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Als einst das Brot teurer geworden ist, sind die Menschen wütend geworden. Worauf die Herrscher reagiert und den Brotpreis streng limitiert haben. Da war dann alles gut: Die Menschen hatten billiges Brot, und die Herrscher waren populär. Doch: Nach kurzer Zeit ertönten neue, noch lautere Klagen: Es gab kein Brot in den Geschäften! Viele Bäcker hatten erkannt, dass sie am Brotbacken ja nichts mehr verdienten; wenn ein alter Bäcker zusperrte, wollte kein junger mehr übernehmen. Die Bauern bauten immer weniger Weizen an. Wenn eine Mühle kaputt wurde, rentierte es sich nicht mehr, sie zu reparieren. Und Brot gab es bald nur noch zu horrenden Preisen am Schwarzmarkt.
Es dauerte lange, aber irgendwann begriff man und der Brotpreis wurde freigegeben. Seither gibt es keinen Mangel, seither wissen Bäcker, Müller und Bauern, dass sie vom Brotmachen gut leben können, seither erfreuen sich die Konsumenten an einer tollen Fülle Brotsorten, an guten und besseren, an billigen und teureren.
Genau diese Geschichte des Brotes ist der Grund für die Überlegenheit der Marktwirtschaft. Das wird heute bei Lebensmitteln, von denen viele einst mit großem bürokratischem Aufwand preisgeregelt waren, von allen als selbstverständlich erkannt. Umso erstaunlicher, dass das in anderen Bereichen noch keineswegs begriffen wird. Wie beim Wohnen.
Hier passiert gerade in etlichen Städten das genaue Gegenteil. Etwa in Berlin, der größten deutschsprachigen Stadt. Hier werden durch eine Fülle von neuen Regeln die Mieten radikal limitiert. Hier nimmt die Verwaltung Milliarden in die Hand, aber nicht etwa, um neue Wohnungen zu bauen, sondern um schon vorhandene Wohnbauten zu verstaatlichen.
Die Kausalitäten der Markwirtschaft wirken aber auch in Berlin. Das heißt, als Folge der politisch beschlossenen Preisregelungen wird viel weniger gebaut werden, werden viele private Eigentümer ihre etwa für die Enkel gedachten Wohnungen inzwischen nicht vermieten, wird die Wohnungsnot jener, die keine haben, die beruflich nach Berlin ziehen müssen, die eine Familie gründen wollen, von Jahr zu Jahr dramatisch größer werden. Es wird genau das passieren, was die Ostberliner in den Jahrzehnten vor 1989 schmerzhaft erlebt haben: Wohnungen sind billig, aber nicht zu bekommen.
Aber auch anderswo rufen neuerdings immer öfter Politiker nach solchen Maßnahmen. Statt einfach mit einem Bäcker zu reden.
Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".