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Die modische Seuche auf unseren Straßen

Die Jünger der heiligen Greta fliegen zwar nur mehr unter Absingen höchst beknirschter Selbstgeißelungsrituale – jüngst durften wir lesen, dass es den neuen Trend der "Flugscham" gibt. Aber gegen die neue Straßenpest der e-Scooter, also der elektrischen Tretroller, haben sie nichts. Müssen ja eh die anderen Verkehrsteilnehmer ausbaden.

In London, wo diese Gefährte eigentlich gar nicht für den Straßenverkehr zugelassen sind, kam eine junge e-Scooter-Fahrerin bei einer Kollision mit einem LKW zu Tode. Da sie den derzeit gehypten "Beruf" einer Influencerin ausübte, machte dies internationale Schlagzeilen.

Auch hierzulande.

Dabei sind allein im letzten Jahr bei uns 17 Menschen bei Unfällen mit den elektrischen Rollern getötet worden. Die meisten (13) waren freilich nicht nur keine "Influencer", sondern Menschen über 65 – also Passanten, nicht Rollerfahrer. Insgesamt gab es 1025 Unfälle mit diesen modischen Geräten.

Das alles macht keine Schlagzeilen.

Denn da müsste womöglich jemand darüber nachdenken, wie es denn um eine Versicherungspflicht steht – offensichtlich sind diese Tretroller ja ordentlich gefährlich. In Deutschland etwa kommt jetzt diese Haftpflicht.

Vielleicht wäre es Zeit, auch bei uns darüber zu diskutieren, ob nicht alle fahrenden Verkehrsteilnehmer endlich verpflichtet werden müssten, die Straßenverkehrsordnung zu kennen und sich an ihre Vorschriften zu halten (das wäre auch bei den Radfahrern schön). Die wenigen Vorschriften, die für die Rollerfahrer erlassen wurden (etwa Radweg-Benutzungspflicht, Gehsteigfahrverbot), sind wohl nur da, um nicht eingehalten zu werden. Mit 70 Stundenkilometern zu zweit auf einem Roller durch die Stadt zu brausen, ist wenigstens selten. Sich rücksichtslos im Slalom über Gehsteige zu schlängeln – und alte Menschen genauso wie Mütter mit Kleinkindern zu gefährden – ist dagegen Alltag.

Es wird ja das bisserl erlassene Vorschrift nicht einmal überwacht.

Aber, bewahre, würde irgendein Politiker solcherlei verlangen, er wäre sicher schnell als unverbesserlich rückständiger Klimaleugner entlarvt. Denn es wird ja behauptet, die Scooter-Pest sei kein kindisches Vergnügen, sondern zur Schau getragenes Umweltbewusstsein: Hauptsache, ein Autofahrer weniger!

Andere europäische Großstädte haben die modische Seuche bereits verbannt – Stockholm etwa, Paris. Madrid hat sie eingeschränkt – nicht ohne triftigen Grund: Denn wie bei den Leih-Fahrrädern gibt es die Roller als (übrigens ziemlich teure) Mietobjekte allüberall buchstäblich zu Hauf. Sie liegen dann, wenn sie das Autofahren in der Stadt nicht gerade zum gefährlichen Spießrutenlauf machen, mit leeren Akkus irgendwo auf Gehsteigen herum, behindern die Fußgänger, schauen grauenerregend aus – und sind einfach ein Ärgernis.

Noch schlimmer: Sie sind auch eine einzige Umweltsünde – womit wir wieder bei der Heiligen Greta wären, die ihren Jüngern dieses kindliche Vergnügen aber trotzdem gönnt. Einmal sind da die Batterien – der Lithium- und Kobaltabbau vernichtet ganze Landstriche, macht Menschen in Afrika, auch Kinder, krank. Und dann ist das ganze Unding nach ein paar Monaten nur teurer, umweltbelastender Elektroschrott.

Umwelt-Apostel könnten wenigstens ihre Roller aus eigener Kraft antreiben, wenn sie auf diese Weise schon unbedingt ihre versäumte Kindheit nachholen müssen. Es muss doch nicht immer ein bequemer, nur vordergründig umwelt"freundlicher" Antrieb sein. Muskeln täten’s auch.

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