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Der Wiener Gesundheitsstadtrat Hacker hat zweifellos recht: Die starke Betonung der Tatsache durch den Innenminister, dass Wien derzeit das weitaus größte Corona-Problem unter allen Bundesländern hat, hat parteipolitische Motive. Freilich wäre Hacker in seiner Kritik nur dann ehrlich, wenn er auch die parteipolitische Wadlbeißerei der Sozialdemokraten und der ihnen Flankenschutz gebenden Medien ansprechen würde. Statt dieses selbstbeschädigenden Hickhacks bräuchte Österreich jedenfalls dringend anderes: Konzentration auf die Fakten, auf die Vernunft und auch auf die nationalen Interessen in der stürmischsten Zeit seit vielen Jahrzehnten.
Umgekehrt hat auch Minister Nehammer an sich Recht: Wien steht in Relation zu allen anderen Bundesländern derzeit signifikant schlechter da. Aber eine ehrliche Betrachtung müsste schon dazusagen, dass sich auch die Wiener Erkrankungen und Todesfälle insgesamt auf erfreulich geringem Niveau abspielen. Und sie müsste ebenso festhalten, dass es viele Wochen lang umgekehrt gewesen ist, in denen sich die gefährlichste Dramatik im Westen abgespielt hat und viel weniger in Wien.
Dennoch sollten sich die Genossen nicht sonderlich laut über Nehammer beklagen. Denn es waren wochenlang eindeutig sie selbst, die die Entwicklung im Westen, vor allem in Ischgl hetzerisch dramatisiert haben, die vom Tiroler Landtag bis zum Wiener Parlament deswegen Wirbel gemacht und Untersuchungsausschüsse durchgesetzt haben. Das hat mindestens so viel parteipolitische Färbung wie Nehammers Seitenhieb auf Wien.
In diesen Corona-Monaten sind in der Panik und Konfrontation mit einem neuen, völlig unbekannten Phänomen überall viele Fehler begangen worden.
All diese und noch viele andere Unterlassungen sind aus heutiger Sicht als klare Fehler zu erkennen. Aus damaliger Sicht war das jedoch lange nicht so deutlich. Damals ist ganz Europa unter dem Eindruck der beschwichtigenden Lügen aus China und der ebenfalls Entwarnung gebenden Fehlinformationen durch die – sich ebenfalls vor der Macht Pekings fürchtenden – Weltgesundheitsorganisation gestanden. Niemand hat die neuartige Krankheit und ihre Hauptgefahr verstanden, tagelang ansteckend zu sein, bevor man überhaupt merkt, dass man selber krank ist.
All jene Politiker, Journalisten und "Experten" nerven daher fürchterlich, die sich jetzt als große Kritiker und Ex-post-Klugscheißer aufspielen. Sie können dabei jedoch nicht sagen, warum sie alle im Jänner, im Februar, im März und vielfach bis in den April hinein geschwiegen haben und erst jetzt zu großen Empörern geworden sind …
Offenbar stimmt der alte Vorwurf, dass Parteipolitiker halt nichts anderes gelernt haben als zu kläffen und anzupinkeln. Sonderlich populär machen sie sich damit aber nicht.
Es gibt zwar keine Zweifel, dass in Tirol zu spät auf die beunruhigenden Berichte anderer Länder reagiert worden ist, die über eine größere Zahl von erkrankten Urlaubern berichtet haben, die davor in Ischgl gewesen waren. Aber ebenso steht außer Zweifel, dass in jenen Märztagen niemand in Österreich wirklich die ganze Dimension der Epidemie verstanden hat. Damals war Österreich ganz auf die Übernahme der Casinos durch eine tschechische Gruppe, die seltsamen Aktionen der Staatsanwaltschaft und den Ansturm von asiatischen Migranten auf die europäischen Grenzen konzentriert gewesen.
Dennoch betreiben vor allem die SPÖ und die ihr nahestehenden Medien wie ORF und "Profil" eine intensive Kampagne gegen die Tiroler Landesregierung und die schwarzen Bürgermeister und Hoteliers im Paznaun. Diese Kampagne ist besonders einseitig, weil dabei völlig unter den Tisch gekehrt wird, wo denn die isländischen Meldungen über die Häufung der Krankheitsfälle als erstes eingegangen sind: Das war das grün geleitete und nicht erst seit den Rendi-Wagner-Zeiten von einer roten Beamtenmannschaft (sowie einem einsamen, bei jedem Auftritt peinlichen schwarzen Sektionschef) dominierte Gesundheitsministerium. Dieses Ministerium aber steht für die SPÖ und alle linken Medien erkennbar unter Tabu, trotz der vielen legistischen Fehlleistungen der letzten Wochen.
Dieses Ministerium ist exklusive Drehscheibe in allen Seuchenfragen und für alle internationalen Kontakte etwa zur Weltgesundheitsbehörde. Es ist aber dennoch kein einziger Alarmruf dieses Ministeriums bekannt, dass etwas in Ischgl falsch liefe. Dabei ist der Gesundheitsminister in den Folgewochen, als man die Dimension der Seuche zunehmend erkannt hat, fast täglich groß öffentlich aufgetreten und hat zusammen mit dem Innenminister sogar das Zuzweitsitzen auf einer Parkbank verboten.
Daher kann man zum Neuaufkochen der Ischgler Infektionen nur den eindeutigen Schluss ziehen: Die Parteipolitik hat sowohl in Sachen Wien wie Tirol ihre provinzielle Herrschaft wiederangetreten.
