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Was macht Nationen gefährlich, weshalb kann es zu Kriegen kommen?

Das friedliche Zusammenleben der Völker wird seit der Entstehung staatsähnlicher Strukturen immer wieder durch Aggressionen bedroht. Dagegen helfen trotz aller sonstigen Fortschritte der Menschheit und der generellen Abnahme der Gewalt in der Welt noch so viele internationale Abkommen nichts. Das zeigt derzeit etwa das Benehmen der Herren Erdogan, Putin, Xi oder Khamenei. Wer wirklich Frieden in der Welt haben will, sollte sich daher darüber klar werden, welche Ursachen typischerweise zu Aggressionen und Kriegen führen. Aber auch darüber, warum es heute weniger Kriege gibt als früher. Und was die zivilisierten Völker tun sollten, um Kriege zu verhindern, ohne dazu welche führen zu müssen. Einige grundsätzliche Überlegungen.

Was sind quer durch die Geschichte, die häufigsten Ursachen für Kriege gewesen, und wie haben sich diese entwickelt?

1. Ideologisch/religiöse Kriege

Ein wichtiges Ursachenbündel für militärische Aggressionen scheint sich zum Glück Ende des 20. Jahrhunderts weitgehend aufgelöst zu haben: Das ist der ideologische Antrieb im Kommunismus, die Welt in ein klassenloses "Paradies" zu verwandeln (das dann für die betroffenen Menschen freilich immer zur Hölle geworden ist).

80 Millionen Tote und ein gewaltiges wirtschaftliches Scheitern später ist der Kommunismus wohl endgültig gescheitert. Heute taugt das sozialistische Ideengebäude nur noch für ein bisschen 1.-Mai-Folklore und für Demonstrationen einer linksextremistischen Minderheit, die nichts aus der Geschichte lernen will.

Dennoch ist ideologischer Sendungsglaube als Aggressions-Antrieb ganz und gar nicht ausgestorben, sondern heute in ganz anderer Form, aber vielleicht noch bedrohlicher relevant: nämlich in dem seit einem halben Jahrhundert wiedererstandenen Islamismus. Dieser war schon einmal viele Jahrhunderte zumindest mitverantwortlich für aggressive Eroberungskriege gewesen: Von den Zeiten Mohammeds bis zur islamisch-osmanischen Expansion, die 1492 in Spanien und rund um 1683 im Habsburgerreich zurückgeschlagen worden ist, aber auch bei der Mogul-Herrschaft in Zentral- und Südasien waren die Befehle des Korans bei der Unterwerfung anderer Völker Antriebsmittel.

In der Folge (bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts) ist dann zwar die Aggressionskraft des Islams über viele Generationen auffallend erschlafft. Aber durch die arabisch-türkische Bewegung der sunnitischen Moslembrüder einerseits und andererseits durch die Machtergreifung der schiitischen Mullahs im Iran ist der Islamismus wieder zu einer gefährlichen Bedrohung angewachsen. Dessen Aggressivität hat mit der Terrorbewegung Al-Kaida und dem grässlichen Kalifat des "Islamischen Staates" vorerst(?) einen absoluten Höhepunkt erreicht. Deren blutige Metastasen haben sich über zwei Kontinente ausgebreitet und auch Europa wie Amerika mit Terror überzogen.

Es hat zwar in der Geschichte auch christlich begründete Gewalt gegeben – etwa gemäß einer verbreiteten Sichtweise im Dreißigjährigen Krieg. Aber seither sind alle Formen des Christentums zu Friedensreligionen geworden.

2. Kriege um vermeintlich mehr Sicherheit

Ein anderes, jahrtausendelang dominierendes Motivationsbündel für viele Kriege kann man unter der Überschrift "Sicherheit" zusammenfassen. Völker und Staaten haben geglaubt (oder die Machthaber haben das zumindest behauptet), sicherer zu sein, wenn sie Nachbarn besiegen und unterjochen. Das war eines der weiteren Antriebsmotive hinter dem ideologisch und machtpolitisch begründeten sowjetischen und chinesischen Expansionismus.

Das Sicherheitsstreben scheint verständlich, ist aber im Zeitalter der Interkontinentalraketen als Kriegsursache viel weniger relevant als einst. Und auch schon früher wurde dabei meist auf zweierlei vergessen:

  • Erstens werden besiegte Völker, nachdem man sie dem eigenen Imperium untergeordnet hat, ein dauerhafter Unsicherheitsfaktor.
  • Zweitens hat man ja nach einer auf Sicherheitsgründen beruhenden Eroberung wieder neue Nachbarn, vor deren Verhalten man sich wieder fürchten muss.

Beides kann man beispielsweise am Schicksal der kommunistischen Imperien ablesen:

So ist die Sowjetunion jämmerlich implodiert und entlang alter ethnischer Grenzen zerrissen, obwohl sie das weitaus größte Territorium unter Kontrolle gebracht hat, das je ein Staat besessen hatte, und obwohl sie darüber hinaus viele weitere Satellitenstaaten versklavt hat. Nichts hat ihre Sicherheit erhöht.

