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Österreich hat sich alles in allem während der Corona-Krise gut geschlagen. Zu diesem Urteil kommt man zumindest dann, wenn man mit anderen Ländern vergleicht. Aus innerösterreichischer Perspektive freilich, in der man viele Details in Nahaufnahme sieht, wird die exzellente Außensicht in etlichen Punkten deutlich relativiert. Das gilt noch mehr für die freilich noch in keiner Weise abschließend beurteilbare Zeit nach der unmittelbaren Krise, wo sich zunehmend die schlechte juristische Qualität der Verordnungen des Gesundheitsministers gezeigt hat.
Die internationalen Vergleiche klingen exzellent:
Diese Vergleiche geben dem Pandemie-Verhalten Österreichs ein hervorragendes internationales Zeugnis.
Das sehen auch die Österreicher mehrheitlich so. Die beiden Regierungsparteien haben in allen Umfragen während der Corona-Zeit signifikant zugelegt. Dies trifft vor allem auf die ÖVP zu, die zeitweise sogar Aussichten auf eine absolute Mehrheit hatte. Aber auch den Grünen hat Corona gut getan; sie konnten sich zeitweise sogar von der vierten an die zweite Stelle vorschieben. Die Grünen sind erstmals als staatstragende Partei aufgetreten. Vor allem ihr Gesundheitsminister Rudolf Anschober ist medial gut weggekommen.
Am meisten gestärkt geht aber Bundeskanzler Sebastian Kurz aus den Krisenwochen heraus. Er hat sich als brillanter Kommunikator bestätigt. Er war nach allem, was man aus den diversen internen Sitzungen weiß, zugleich auch jener, der am stärksten auf frühzeitige konsequente Maßnahmen gedrängt hat.
Die Imagegewinne von Schwarzgrün hängen natürlich auch mit den inneren Krisen bei SPÖ und FPÖ zusammen. Beiden ist seit ihrem Hinauswurf aus der Regierung (2017 beziehungsweise 2019) noch keine Neuprofilierung gelungen. Beide haben überdies Führungsprobleme.
Die Demoskopie zeigt freilich, dass das Hoch der Regierungsparteien im Mai seinen Gipfel erreicht hat. Seit jenem Monat sinkt auch die Zahl jener Österreicher deutlich, die das Virus als "sehr bedrohlich" ansehen; und es steigt die Zahl jener, die meinen, die Gefahren seien übertrieben dargestellt worden. Aber es ist dennoch weiterhin bloß ein rundes Drittel, das Corona-Übertreibungen tadelt.
Zugleich werden sich freilich die Österreicher – wie der Rest der Welt – zunehmend bewusst, wie dramatisch die wirtschaftlichen Folgen noch sein werden. Der Konjunkturverlauf wird lange nicht die Form eines "V" annehmen.
Die Regierung hat in den Corona-Wochen mehrmals das Budgetdefizit vergrößert. Das Fehlen von 50 Milliarden Euro auf einen Schlag ist gewaltig im Verhältnis zur gesamten in Jahrzehnten angehäuften Staatsverschuldung von 290 Milliarden. Etliche Ökonomen bezweifeln daher die Regierungsaussagen, dass die Republik ohne Sparpaket auskommen kann. Allerdings stimmt es, dass Österreich im Gegensatz zu vielen anderen Ländern in den beiden Jahren davor nahezu ein ausgeglichenes Budget geschafft hat. Was naturgemäß den finanziellen Spielraum erleichtert.
Auch wenn Österreich im internationalen Vergleich positiv abschneidet, darf man in einer Gesamtbilanz keinesfalls das übersehen, was missglückt ist. Und da gibt es etliches – auch wenn man all jene Probleme beiseite lässt, die überall aufgetreten sind. Wie die zu späte Reaktion im Winter, weil alle zu lange den Beschwichtigungen Chinas und der WHO geglaubt und zu wenig etwa auf Taiwan gehört haben. Wie das wochenlange Fehlen von Schutzkleidungen, Masken und Test-Möglichkeiten.
Spezifisch österreichisch sind aber die folgenden Problempunkte:
Aber trotz all dieser gravierenden Kritikpunkte bleibt die Bilanz dennoch klar: Auch wenn Regierung und Medien in den ersten Tagen sehr bewusst und sehr robust die Angst vor dem Virus geschürt haben, so war das wohl notwendig, um eine flächendeckende Einhaltung des Lockdowns durchzusetzen. Das sieht jedenfalls die große Mehrheit der Österreicher nach wie vor so.
(Dieser Beitrag ist in teilweise ähnlicher Form auch in "ROTWEISSROT - Das Magazin für Auslandsösterreicher" erschienen.)