Das Virus, das auch das Hirn angreift
12. März 2020 00:40
| Autor: Andreas Unterberger
Lesezeit: 7:30
Europa steckt im Panik-Zustand höchster Intensität. Dennoch ist erstaunlich, dass ein Virus, das angeblich nur die Lunge angreift, sich bei manchen auch im Kopf niedergelassen hat. So inkonsequent, widersprüchlich, schädlich, geschmacklos und sehr oft nachhaltig nicht durchhaltbar ist vieles, was da in diesen Tagen und Stunden geschieht. In Deutschland, in Wiens Spitälern, in der SPÖ, bei linken "Intellektuellen" oder bei Regierungshilfen an darniederliegende Kleinstunternehmer. Die Spannweite dessen, was da auffällt, reicht von infam über feige bis amüsant. Empörend ist aber jedenfalls, dass man aus dem Ausland konkreter erfährt als von unseren vielen Gesundheitsbehörden, was man als normaler Bürger eigentlich selbst zur Vorbeugung oder als Selbsttest tun kann (mit nachträglicher Ergänzung).
Und sehr nachdenken sollten wir als Lehre aus der Krankheitswelle auch darüber, wie sehr die Corona-Krise das Versagen unseres in den letzten Jahrzehnten politisch durchgesetzten Familienmodells entlarvt.
- Besonders ärgerlich ist das, was in Wiens Spitälern abläuft. Dort ist man beim Lehrbetrieb, also der Ausbildung der künftigen Ärzte besonders rigid, bei den Patientenbesuchen hingegen ganz und gar nicht. Da wird nur diffus "an das kollektive Verantwortungsbewusstsein in der Bevölkerung appelliert", auf Besuche, "soweit das möglich ist" zu verzichten. Aber Wien sieht derzeit diesbezüglich "keinen Bedarf für behördliche Einschränkungen".
Das ist absolut skandalös. Es sollte genau umgekehrt sein. Die Ausbildung gehört intensiviert statt sistiert und die Besuchsregelung sollte streng gestrafft werden. Leiden doch gerade Wiens Spitäler schon seit langem darunter, dass Angehörige bestimmter Kulturen fast immer nur in Großfamilien-Dimension anrücken und ganze Ambulanzen und Spitalszimmer in aggressiver Weise für sich okkupieren. Gerade bei diesen Großfamilien helfen Appelle gar nichts (die ja oft gar keine österreichischen Medien konsumieren, die also diese windelweichen Appelle nicht einmal kennen!).
Helfen würden nur strikt kontrollierte Regeln, dass Kranken-Besuche nur einzeln erfolgen dürfen, und das auch nur zweimal am Tag. Ebenso darf es bei Ambulanz-Besuchen nur einen Begleiter geben. Ja, dafür braucht man Sicherheitspersonal, um das durchzusetzen. Aber wenn man das nicht einsetzt (es wird in Kürze eh genug Arbeitslose geben), wird sich in den ohnedies überlasteten Spitälern gar nichts ändern. Die einzigen, die diese "Appelle" der Gemeinde Wien ernstnehmen, sind wieder einmal die wenigen autochthonen Österreicher, die sich überhaupt noch in ein öffentliches Spital in Wien legen. Sie werden nun dadurch doppelt Opfer.
- Wäre es nicht so dramatisch, müsste man über das Hauptproblem der Politik während der letzten Stunden hellauf lachen: Sie weiß nicht, wohin mit den schulpflichtigen Kindern. Nach der Panik-Logik hätte man ihre Schulen natürlich längst genauso schließen müssen wie die Universitäten, Museen, Fußballplätze, Theater, Konzerte und Versammlungen. Nur: Wohin mit den Kindern? Dann würde jede dritte Krankenschwester und Billa-Verkäuferin daheimbleiben, weil sie alle natürlich nicht die eigenen Kinder unbeaufsichtigt lassen können. Dann bräche noch mehr zusammen.
