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Sympathieträger wird Donald Trump mit seinem präpotenten Auftreten keiner mehr. Aber wer sich bemüht, seine Politik halbwegs unbefangen zu analysieren, muss zugeben: Der US-Präsident ist ungewöhnlich erfolgreich. Weil die USA wirtschaftspolitisch sensationell unterwegs sind. Weil die oppositionellen Demokraten führungs- und richtungslos von einem Desaster zum nächsten stolpern. Weil Trump seine Devise "America First" wirklich ernst nimmt. Weil er die nationalen Interessen der USA weit vor denen des Rests der Welt ansetzt. Das kommt zwar im Rest der Welt nicht gut an, wo man sich zumindest insgeheim immer die USA als globalen Weltpolizisten gewünscht hat (den man dennoch gleichzeitig ständig dafür beschimpfen kann). Aber bei vielen Amerikanern ist das "America First" umso beliebter.
Derzeit treiben ihm insbesondere die Peinlichkeiten der Demokraten geradezu täglich Sympathien zu:
Diese Geschlossenheit zeigt, wie sehr Trump heute die gesamte Partei auf seiner Seite hat. Das ist ein totaler Gegensatz zur Situation vor vier Jahren, wo Trumps Kandidatur noch vom republikanischen Parteiestablishment abgelehnt worden ist (ein kluger Beobachter hat die Trumpisierung der Republikanischen Partei unlängst damit verglichen, wie Sebastian Kurz die ÖVP komplett zu einem Kurz-Wahlverein gewandelt hat).
Der gesamte Impeachment-Vorgang ist jedenfalls wenig überzeugend gewesen. Die republikanische Mehrheit ist selbst damit problemlos durchgekommen, dass sie im Senat nicht einmal Zeugenanhörungen zugelassen hat, bevor sie Trump freigesprochen hat.
Zwar bestehen nur wenig Zweifel, dass die gegen Trump erhobenen (und von ihm geleugneten) Vorwürfe stimmen. Aber sie sind einfach viel zu wenig gewichtig, als dass sie so etwas Dramatisches wie die Amtsenthebung eines Präsidenten rechtfertigen würden. Denn Trump hat zwar mit unsauberer Brutalität agiert – aber er hat dabei gegen kein amerikanisches Strafgesetz verstoßen.
Beide Aktionen, die Trump da gesetzt hat, stehen nämlich in der Kompetenz des US-Präsidenten: Er hat einerseits über die Auszahlung oder Nichtauszahlung von Militärhilfe an die Ukraine entschieden; worüber US-Präsidenten im Rahmen des Budgets vollen subjektiven Entscheidungsspielraum haben. Und er hat andererseits von der Ukraine Rechtshilfe angesichts des Verdachts krimineller Handlungen durch zwei amerikanische Bürger verlangt. Das zählt ebenfalls zu den Aufgaben einer Regierung.
Dass diese amerikanischen Bürger ein potenzieller Gegenkandidat Trumps bei der nächsten Wahl – der frühere demokratische Vizepräsident Biden – sowie sein in der Ukraine tätiger Sohn sind, gibt dem Ganzen einen unguten Hautgout. Ebenso wie die offensichtliche Verquickung zwischen Militärhilfe-Auszahlung und Rechtshilfe-Forderung. Aber nichts davon verstößt gegen ein Gesetz.
(Das ist übrigens – ein zweiter österreichischer Einschub – ein klarer Unterschied zu etlichen Vorkommnissen in der österreichischen Innenpolitik. Man denke an den mafiosen Lausch- und Videoangriff gegen H.C. Strache. Man denke an die Hackerangriffe auf die ÖVP-Buchhaltung. Man denke an die SPÖ-Silberstein-Aktionen im vorletzten Wahlkampf.)
Die Aufregung über Trumps Ukraine-Aktionen ist in den Augen vieler Amerikaner umso fadenscheiniger, als dieselben Demokraten während der ersten zwei Jahre der Trump-Regierung diesen mit einem anderen noch viel lächerlicheren Vorwurf zu jagen versucht haben: Trump sei ein russischer Agent und habe nur mit Hilfe Russlands die Wahl gewonnen. Als der sogenannte Mueller-Report ergeben hat, dass es keinerlei Beweise für eine Agententätigkeit Trumps gibt, ist mit der Ukraine-Causa flugs ein neuer Kriminalitätsvorwurf auf den Tisch gekommen. Und jetzt – nach Platzen des Impeachments und in einem Wahljahr – entdeckt eine Buchautorin ganz plötzlich, dass sie vor 25(!) Jahren von Donald Trump vergewaltigt worden sei.
Diese Serie macht das Vorgehen der Demokraten ziemlich abstoßend. Zunehmend entsteht der Eindruck, dass sie mit solchen Kriminalisierungs-Aktionen gegen Trump nur vom Fehlen einer eigenen klaren Linie ablenken wollen. Ständige Denunziation ist noch keine Politik (Das hat sich übrigens – wenn noch ein Seitenblick auf Österreich erlaubt ist – auch bei Peter Pilz deutlich gezeigt).
Freilich hatte sich auch Trump einst während seiner Präsidentschaftskandidatur als Denunziant versucht. Er hatte seine Gegenkandidatin Hillary Clinton wild wegen des skurrilen Vorwurfes attackiert, sie habe als Außenministerin ihre private Mail-Adresse verwendet und nicht nur das – sicherheitsmäßig besser geschützte – Konto des Ministeriums.
Der Isolationismus des amtierenden Präsidenten ist bei den amerikanischen Wählern durchaus populär. Trump hat auf den von allen bisherigen Präsidenten unternommenen Einsatz amerikanischer Soldaten gegen globale Übeltäter weitestgehend verzichtet. Er hat ihn durch aggressive und beleidigende, aber zweifellos unblutige Internet-Tweets ersetzt. Diese haben von Nordkorea bis Iran etliche Wirkung erzeugt. Diese Länder wissen nicht genau, wie sie Trump einschätzen sollen und verhalten sich daher – im Gegensatz zu ihren ganz anders klingenden Drohungen – vorsichtig.
Das Funktionieren dieser Trump-Strategie ist erstaunlich. Abgesehen vom erfolgreichen Einsatz der USA gegen den "Islamischen Staat" könnte man Trumps Verhalten zumindest bisher sogar als pazifistisch bezeichnen. Die USA sind fast nur noch ein Weltpolizist, der schimpft, droht und sich rüde benimmt, der aber fast nie wirklich eingreift. Schauen wir, wie lange das so funktionieren kann.
Vielleicht hilft dabei die Tatsache, dass die USA derzeit außen- und wirtschaftspolitisch sensationell erfolgreich unterwegs sind. Das zeigt eine ganze Reihe von Schlaglichtern:
Die Aufzählung all dieser für Trump sprechenden Punkte heißt freilich keineswegs, dass seine Politik fehlerlos wäre. Als seinen größten inhaltlichen Fehler muss man aus heutiger Sicht wohl seine Attacke auf den freien Welthandel durch die Kastrierung der WTO ansehen.
Auf Grund all dieser Fakten würde ich aber jedenfalls nicht darauf wetten, dass Trump die Präsidentenwahlen im heurigen November verlieren wird. Auch wenn die europäischen Medien diesen Eindruck zu erwecken versuchen.