So hat China bis heute mit den unterjochten Völkern – siehe Tibetaner, siehe Uiguren – gewaltige und unbewältigte Probleme; und die Annexion Tibets hat China überdies keine freundliche Nachbarschaft gebracht: Grenzt es seither doch an Indien, den großen Rivalen.

Das vermeintliche Sicherheitsstreben als Motiv, Kriege zu führen, wird überdies durch die Entwicklung der letzten hundert Jahre ad absurdum geführt: Denn kleine Staaten wie die Schweiz oder Singapur, oder auch die ganz Kleinen wie Liechtenstein oder Monaco haben heute die friedlichsten, glücklichsten und wohlhabendsten Bürger. Geographische Größe hat heute also höchstens für den gierigen Blick eines Herrschers auf die Landkarte Relevanz, aber keinesfalls für ein Volk.

3. Imperialistisch-machtpolitische Kriege

Der machtpolitische Imperialismus hingegen gibt nicht einmal vor, aus Sicherheitsnotwendigkeiten zu handeln. Hinter ihm steckt vor allem klares ökonomisches Interesse. Das war in der Antike insbesondere das Interesse an Arbeitskraft, die man sich durch Versklavung fremder Völker brutal verschafft hatte. Natürlich waren daneben auch schon damals rein materielle Dinge Auslöser kriegerischer Gier, wie etwa Gold-, Silber- oder Salzbergwerke.

In Zeiten des Kolonialismus wurden ökonomische Interessen sogar zur dominanten Ursache vieler kriegerischer Aktionen. Damals war geradezu ein Wettlauf in Gang gekommen, welche europäische Seemacht sich größere Stücke der Welt aneignet. Dass wirtschaftliche Interessen das Hauptmotiv der Kolonialmächte gewesen sind, ist Tatsache – auch wenn sie zugleich den Kolonien unbestreitbar große Entwicklungsschritte gebracht haben: vom Aufbau eines Gesundheits- und eines Bildungswesens über die Entwicklung einer administrativen und einer Verkehrs-Infrastruktur bis hin zur signifikanten Verlängerung der Lebenserwartung. Es haben sich außerdem bei weitem nicht alle Kolonialmächte so schlimm verhalten wie etwa die Belgier im Kongo.

Untrennbar mit dem Kolonialismus verwoben war aber auch ein dumpfer Überlegenheits-Fimmel der Europäer: Weil man unbestreitbar in vielen der genannten Dinge weit voraus war, glaubte man auch als Rasse einen Herrschaftsauftrag zu haben, weil man nur so die oft noch in analphabetischer Subsistenzwirtschaft steckenden "Entwicklungsländer" entwickeln könne. Aus diesem vermeintlichen Sendungsauftrag ist in Verbindung mit den ökonomischen Eigeninteressen jedoch fast immer ein absoluter Herrschafts- und  egoistischer Machtanspruch geworden.

Diese rassistische Denkweise ist aber nach den Weltkriegen zunehmend ausgestorben. Und in jüngster Zeit ist sie sogar einem umgekehrten Rassismus vieler Schwarzer und einer Sippenhaftung den Weißen gegenüber gewichen. Die Nachfahren der kolonialisierten Völker erheben heute unter diffuser Berufung auf den Kolonialismus Ansprüche auf ökonomische "Entschädigungen" (obwohl ihnen der Kolonialismus ökonomisch mehr genutzt als geschadet hat), auf leistungsfreie Quoten bei Führungsfunktionen, auf fremdes Eigentum und auf privilegierte Immigration in fremde Länder. Was dann dort immer öfter als durch Rache (oder Gier) legitimierte Invasion empfunden wird.

4. Kriegsursache Gier

Jenseits dieser rassischen Dimension bleibt die Gier auf fremde Schätze eindeutig eines der größten Ursachenbündel kriegerischer Entwicklungen. Interessante Schätze glauben manche Staaten insbesondere unter dem Boden fremder Meere zu finden.

Man denke an Chinas Besetzungen kleiner Felsen über vermuteten Gasquellen im Meer, weshalb die Großmacht allen umliegenden Küstenstaaten deren Wirtschaftszonen nimmt. Man denke an die türkischen Gasexplorationen vor griechischen Inseln und Zypern. Aus beiden Aktionen können sehr leicht größere Kriege entstehen.

Und zweifellos findet sich auch ein Teil der Motivation Adolf Hitlers in der ökonomischen Gier: etwa auf die Goldschätze der österreichischen Nationalbank, etwa auf die ukrainischen Schwarzerdeböden für deren landwirtschaftliche Nutzung.