Jetzt rächt sich fürchterlich der schlimme Trend der letzten Jahre, als Feministinnen wie auch Unternehmen wie auch Gewerkschaften wie auch Medien allen Müttern eingeredet haben, sie wären schlechte Menschen, wenn sie ihre Kinder nicht schon bald nach der Geburt irgendwo abgeben, um möglichst rasch wieder arbeiten zu gehen. Fast eine Million Kinder unter 14 ist als Folge auch außerhalb des reinen Schulbesuchs hinaus in irgendeiner Form von Fremdbetreuung.
Das ist ziemlich blöd gelaufen. Jetzt bräuchte selbst die Politik die Mütter dort, wo sie in den ersten Kinderjahren auch hingehören und wo auch fast jede Mutter sein will, nämlich an der Seite ihrer Kinder. Aber jetzt sind sie anderswo beschäftigt.
Jahrelang galt man als schlimmer Erzkonservativer, wenn man für die diesbezügliche Wahlfreiheit der Mütter gekämpft hat, ohne dass sie ökonomisch bestraft werden, wenn sie sich für die Mutterrolle entscheiden. Das frühere Arbeitsrecht hatte noch sehr weise Väter, die eine Familie zu nähren haben, besonders unter Schutz gestellt. Heute sind im Arbeitsrecht hingegen Frauen bevorzugt. Heute hat man mit Hinweisen gegen den politmedialen Zeitgeist wider die Familie in Österreich keine Chance (nur in Ungarn).
- Weniger Probleme als mit der in einer Woche einsetzenden Schließung von Kindergärten und Schulen für alle bis zum 14. Lebensjahr – wobei es überall bei Fehlen betreuender Eltern eine weitergehende Betreuung geben wird – gibt es mit Schülern der Oberstufengymnasien. Diese brauchen ja beim Daheimbleiben keine Aufsicht mehr.
Daher ist es absolut rätselhaft, warum auch bei ihnen die Schulsperrung erst am Montag in Kraft treten wird. Wenn diese Maßnahme schon als notwendig erachtet wird, dann hätte man sie ja sofort in Kraft setzen können. Ansteckungen kann es ja auch an Donnerstagen und Freitagen geben.
- Ringsum hebt derzeit großes Geschrei an, wer als erster Hilfe aus Steuermitteln bekommt. Luftfahrtgesellschaften (deren Krisen immer besonders spektakulär sind), Hoteliers und Reisebüros (die in Wirtschaftskammer und bei Schwarz wie Pink lautstarke Unterstützer haben), die Kulturindustrie (die bei Rot wie Grün sowie den immer besonders militant lobbyierenden Kulturredaktionen ihre Lobbys hat), Großbetriebe mit ihren Mitarbeitern (die von Industriellenvereinigung wie Gewerkschaft massiv vertreten werden), Medien, denen die letzten Inserate und Werbeeinschaltungen sowie die vorletzten Abonnenten wegbrechen (die trotz ihrer rapide gewachsenen Bedeutungslosigkeit noch immer von der Politik gefürchtet werden).
Ihnen allen wird – sofern sie laut genug geschrien haben – wohl geholfen werden. Beamte und Zwangsgebühr-Profiteure können in ihrer Sicherheit sowieso über alle Krisen nur lachen.
Eine große Gruppe bleibt aber übrig: Das sind die hunderttausenden neuen Selbständigen, Start-Ups- und Kleinstfirmen-Mitarbeiter, Einzelpersonenunternehmen. Sie fallen da überall dazwischen. Weil sie lieber gearbeitet, die Wirtschaft vorangebracht und viel Steuern erwirtschaftet haben, als sich lautstark zu organisieren. Sie sind oft binnen zwei Wochen von 150 Prozent Auslastung auf null gestürzt. Ihnen hilft in einer echten Krise niemand – sie werden aber den Parteien am Wahltag die Rechnung dafür ausstellen, wenn sie jetzt im Gegensatz zu den Organisierten wirklich überbleiben.
- Wie viele Kleinfirmen werden in Konkurs gehen müssen, wenn die Regierung bei ihrer jetzigen Linie bleibt, dass es Unterstützungen erst sechs Wochen nach Ende der Krise geben wird? Frühestens …
- Für ein wenig Heiterkeit in dunklen Tagen sorgt die SPÖ. Zuerst hat sie die Regierung kritisiert, weil diese zu wenig drastische Maßnahmen ergriffen hat. Jetzt kritisiert sie postwendend aus der anderen Richtung: Sie sähe eine generelle Schließung der Schulen "mehr als skeptisch", erklärt die Parteivorsitzende.