Das könnte man nun amüsiert, gelangweilt und angewidert beiseitelegen – wäre dadurch nicht ein ganz großer Schaden für Österreich ausgelöst worden. Denn obwohl sich Österreich in Sachen Corona im Vergleich zu anderen Ländern exzellent geschlagen hat, haben viele internationale Medien durch die ständigen Vorwürfe an Tirol und jetzt gar durch einen Untersuchungsausschuss auf dem österreichischen Servierbrett das bekommen, was sie immer am liebsten haben: einen oder mehrere Schuldige, auf den man erbarmungslos hindreschen kann.
Als Folge ist heute das Image Ischgls, Tirols und des Tourismus-Landes Österreich schwer beschädigt. Es steht im internationalen Ansehen in der gleichen Kategorie da wie die Länder mit der weitaus höchsten Todesrate, wie Italien, Spanien oder Großbritannien. Dabei ist absolut sicher, dass die europäische Pandemie-Entwicklung nicht um ein einziges Prozent besser wäre, würde es Ischgl gar nicht geben.
Und es ist auch kein Zufall, dass sich die – für den österreichischen Tourismus so entscheidenden – deutschen Nachbarn bis heute zieren, eine Grenzöffnung Richtung Österreich ins Auge zu fassen. Das hängt hundertprozentig damit zusammen, dass die zaghaften deutschen Politiker noch immer ständig Berichte mit dem Tenor "Corona-Katastrophe in Österreich" lesen. Daher gibt es im Berliner Bundestag zwar starke Initiativen über die Parteien hinweg, die Grenzen Richtung Schweiz und Frankreich zu öffnen, aber keine zugunsten Österreichs. Dabei sind die österreichischen Infektions- und Todesraten weitaus niedriger als die in Frankreich oder der Schweiz!
Für die Öffnung zu diesen beiden Ländern marschieren aber in guter Nachbarschaft die Abgeordneten aus Baden-Württemberg. Gegen Österreich marschieren hingegen die heimischen Oppositionsparteien, die linken Medien aus beiden Ländern und in schlechter Nachbarschaft der bayrische Ministerpräsident Söder, der alle deutschen Sommertouristen lieber in Bayern als in Österreich nächtigen lassen will und der daher besonders heftig eine Grenzöffnung bekämpft.
Aus all diesen Gründen finden die heimischen Bittgesuche in Deutschland wenig Gehör. Dabei hat sich Sebastian Kurz in den letzten Monaten intensiv um ein besseres Klima zu Angela Merkel bemüht und sich dafür von den früheren – verlässlicheren – Freunden in den östlichen Nachbarländern abgewendet. Hat alles nicht geholfen.
Die Katastrophe, die jetzt auf den österreichischen Sommertourismus zukommt, hat also eine – natürlich nicht die einzige – dicke Ursache in der Causa Ischgl.
Genauso wenig hilfreich ist es jetzt aber auch, wenn der Innenminister nun dem Wiener Städtetourismus kommunikativ eine Ohrfeige gibt. Dabei sagt gleichzeitig die von der gleichen Partei kommende Tourismusministerin, der Städtetourismus mache ihr noch viel mehr Sorgen als jener im Sommer (bei diesem füllen ja die Österreicher wenigstens ein Drittel der Betten, im Städtetourismus tun sie das hingegen nur zu wenigen Prozent).
Strategische Vernunft? Koordination? Nationales Interesse? Fehlanzeige. Es wird wieder heftig Parteipolitik gemacht.
Dabei kann man absolut sicher sein: Weder den Parteien noch den Medien wird Ischgl irgendwie helfen. Diese wird – auch – ihnen nur schaden.
Hinter dem vor Hass auf Tirol triefenden Verhalten der Medien steckt eine doppelte Motivation:
Diese ideologische Schlagseite war und ist ja auch in der Corona-Berichterstattung über das Ausland deutlich nachweisbar. Da findet man in fast allen Medien ständig aggressive Beiträge über die rechts regierten Länder Großbritannien und die USA (wobei zweifellos manche Bemerkungen von Donald Trump scharfe Kritik verdienen), aber praktisch überhaupt keine über die linken Regierungen von Spanien, Frankreich und Italien, obwohl dort die global höchsten Todesraten zu finden sind, wofür es länderspezifische Ursachen geben muss (etwa das katastrophal vernachlässigte Gesundheitssystem).
Ebenso außen vor wurden und werden in der medialen Berichterstattung die Diktaturen in Russland und China gelassen. Kaum wo wird erwähnt, dass Russland dramatisch mehr Tote in der Statistik hätte, würde es so wie andere Länder all jene Verstorbenen zu den Corona-Toten rechnen, bei denen neben anderen schweren Krankheiten AUCH das Virus gefunden worden ist.
Zweifellos am meisten Kritik verdienen China und die von China unter Druck gesetzte Weltgesundheitsorganisation. Aber Kritik an China kommt sehr stark aus den USA – was sofort China in den Augen vieler heiligt. Mit Donald Trumps Amerika wollen viele europäische Medien und Politiker prinzipiell nicht kooperieren. Für Amerika gibt’s nur Hass und Verachtung. Daher ignorieren viele Medien lieber die Folgen der chinesischen Fehler. Dabei sind die gravierend:
Bis auf einen größeren Beitrag in der "Presse" habe ich in keiner Zeitung eine ordentliche Auflistung der schuldhaften Aktionen Chinas gefunden. Man befasste sich nur und ständig mit den leicht fahrlässigen Fehlern in Österreich. Was ziemlich katastrophale Folgen hat.