Dieses Stichwort erinnert zugleich auch an eine der sensationellsten Verbesserungen des Zustands der Welt in den letzten Jahrzehnten: Agrarinteressen sind heute trotz der globalen Bevölkerungsexplosion nicht mehr als Auslöser eines Krieges denkbar. Denn der Hunger in der Welt ist weitgehend ausgerottet – dank der (von den grünen Parteien so bekämpften) "Grünen Revolution" in der Landwirtschaft. Die durch Kunstdünger, durch Chemie, durch Technik, durch genveränderte Pflanzen zum historischen Triumph geworden. Durch die auch der Anteil der Bauern an der Bevölkerung auf ein Zwanzigstel zurückgehen konnte.

5. Der nationale Besitzanspruch

Bleibt ein weiteres – und letztes – Ursachenbündel von Motivationen, die immer wieder zu Kriegen geführt haben und führen. Dieses besteht in teils emotional-nationalistischem, teils formal-juristischem Legitimitätsdenken in Mischung mit Großmachtdünkel und simplem Streben nach Machtvermehrung.

Vereinfacht ausgedrückt besteht das in folgenden Denkmodellen: "Dieses Gebiet gehört uns und diese Sezession dürfen wir  als stolze Nation keinesfalls zulassen!" Oder umgekehrt: "Das sind unsere Leute, die lassen wir nicht unter Fremdherrschaft leiden." Oder schlicht: "Das wollen wir haben".

Dahinter stehen Schmerz über nicht überwundene historische Niederlagen, die Nichtanerkennung der Gleichwertigkeit anderer Nationen oder schlicht nationalistischer Egoismus.

Beispiele sind etwa die russischen Invasionen in der Ukraine und in Georgien, genauso wie die chinesischen Aggressionen von Hongkong bis Sinkiang, genauso wie die türkische Unterjochung der Kurden oder die Eroberung Nordzyperns, aber auch die serbischen Kriege fast durch das ganze 20. Jahrhundert. Genauso wurzelt die deutsche Motivation, den zweiten Weltkrieg auszulösen, in einem ähnlichen Motivationsbündel: Man wollte die Verluste und Demütigungen des ersten Weltkriegs zurückdrehen. Und zugleich andere Nationen unterjochen. Im Grunde war der von den Nationalsozialisten entfachte Krieg eine Mischung aus Gier, vermeintlichem Sicherheitsdenken, imperialistischen Eroberungslüsten und nationalem Überlegenheitsdenken.

Was hat die Welt friedlicher gemacht und was könnte sie noch friedlicher machen

Trotz der vielen Faktoren, die zu Kriegen führen können, ist in Summe eindeutig die Zahl der Kriege und ihrer Opfer – selbst unter Einberechnung der beiden Weltkriege – im Laufe der Jahrhunderte  geringer geworden.

Die wichtigsten Ursachen für diese positive Entwicklung:

  • Eine Vereinheitlichung der Vorstellungen davon, was legitim ist, also eine durch die Globalisierung beschleunigte Verrechtlichung der Welt.
  • Die gewaltigen Fortschritte von Wissenschaft, Bildung und Forschung, die zu einem Rückgang von Hunger und Not und damit der dadurch ausgelösten Aggressionen geführt haben.
  • Die damit zusammenhängende fortschreitende Erkenntnis, dass nicht Raub oder eigene Größe zu Wohlstand führen, sondern eine erfolgreiche eigene Entwicklung.
  • Die Sicherheit, die sich ein Teil der Welt durch Aggressoren abschreckende Bündnisse wie die Nato verschafft hat, bis hin zur Atombombe, die viele Aggressoren in den letzten Jahrzehnten abgehalten hat, andere Staaten anzugreifen.

Entscheidend bleibt die Frage, welche zusätzlichen Strategien – neben einer Fortsetzung all dieser Wege – zu forcieren sind, um den verbliebenen und durchaus ernstzunehmenden Bedrohungen des Friedens entgegenzutreten.

  • Dazu gehört zweifellos eine viel geschlossenere Reaktion der gesamten Welt auf rechtsbrechende Staaten, etwa durch Sanktionen und Isolation – ohne dass sich einzelne Staaten durch ökonomische Handelsvorteile (wie sie etwa China immer wieder anbietet) davon abbringen lassen.
  • Die Erkenntnis, dass Massenmigration ohne eine – freilich immer nur langsam und in beschränktem Umfang mögliche – anschließende Assimilierung eine enorme Friedensgefährdung darstellt.
  • Die Erkenntnis, dass eine islamische Massenzuwanderung ob des religiös-ideologischen Herrschaftsanspruchs der Religion eine zusätzliche Gefahr darstellt.
  • Die Erkenntnis, dass – neben der immer notwendigen akuten Katastrophenhilfe – Handel und Investitionen für arme Staaten die beste Hilfe am Weg zu friedlicher Stabilisierung sind.
  • Die Erkenntnis, dass das kollektive Selbstbestimmungsrecht und damit auch das Hinnehmen einer Sezession besonders effiziente Strategien zum Abbau von Konflikten sind. Siehe etwa die erfolgreiche und Mitteleuropa stabilisierende Teilung der Tschechoslowakei.

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