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Während wir alle – von Woche zu Woche, von Monat zu Monat – bange warten, ob uns die Pharmaforschung endlich mit einem echten Corona-Durchbruch beglückt, gerät die Politik unter neue, jedoch andere Handlungsnotwendigkeiten. Denn kaum hat sie die zwischenmenschlichen Kontakte und damit auch die Ansteckungsgefahren drastisch hinuntergefahren, muss sie sich nun ernsthaft einer ganzen Reihe ganz konkreter ökonomischer und sozialer Probleme stellen, die auch Folge ihrer 38-Milliarden-Geldkanone sind. Wobei ich leider weder in der Regierung noch in der Opposition jemanden mit sonderlicher Kompetenz dafür sehe.
Es wäre jedenfalls naiv zu glauben, mit dem gigantischen Hilfspaket von 38 Milliarden, die zusätzlich an Wirtschaft und Arbeitnehmer fließen, hätte die Regierung ihre ökonomische Schuldigkeit begangen. Damit fängt diese vielmehr gerade erst so richtig an.
Wobei wohlgemerkt nicht die Verteilung noch höherer Summen gemeint ist. Es geht vielmehr um solche Notwendigkeiten, wo nicht mehr alle Oppositionsparteien und alle Sozialpartner so applaudieren werden wie in den letzten Wochen. Hier wären übrigens jene wenigen Medien besonders gefragt, die noch eine eigenständige kritische Meinung wagen und die nicht von den quadratkilometergroßen Sonderinseraten der Politik ruhiggestellt worden sind. (Die Mainstream-Medien sehen ja durch Attacken auf einen leichtgewichtigen Tiroler Gesundheitslandesrat wegen zu spät ergriffener Maßnahmen – samt völliger Verschonung des diesbezüglich genauso zu kritisierenden Gesundheitsministers – ihr Soll an kritischer Haltung erfüllt …).
Wirtschaftlich geht es gleich um zwei ganz zentrale Herausforderungen:
Problem eins: Das AMS wird jetzt für die zehn-, ja hunderttausenden zusätzlichen Arbeitslosen viele zusätzliche Milliarden brauchen.
Problem zwei: Plötzliche Arbeitslosigkeit stellt immer ein gewaltiges psychisches Problem für alle Betroffene und ihre Familien dar.
Problem drei: Über Nacht bleiben Zehntausende Arbeitskräfte aus Osteuropa aus. Weil sie nicht mehr über die Grenzen kommen können. Weil sie in Zeiten der Bedrohung bei ihren Familien bleiben wollen. Weil sich ihre Länder wirtschaftlich mit Ausnahme Rumäniens und Bulgariens inzwischen weit besser entwickeln als der Rest Europas. Oder weil sie schon in irgendeiner Quarantäne stecken.
Plötzlichen Arbeitskräftemangel durch die Krise oder das Fehlen der Osteuropäer gibt es bei folgenden Berufen:
Während anderswo die Aufträge fast von hundert auf null heruntergerasselt sind, ist in diesen Bereichen der Bedarf unverändert groß – oder sogar noch größer geworden. Es fehlt auch nicht an Geld, um in diesen Berufen zu bezahlen.
Aber Österreich beschließt lieber kurzerhand die Zwangsverpflichtung junger Präsenz- und Zivildiener, statt mehr über die gleichzeitig in Massen arbeitslos Gewordenen nachzudenken – und über die vielen vom österreichischen Steuerzahler lebenden Asylwerber und Asylanten. In der österreichischen Realverfassung ist offensichtlich – mit Zustimmung aller Parteien! – echte Zwangsarbeit für junge Burschen leichter umsetzbar als finanzieller Druck auf Arbeitslose und "Flüchtlinge", sich zur Füllung der Lücken bereit zu finden. Das ist eigentlich nur noch krank (wobei ich im Übrigen selbst eine Wiederholung des Exempels der Kommunisten nicht mehr ausschließe, die in Osteuropa alljährlich die Studenten wochenlang zum Ernteeinsatz anstelle des Studiums gezwungen haben).
