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Es ist schwer, kein Mitleid für die SPÖ-Vorsitzende zu empfinden. Eine nette und hübsche Frau, die vermutlich viel von Impfungen versteht, versucht sich verzweifelt in einer ihr völlig fremden Rolle, nämlich als politisches Alpha-Tier. Und scheitert daran jämmerlich.
Bei all ihren Auftritten strahlt sie neben verkrampften Bemühungen, es richtig zu machen, optisch vor allem Angst aus. Sie hat keinerlei Ausstrahlung und Charisma. Sie reißt niemanden mit, sondern löst Mitleid aus, weil sie pflichtbewusst eine Mission impossible übernommen hat, die sonst niemand gewollt hat.
Darüber hinaus vermittelt sie aber auch in hohem Ausmaß Inkompetenz. Zuhause fühlt sie sich nur auf dem Gebiet der Gesundheitspolitik – genauer gesagt nur dem der Medizin. Denn Gesundheitspolitik in ihrer ganzen Breite würde auch tiefgehende Beherrschung der ökonomischen, demographischen, verfassungsrechtlichen und organisatorischen Zusammenhänge erfordern. Die sie nicht hat.
Allerdings sei hinzugefügt, dass auch keiner der letzten Gesundheitsminister eine echte Reform geschafft hat. Sie alle scheiterten an den Betonmauern von Sozialpartner-, Landeshauptmänner- und Ärztekammer-Imperien. Sie mussten vielleicht auch deshalb scheitern, weil die wirklichen Notwendigkeiten, wie beispielsweise die generelle Einführung von Selbstbehalten und die dadurch möglich werdende ordentliche Entlohnung von Kassenärzten, politisch und ideologisch (noch) nicht durchzubringen sind. Das wird wohl erst dann möglich sein, wenn das System noch mehr kollabiert ist.
Zurück zu Pamela Rendi-Wagner: Sie kann auch in keinem anderen der zentralen Politikfelder Kompetenz ausstrahlen. Sie versucht sich überall bloß mit eingelernten Phrasen aus der Mottenkiste der Sozialdemokratie durchzuschlagen. Was aber nur noch mehr den Eindruck krampfhafter Ängstlichkeit verstärkt. Ich kenne jedenfalls keinen einzigen ihrer Auftritte, bei dem sie eigenständiges Denken zu den wichtigsten Themen vermittelt hätte. Ob es nun um das Kapitel Migration und Islamisierung geht, um Wirtschafts- und Finanzpolitik, um Demographie und Pensionssystem, um Europa und Verfassung. Oder gar um Landesverteidigung und Bildung.
Größer noch als dieser persönliche Jammer ist die inhaltliche Perspektivenlosigkeit der SPÖ und der gesamten Sozialdemokratie. Sie wirkt nämlich auch in fast allen anderen Ländern verbraucht. Sie scheint im 19. Jahrhundert steckengeblieben. Sie kann generell fast nur noch dann Wahlerfolge erzielen, wenn sich etwa wie in Spanien die nichtlinken Parteien durch einen großen Korruptionsskandal selbst schwer beschädigen.
Wie zur Bestätigung fällt auf: Niemand, kein Künstler, kein Schauspieler, keiner der selbsternannten Intellektuellen veröffentlicht derzeit noch Sympathieaufrufe für die SPÖ. Es besteht ja für Mitläufer keine ernstzunehmende Aussicht mehr, dadurch etwas zu erreichen, dadurch in die Nähe eines mit Subventionen gefüllten Futtertrogs zu kommen. Es gibt nur noch die Tröge der Gemeinde Wien, aber an denen drängen sich schon so viele linke Veteranen und Medien, dass da für niemanden sonst noch Platz ist. Kann doch das rote Rathaus nicht einmal mehr den Schwulen-Ball finanzieren.
Keine der kandidierenden Parteien hat wohl so wenig Chancen wie die SPÖ, nach den nächsten Wahlen Teil einer Koalition zu sein. Für Alt- wie Junglinke ist es daher vorteilhafter und jedenfalls viel cooler, sich den wiedererwachenden Grünen anzuschließen.
Die Grünen werden aus mehreren Gründen erfolgreich sein:
Dieser grüne Hype ist zweifellos eine der wichtigsten Erklärungen für die katastrophale Situation der SPÖ, die bei allen Umfragen nur noch knapp vor der Ibiza-geschädigten FPÖ liegt, wenn überhaupt. Die SPÖ wird froh sein müssen, wenn sie am Wahlabend einen Zweier an erster Stelle ihrer Prozentangabe stehen hat.
Das alles kann aber nicht übertünchen, dass die persönlichen Umfragewerte für Rendi-Wagner sogar noch schlechter sind als für die Partei: Nur 17 Prozent der Österreicher nennen ihren Namen, wenn man sie nach dem Wunsch-Bundeskanzler frägt, während die Partei noch bei 22 Prozent liegt. Für den freiheitlichen Spitzenmann Hofer sprechen sich immerhin 20 Prozent aus (wieder: trotz Ibiza!), also mehr als für Rendi.
Auch noch eine andere Frage zeigt: Die SPÖ-Vorsitzende ist weniger Österreichern "positiv aufgefallen" als viele andere Spitzenpolitiker, nämlich nur 30 Prozent der Befragten. Kogler wird auf diese Frage von 32 Prozent positiv genannt, Meinl-Reisinger von 36 und Hofer gar von 39. Von den 57 Prozent, denen Sebastian Kurz zuletzt positiv aufgefallen ist, gar nicht zu reden.
Kann die SPÖ noch einmal aus dieser steilen Talfahrt zu einer Wiederbelebung gelangen? Ja, gewiss. Nichts ist in der politischen Zukunft unmöglich – aber eben auch ein endgültiges Aus für die Partei. Es sind ja auch schon andere Parteien untergegangen, von der KPÖ bis zum Team Stronach.
Aus heutiger Perspektive besteht nur dann eine Chance auf ein echtes Überleben der SPÖ, wenn mindestens eine der drei folgenden Möglichkeiten eintritt: