menschen "auf Kinder" zum Gesetz machen wollen. Damit zertrümmert er jenen Grundsatz, den die Kirche dem immer entgegengestellt hat: Es gibt kein Recht "auf Kinder", sondern es gibt nur umgekehrt das Recht der Kinder auf Vater und Mutter, möglichst die leiblichen.
Kinder sind kein verfügbares Privateigentum, sind keine Sklaven, sondern sind eigenständige Wesen mit eindeutigen und nicht zur Disposition stehenden Rechten, auf die niemand "ein Recht" haben kann. Und eines der wichtigsten davon ist eben das Recht auf Vater und Mutter in ihrer sich durch die ganze Menschheitsgeschichte hinziehenden und so großartigen Verschiedenheit.
Das hat die Kirche auch immer wider alle Zeit(un)geister klar, konsequent und mutig gesagt – bis zu Bergoglio. Sie hat dabei auch immer festgehalten und betont, dass die Rechte dieser Kinder ab der Zeugung beginnen. Dieses Recht hat der argentinische Papst zwar bisher noch nicht geleugnet. Interessiert hat es ihn aber offensichtlich auch noch nicht sonderlich.
Wer glauben sollte, dass er mit dieser Formulierung ja nur allgemein gemeint hätte, man solle homosexuelle Paare für ihre sexuellen Aktivitäten nicht bestrafen, wie es viele Kulturen und Länder noch immer tun, und dass er eh nicht dieses furchtbare Recht "auf Kinder" gemeint hätte, der wird spätestens dann eines Besseren, genauer: eines Schlechteren belehrt, sobald sich der Papst im gleichen Film auch gezielt bei einem Telefonat mit einem schwulen Paar filmen lässt, das drei "Kinder" hat. Und er tröstete das Paar wegen ihres angeblich größten Problems, dass sie sich "verlegen" fühlen würden, ihre Kinder in die Kirche zu begleiten.
Damit sind die letzten Zweifel beseitigt, was der Papst mit dem "Recht auf Familie" gemeint hat. Jetzt kann die Kirche zweifellos sicher sein, dass sich die leergewordenen Kirchenräume nach diesem Papst-Auftritt mit solchen "Familien" wieder füllen werden …
Tatsache ist jedenfalls, dass sich viele früher dort gesessene Christen den weltweit boomenden Evangelikalen anzuschließen begonnen haben.
Am meisten leid tun mir all die katholischen Priester und Bischöfe in der Welt, die jetzt in zahllosen Gesprächen und Predigten auch diesen Salto des Papstes rechtfertigen müssen. Oder ihn nur hinter vorgehaltener Hand zu kritisieren wagen.
Dabei ist eigentlich die Lage der katholischen Kirche global keineswegs so katastrophal, wie es der Blick in die leeren Kirchen Österreichs und Deutschlands glauben macht. In vielen Ländern außerhalb Europas boomt sie durchaus, etwa in Ostasien. Mich haben da etwa Besuche in Vietnam, Südkorea und Taiwan tief beeindruckt. Dabei sind das Länder, die auf keinerlei gewachsene christliche Wurzeln zurückblicken können.
Aber auch in den USA sind die Katholiken ein bedeutendes und kraftvolles Element. Trotz der vielen grauslichen Missbrauchsskandale. Trotz der eigentlich protestantischen Prägung des Landes.
Aber etwa der jetzige Präsidentschaftswahlkampf erweckt den Eindruck, dass die Katholiken der wichtigste und meistumworbene Teil Amerikas seien. Das ist durch die Nominierung des Katholiken Biden als demokratischer Präsidentschaftskandidat auf der einen Seite und durch die Nominierung der konservativen Katholikin Amy Coney Barrett als Höchstrichterin durch die Republikaner auf der anderen Seite in hohem Ausmaß auch personalisiert worden. Frau Barrett ist eine mutige Frau, die – nicht nur durch das Vorbild einer großen eigenen Kinderschar – immer die Abtreibung abgelehnt hat. Wohl deshalb hat dieser Papst auch noch nie ein gutes Wort für sie gefunden.
Ganz anders geht es in Europa zu: Da hat der EU-Gerichtshof bei der letzten Neubesetzung die Nominierung einer katholischen Kandidatin aus Österreich gezielt verhindert. Ganz ähnlich hat ein paar Jahre davor das EU-Parlament einen katholischen Kommissar aus Italien verhindert. Bezeichnend ist in diesem Zusammenhang auch der Hass der linken Mainstreammedien: Sie verhöhnen jeden, der zumindest hie und da in die Kirche geht, sofort als "erzkatholisch" oder "erzkonservativ".
Ganz jenseits der Politik werden gar nicht wenige Katholiken angesichts dieses Papstes von einer anderen Sorge gequält: Treibt es Bergoglio so weit, dass am Ende sogar – und wieder einmal – eine Kirchenspaltung droht? Da wäre ich freilich gelassen. Dazu fehlt ihm die intellektuelle Kapazität und Kraft. Dazu ist er wohl auch zu alt.
Viele Katholiken wären anstelle des üblichen Jammerns mit einem alten Wiener Spruch besser beraten: Nicht einmal ignorieren. Auch wenn es schwerfällt.