Sowohl gegenüber Arbeitslosen wie Asylwerbern und Asylanten wäre es jedenfalls absolut zumutbar, wenn ihnen sehr rasch ein Teil der finanziellen Bezüge gekürzt würde, sollten sie sich ohne akzeptablen Grund einer Tätigkeit im Interesse der Allgemeinheit entziehen. Natürlich muss für Arbeitslose jederzeit die Möglichkeit bestehen, sofort wieder in ihren alten Job zurückzukehren (der ja ohnedies vielfach für sie reserviert ist, falls es wieder Aufträge gibt). Man sollte ihnen auch einen Tag pro Woche freigeben, um sich anderswo zu bewerben (auch wenn das vorerst total aussichtslos sein dürfte).
Gewiss sollten Arbeitslose gegenüber Asylwerbern und Asylbesitzern bessergestellt werden: Denn für die AMS-Unterstützung ist ja jahrelang einbezahlt worden. "Flüchtlinge" haben hingegen nie etwas einbezahlt. Daher sollten AMS-Kunden ein höheres Entgelt als Bezieher von Grundsicherung bekommen. Aber auch diese würden durch Verrichtung solcher Jobs mehr in der Hand haben als bisher.
Gewiss wird man viele Flüchtlinge im Handel und als Pfleger nur beschränkt einsetzen können. Aber umso mehr als Erntehelfer.
Gewiss, wir haben einen zeitweise von allen guten Geistern verlassenen Verfassungsgerichtshof, der vor einigen Wochen allen Ernstes verboten hat, dass man Asylanten durch Kürzung der Mindestsicherung zum Erlernen der deutschen Sprache anhält. Aber auch dort im elfenbeinernen Turm richterlicher Weltfremdheit könnte ja die globale Corona-Krise ein Umdenken ausgelöst haben. Man darf nie die Hoffnung aufgeben, dass sich die Vernunft doch einmal durchsetzt.
Daher müsste eine mutige Regierung dringend aktiv werden, selbst wenn Rot und Blau nicht mehr mitziehen sollten. Und die Grünen könnten einmal zeigen, dass sie auch zu unpopulären Maßnahmen imstande sind. Und dazu, die ihnen so liebgewonnenen "Flüchtlinge" nicht nur zu fördern, sondern auch zu fordern.
Hinter dieser Irrsinnssumme steckt offensichtlich die Devise: Alle bekommen etwas und niemandem wird etwas weggenommen. So erhält man zwar viel Beifall, aber diesen Eindruck zu erwecken ist schlicht verantwortungslos. Denn wenn man einem etwas ohne echte Gegenleistung gibt, wird mit Sicherheit immer jemand anderem etwas weggenommen.
Drei Gründe, warum hier dringend gehandelt werden sollte:
Wo könnte, wo müsste eine mutige und handlungsfähige Regierung konkret tätig werden? Eine kleine Auflistung:
Ich fürchte, nichts davon wird die Regierung realisieren, weil alles mühsam ist, weil es Widerstände gäbe, weil man sich Feinde machen würde. Und das alles wollen Politiker nicht. Wir haben daher schon 13 Jahre Regierungen, die auch in besseren Zeiten nie etwa das schon damals dringende Problem eines langfristig ob der ständig steigenden Lebenserwartung aus dem Ruder laufenden Pensionssystems anzurühren gewagt haben. Rot, Schwarz, Blau, Grün: Überall und immer hat der Populismus (also die Frage, ob eine Maßnahme nicht bei der Wahl schaden könnte) über die Grundrechnungsarten gesiegt.
Aber echte Leadership ließe sich nur durch solchen Mut beweisen. Der es in Zeiten wie diesen sogar am leichtesten hätte, von den selten reformbegeisterten Bürgern akzeptiert zu werden.