Abonnenten können jeden Artikel sofort lesen, erhalten anzeigenfreie Seiten und viele andere Vorteile. Ein Abo (13 Euro pro Monat/130 pro Jahr) ist jederzeit beendbar und endet einfach durch Nichtzahlung.
Abonnenten können jeden Artikel sofort lesen, erhalten anzeigenfreie Seiten und viele andere Vorteile. Ein Abo (13 Euro pro Monat/130 pro Jahr) ist jederzeit beendbar und endet einfach durch Nichtzahlung.
Noch erstaunlicher als die breite Berichterstattung über die Schredder-Groteske ist die Tatsache, was gleichzeitig alles von den Medien, insbesondere vom ORF überhaupt nicht oder zumindest nicht wahrnehmbar berichtet worden ist. Das beweist, dass sich viele Medien mit dem Gebührenfunk an der Spitze nur noch als Wahlkampfmaschine zur Verhinderung einer neuen schwarz-blauen Mehrheit verstehen (mit aktuellen Ergänzungen).
Am Schredder-Dramolett selbst (die Handlung: Ein Mitarbeiter des damaligen Bundeskanzlers hat vor dem Ausscheiden aus der Regierung einige Festplatten vernichten lassen) haben maximal folgende drei Aspekte zumindest eine Ähnlichkeit mit einer Affäre:
Der Rest des Dramoletts besteht aus dem absurden Versuch, aus einem Nichts eine Wahlkampfaffäre zu machen. In Wahrheit gehört es seit Jahrzehnten zum grundlegenden Handwerkszeug jedes politischen Kabinetts, außer den formellen Akten bei Amtsübergabe alle Unterlagen zu entsorgen. Besonders grotesk ist der Verdacht, dass auf den Platten das Ibiza-Video gespeichert gewesen sein könnte, obwohl es sich nach allem, was man weiß, um Drucker-Festplatten gehandelt hat. Auf denen keine Videos gespeichert werden können.
Noch grotesker ist die Aufregung, weil es sich nicht – wie im ersten Zeitungsbericht dazu gestanden – um eine, sondern um fünf Drucker-Festplatten gehandelt habe. Armin Wolf, der oberste Links-Hetzer der Nation, gerät ob dieses Umstandes beim Verhör des ÖVP-Generalsekretärs so in Aufregung, dass man Angst haben muss, er werde jetzt auf offener Szene einen Herzinfarkt bekommen.
Die einzige nachweisbare Unwahrheit in diesem Zusammenhang stammt übrigens vom Wolf-Gesinnungsgenossen Klenk – von einer primär durch Gemeinde-Wien-Inserate und ständige ORF-Auftritte vor dem Nirwana geretteten Wochenzeitung –, der den jungen Mann im Fernsehen als "Beamten" bezeichnet. Was dieser nicht war und ist. Was jeder Jus-Student wissen müsste, der einmal öffentliches Recht gelernt hat. Aber das nur am Rande …
Ein langjähriger Leiter einer IT-Abteilung eines großen staatlichen Forschungsinstituts berichtet mir in einem Gespräch, dass es absolut empfehlenswert ist und von ihm meist gemacht worden ist, eine Festplatte gleich mehrmals durch den Schredder zu schicken, da sonst eine Chance besteht, dass ein sogenannter "Datenretter" die Daten weitgehend rekonstruieren kann. In seiner Anstalt würde vor allem der Betriebsrat intensiv darauf bestehen, dass alle Festplatten ordnungsgemäß entsorgt werden.
Als die Aufregung – zum Glück ohne Herzinfarkte – wie ein Luftballon geplatzt ist, reitet der Wahlkampfleiter der SPÖ ein, um noch einen letzten Verzweiflungsangriff zu starten: Exkanzler Kurz sage nicht die Wahrheit, weil die Schredderung schon vier Tage vor dem Misstrauensantrag im Nationalrat passiert sei.
Noch lächerlicher geht’s freilich nicht mehr. Denn schon sieben(!) Tage vor dem Misstrauensvotum hat die Liste Pilz – oder wie sie gerade heißen mag – einen dementsprechenden Antrag gegen Sebastian Kurz angekündigt. Und nur einen(!) Tag später hat der – gerade gefeuerte – FPÖ-Innenminister Herbert Kickl verkündet, dass seine Partei dem Antrag zustimmen werde. Selbst politischen Analphabeten musste ab diesem Zeitpunkt das Ende der ersten Kanzlerschaft des Sebastian Kurz klar geworden sein. Spätestens ab diesem Zeitpunkt wäre es daher grob fahrlässig gewesen, wenn das Kanzlerkabinett nicht ans Aufräumen gegangen wäre.
Mein Gott, wie lächerlich sind die Medien dieses Landes, die sich über ein solches Nichts tagelang erregen können! Damit können sie nicht einmal einen einzigen Wähler beeindrucken, so sehr sie sich auch bemühen. Sie können diese höchstens noch mehr von den Bildschirmen vertreiben.
Die Medien können sich nicht einmal darauf ausreden, dass Saure-Gurken-Zeit wäre und es außer der Johnson-Wahl und der erhöhten Kriegsgefahr im Golf nichts zu berichten gäbe, sodass sie halt tagelang – und vor allem in jeder ZiB – die Schredderei ins Zentrum rücken müssten. Jedoch ist das Gegenteil wahr, würde man mit offenen Augen in die Welt blicken. Es gäbe sogar sehr viel zu berichten.
Ein kleiner aktueller Überblick darüber:
ORF & Co berichten uns nicht, was wichtig ist, sondern nur das, was in ihr Selbstverständnis als Speerspitze des grünroten Wahlkampfs passt. Darin dürfen ÖVP und FPÖ jetzt zwei Monate lang absolut nur negativ vorkommen. Das dafür täglich.
PS: Vielleicht lernt die ÖVP aus dieser Schredder-Absurdität endlich auch, wie leicht die rotgrüne Propagandamaschinerie in ORF, Falter und Co aus absolut Nichts einen "Einzelfall" machen kann. Und dann machen sie nächste Woche noch einen Einzelfall. Und dann noch einen. Und schon ist klar: Absolut unakteptabel diese Partei, dieser Politiker.
PPS: Besonders köstlich ist die leicht verspätet ausgebrochene Empörung der Gewerkschaft darüber, dass das Team von Sebastian Kurz den fast durchwegs roten Beamten des Kanzleramtes bei der Entsorgung heikler Daten misstraut hat. Solches Misstrauen von Ministern der eigenen Beamtenschaft gegenüber ist in all den Jahrzehnten, in denen ich mit Politik zu tun habe, absoluter Usus gewesen: "Da treffen wir uns lieber persönlich, nicht im Ministerium." "Das schicke ich Ihnen aber nicht über die Ministeriums-Adresse." "Aber bitte nicht am Telefon." "Das senden Sie mir an meine Privatadresse." Und wer das nicht glaubt, soll eine Sekunde an die Staatsanwaltschaft denken: Von dort landen seit vielen Jahren ständig einseitig ausgesuchte Aktenteile, die eigentlich unter das Amtsgeheimnis fallen, bei den immer gleichen (und immer linken) Medien, die sich dann ihrer Recherchen rühmen - nur weil sie ihre Briefkästen aufgemacht haben. Dabei ist theoretisch die Staatsanwaltschaft viel parteiunabhängiger als die Rekrutierung des Kanzleramtes.