- Heiter ist auch Josef Kalina, der langjährige Pressebetreuer von SPÖ-Kanzlern wie Klima oder Gusenbauer, der jetzt andere SPÖ-Politiker mutmaßlich ebenso gut betreut: Er twitterte: "Sagt’s Bundesregierung geht’s noch? Am Sonntag startet mit Rheingold einziger Ringzyklus heuer!"
So hat halt jeder seine eigenen Sorgen und Prioritäten (und seinen Umgangston). Man kann ja alles sperren, aber doch nicht Richard Wagner! (Nebstbei erfahren wir auf diesem Weg, dass es auch unter Genossen Wagner-Anhänger gibt, obwohl solche ja früher von Linken prinzipiell als Nazis behandelt worden sind …).
- Manche Stimmen aus dem linken Eck kann man freilich gar nicht mehr amüsant sehen. Etwa die hier berichteten Worte einer Trägerin eines in der Szene prominenten Namens: Dass am Coronavirus vor allem alte Menschen sterben, hält die Betreiberin des Blogs "Frau Meike sagt" für einen Umstand, der niemanden weiter betrüben müsse. Alte sterben eben, das sei ganz normal, nun sterben etliche von ihnen eben etwas früher. Und das empfindet sie offensichtlich sogar als großes, großes Glück.
- Wie lange wird es dauern, bis der durch die massiven Reaktionen ausgelöste Teilzusammenbruch der globalen Weltwirtschaft zu scheinbar weitab von den Folgen des Virus liegenden Katastrophen führen wird? Daran sind zwar nicht österreichische Entscheidungen schuld, die Folgen werden trotzdem auch im Lande schlimm sein.
Wann werden beispielsweise wichtige Vorprodukte für die Medikamentenerzeugung (gegen welche Krankheiten immer) fehlen und so neue Opfer fordern? Wann werden – um nur eines von hunderten technischen Beispielen zu nennen – bei Windrädern Katastrophen passieren? Kommt doch deren Steuerungselektronik aus China, die vor Überhitzung – etwa bei starkem Wind – und damit Bränden schützen soll, welche wiederum große Flur- oder Waldbrände auslösen könnten?
- Das Widerlichste von Allen ist aber das Verhalten des großen Nachbarn Deutschland. Denn während man dort beschlossen hat, 1500 angeblich unbegleitete, angebliche Kinder asiatisch-muslimischer Abstammung aufzunehmen, hat der liebe Nachbar an der Grenze zwei LKW mit medizinischem Material an der Ausreise gestoppt. Dieses dürfe nur noch in Deutschland verwendet werden, auch wenn sie das Ausland schon bezahlt hat.
Wir lernen: Deutschland ist unter der Regierung Merkel-SPD solidarisch mit pakistanischen, afghanischen und syrischen Kindern, aber nicht mehr mit Nachbarländern und angeblich befreundeten EU-Mitgliedern - selbst wenn man deswegen EU-rechtswidrig wird.
Wir lernen: An sich selber wider alle EU-Rhetorik denken, darf nur Deutschland. Dasselbe Land ist jedoch mit verlogen-moralistischer Empörung am lautesten unterwegs, wenn auch Ungarn versucht, an sich selbst (und Europa!) zu denken, und moslemische Migranten aussperrt.
Die chinesischen Propagandaabteilungen sind da viel geschickter: Sie schicken jetzt mit großem Trommelwirbel einschlägige Hilfslieferungen nach Italien. Und lenken so davon ab, dass das Unheil in China seinen Anfang genommen hat, ob nun auf exotischen Tiermärkten oder in einem militärisch-biologischen Labor. Deutschland bereitet einem in letzter Zeit ständig nur noch Übelkeit …
Nachträgliche Ergänzung: Inzwischen ist im Wiener Gesundheitssystem Vernunft eingekehrt: Anstelle lächerlicher Appelle wurden Krankenbesuche vorerst gestoppt.
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