Abonnenten können jeden Artikel sofort lesen, erhalten anzeigenfreie Seiten und viele andere Vorteile. Ein Abo (13 Euro pro Monat/130 pro Jahr) ist jederzeit beendbar und endet einfach durch Nichtzahlung.
Abonnenten können jeden Artikel sofort lesen, erhalten anzeigenfreie Seiten und viele andere Vorteile. Ein Abo (13 Euro pro Monat/130 pro Jahr) ist jederzeit beendbar und endet einfach durch Nichtzahlung.
"It’s the economy, stupid!" Zunehmend gerät diese zentrale politische Erkenntnis in Vergessenheit, in Österreich wie in Europa. Die Staatsschulden scheinen dank der EZB-Notenpresse und der Negativzinsen ignorierbar. Die offiziell ausgewiesene Inflation ist gering. Und Arbeitslosigkeit gibt es nur in Südeuropa in nennenswertem Umfang. Also können wir uns beruhigt auf alle anderen – durchaus nicht unwichtigen – Probleme verlegen, von der Umwelt bis zur Migration. Bis dann durch Corona und dem seit einer Woche zu beobachtenden Absturz alle Welt eigentlich erkennen müsste, wie wichtig Wirtschaft ist - oder wäre.
Das Unwichtigwerden der Wirtschaft in letzter Zeit merkt man schon am politischen Personal Österreichs: Finanzminister ist ein Philosoph, der sich davor mit Themen wie Kultur befasst hat. Die Landwirtschaftsministerin verlangt nach Auftauchen eines Videos über Tiertransporte allen Ernstes gleich ein Exportverbot für Rinder & Co außerhalb der EU – was nach den (vor allem deutschen) Zerstörungsaktionen gegen die Energieversorgung und die Automobilindustrie eine weitere große Branche zum Kollabieren bringen würde. Der Bundeskanzler spricht zu vielem klug, aber fast nie zu wirtschaftlichen Fragen. Der kleine Koalitionspartner denkt sowieso nur über wirtschaftsschädliche Maßnahmen nach. Und in der Opposition fällt überhaupt niemand mit wirtschaftspolitischem Sachverstand auf. Aber freilich: Wenn es uns so gut geht, kümmern wir uns nicht mehr um die Grundlage dieses Gutgehens und darum, was eigentlich – neben den Fragen von Krieg und Frieden – eine der wichtigsten Aufgaben eines Staates ist.
Oder was! Es gibt überhaupt keine Garantie, dass die Menschheit nicht wieder wie während eines Großteils ihrer Geschichte von großen wirtschaftlichen Nöten heimgesucht wird. Von verbreitetem Armutselend, von großer Arbeitslosigkeit, von hoher Inflation, von bitterer Altersnot. Wir sind uns viel zu wenig bewusst, was – außer dem Ausbleiben von Kriegen oder Naturkatastrophen – eigentlich den großen Fortschritt der Menschheit gebracht hat. Der vor allem darin besteht, dass heute die allermeisten Erdbewohner ein längeres, gesünderes, besseres Leben haben.
Das hat ganz eindeutige Ursachen: Das war die Naturwissenschaft, von der Medizin bis zur Gentechnik. Das war der freie Welthandel. Das war der kapitalistische Wettbewerb einer freien Marktwirtschaft.
Auf allen Ebenen sind diese Pfeiler heute von Erosion bedroht. Durch die Attacken auf den Welthandel (von linken NGOs bis zu Donald Trump). Durch Einkehr der Political Correctness in immer mehr Bereiche der Wissenschaft (vom Klima bis zur Genetik). Durch den Irrglauben, nicht Marktwirtschaft, sondern Gesetze, Währungsmanipulationen und Gewerkschaften würden Wohlstand schaffen.
Die Hauptursache dieser Erosion der genannten Grundpfeiler liegt vor allem im eigenen Erfolg: Wir haben als Folge das Bewusstsein um ihre essenzielle Bedeutung vergessen. Die Widerstandskraft, die Resilienz gegen Krisen ist geringer geworden. Gegen Krisen jeder Art: etwa durch das Platzen der Immobilien- oder Goldblase, durch den Rückschwung des Börsependels, durch den Kollaps eines Landes (Italien?), durch die Demographie, durch eine Corona-Epidemie, durch politische Konflikte ...
Ich schreibe in jeder Nummer von Österreichs einziger Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".