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Bargeld ist Freiheit

Bargeld ist ein ganz essenzielles Element der persönlichen Freiheit. Davon sind fast alle Europäer tief überzeugt. Weder der Staat noch die Bank noch die diversen Internet-Kraken mit ihren Datenbergen noch die Hacker noch die Ehepartner sollen alles wissen können über mich.

Auf der anderen Seite tönen freilich die Staaten: Ohne Bargeld wären viele Verbrechen nicht oder zumindest nicht in der bisherigen Form möglich. Vom Diebstahl der Geldbörse aus Damenhandtaschen bis zur Erpressung von Lösegeld in "kleinen Scheinen" müsste sich die Verbrecherwelt ganz neue Methoden einfallen lassen. Was ihr freilich schon vor einer Abschaffung des Bargelds gelungen ist: Immer öfter verlangen Erpresser (etwa solche, die aus der Ferne einen Computer lahmgelegt haben) ja heute schon an Stelle von Bargeld rein elektronische Bitcoins oder ähnliche Cyber-Währungen, deren Spuren sich angeblich nicht nachweisen lassen (ohne dass man aber Sicherheit bekäme, der Computer würde nachher wieder funktionieren ...).

Daher sollten wir uns nichts vormachen lassen: Bei der wachsenden Aversion mancher Staaten und fast aller Notenbanken gegen das Bargeld geht es gar nicht um den Kampf gegen die Verbrecherwelt. Es geht vielmehr darum, dass die Existenz von Bargeld das größte Hindernis für die Ausrollung von Negativzinsen in breiter Front ist. Bei Bargeld können Negativzinsen ja logischerweise nicht funktionieren. Da sind 100 Euro auch nach einem Jahr 100 Euro. Nur bei Bankeinlagen kann die politische Macht dekretieren, dass sie dann nur noch 98 oder 95 Euro wert sind (in beiden Fällen unabhängig von De- oder Inflation!)

Aus haargenau dem gleichen Grund kämpfen EZB und Staaten gegen die Pläne von Facebook für eine neue Digitalwährung ("Libra"), bei der die Schweizer Nationalbank die Nachteile bisheriger Digitalwährungen verhindern soll, also vor allem die Ungewissheit, wer eigentlich dahintersteht. Eine solche seriöse Währung mit sehr geringem Kriminalitätsrisiko wäre der Traum für viele, die ihr Geld vor dem Staat schützen und die es wertstabil erhalten wollen, und für Unternehmen, die global Geldwerte transferieren müssen.

Für die Staaten, die EZB &. Co wäre sie freilich der Alptraum. Sie könnten dann kaum mehr durch Festsetzung von Zinsen und Währungskursen oder durch Ankauf staatlicher Anleihen zum eigenen Vorteil und zum Nachteil der Menschen manipulieren.

PS: Und natürlich ist auch Gold dem Bargeld gleichzusetzen. Hängt die linke Hysterie der Stunde über die Goldbarren der FPÖ daher vielleicht auch mit der Aversion von politischen Gruppierungen, die die Freiheit der Menschen möglichst einschränken wollen, gegen Bargeld zusammen? Oder ist es halt nur die übliche Strategie, einem politischen Gegner eines auswischen zu wollen? Und um von der unangenehmen Tatsache abzulenken, dass bei der SPÖ-Spitze peinlich viele Porsche-Besitzer bekannt geworden sind? Gold hat gegenüber Bargeld jedenfalls den zusätzlichen Vorteil, dass es automatisch allen Geldentwertungs-Versuchen der EZB entzogen ist - die ja die logische Steigerung zu Minuszinsen sind. Es hat freilich zugleich den Nachteil viel größerer Volatilität und geringerer Praktikabilität ...

Ich schreibe in jeder Nummer von Österreichs einziger Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".

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