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Das rotgrüne Rathaus präsentiert – wieder einmal – einen neuen Vorschlag für die Verbauung des Areals zwischen Konzerthaus und Stadtpark. Jedoch: Das, was da präsentiert worden ist, erweist sich neuerlich als Verhöhnung der Bürger dieser Stadt und aller, die an ihrer Schönheit interessiert sind. Die Aussagen der Rathaus-Gewaltigen machen überdies deutlicher denn je, dass es da im Hintergrund rechtswidrige Absprachen gegeben haben dürfte (mit nachträglicher Ergänzung).
Es geht um ein Bauprojekt, dessen Verwirklichung nach allen bisherigen Plänen laut offizieller Festlegung der Unesco die Streichung Wiens aus der Liste der Stätten des "Weltkulturerbes" zur Folge haben wird. Hauptpunkt der Kritik an dem Projekt war ein projektierter Turm in einer der schönsten Ecken des Wiener Stadtzentrums, wo Jugendstil, Biedermeier und Ringstraßen-Architektur zusammenstoßen. Zuerst war von einem 73 Meter hohen Turm die Rede, dann von 66 Metern (der Ringturm – gewiss auch keine ästhetischer Höhepunkt der Innenstadt misst 71 Meter). Die Unesco hat hingegen immer auf einer Bauhöhe von maximal 43 Metern beharrt, der derzeit genehmigten Höhe des dort stehenden Hotels Intercontinental.
Die nunmehrige Provokation, die von der Rathaus-Propaganda als Einlenken verkauft wird, ist eine mehrfache:
Diese als Kompromiss getarnte Mehrfachprovokation steht in groteskem Widerspruch zum Verhalten von Bürgermeister Ludwig: Dieser hat vor einem Jahr großspurig eine zweijährige "Nachdenkpause" verkündet – mit der das Projekt bis hinter die Wiener Gemeinderatswahlen eingefroren worden wäre. Und jetzt hat Ludwig sogar behauptet, dass für Wien der Welterbestatus "oberste Priorität" hätte. Diese Behauptung steht in totalem Gegensatz zu der frechen Formulierung von Woller: "Wenn sie sagen ,43 Meter‘, dann kriegen sie den Turm."
PS: In Wien kursieren zugleich intensive Gerüchte, die das ständige Insistieren der SPÖ auf einem höheren Bau als zulässig weniger mit der charakterlichen Präpotenz von Rotgrün beziehungsweise der Überbleibsel der Häupl-Partie wie Woller, sondern mit finanziellen Aspekten erklären. Natürlich gilt da die Unschuldsvermutung.
PPS: Tatsache ist jedenfalls, dass sich die große historische Schönheit der Wiener Stadtarchitektur in den letzten hundert Jahren nirgendwo vermehrt, sondern nur noch reduziert hat, und dass der einzige SPÖ-Bürgermeister, der seit Karl Lueger dafür überhaupt eine Sensorium hatte, der verstorbene Helmut Zilk gewesen ist.
Nachträgliche Ergänzung: Inzwischen wird auch der offensichtliche Grund für die Eile der rotgrünen Genossen im Gemeinderat klarer: Sie wollen das Ding durchpeitschen, noch bevor der Verwaltungsgerichtshof endgültig über die Pflicht zu einer Umweltverträglichkeitsprüfung entschieden hat. Die Vorgangsweise dürfte damit noch schmutziger sein als schon bisher zu befürchten gewesen ist.