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Stadthallengebete oder: Schon wieder ein Eigentor der Kurz-Hasser

Fast zur gleichen Stunde, da alle drei Linksparteien samt ihren Alt- und Neu-Bundespräsidenten demonstrativ bei einer Massenveranstaltung der Schwulensekte aufgetreten sind, wurde bei einer evangelikalen Massenveranstaltung in der Stadthalle ein Gebet für Sebastian Kurz gesprochen. Lassen wir einmal offen, ob ein solcher Segen nützt oder nicht, lassen wir auch dahingestellt, ob Kurz die sehr begeisterten Worte auch ganz verdient hat, so bleibt doch eindeutig: Die hasserfüllte Kritik anderer Parteien wie auch einiger Priesterkleidung tragender Linkskatholiken an der Veranstaltung und diesem Segen ist absurd, dümmlich und inkonsequent. Und widerlich ist, dass niemand von ihnen die gleichzeitige Schwulen-Inszenierung zu kritisieren wagt.

Schon die Bezeichnung "Sekte" für das Treffen in der Wiener Stadthalle ist eine Infamie. Denn das war keine Sektenveranstaltung. Die Evangelikalen sind vielmehr eine ökumenisch-christliche Massenbewegung mit deutlich esoterischem Anstrich, die nicht Menschen von einer der bestehenden christlichen Kirchen abwerben, sondern im Gegenteil die Menschen zu den Kirchen (zurück)führen will. Sie sind wohl der kräftigste Ansatz der gesamten Geschichte zur Überwindung der (vielen) Spaltungen unter den Christen.

Das konnte ich schon seit etlichen Jahren daran ablesen, dass mehrere katholische Priester im Gespräch mit mir deutliche Sympathien für diesen beeindruckenden globalen Aufbruch geäußert haben. Das konnte man auch daran sehen, dass sich der katholische Kardinal Schönborn (trotz seiner Rekonvaleszenz nach einer schweren Operation) zu den 10.000 anderen – fast durchwegs jugendlichen – Christen in die Stadthalle begeben und dort gesprochen hat.

Die spirituelle Massenbewegung der Evangelikalen ist bereits in vielen Ländern eine große und rasch wachsende politische Macht geworden. Von Asien über Afrika bis insbesondere Amerika. Sie sind keine Kirche und keine Partei, aber klare Gegner von Linkskatholiken und Linksprotestanten. Sie sind vor allem engagierte Unterstützer für christlich-konservative Politiker. Weder der US-Präsident noch jener Brasiliens hätten wohl ihr Amt ohne deren Unterstützung errungen.

Gewiss ist nachvollziehbar, wie sehr die Konkurrenten von Sebastian Kurz es als ärgerlich empfinden müssen, dass der ÖVP-Obmann da vor der begeistert mitmachenden Stadthallen-Masse vom veranstaltenden australischen Missionar plötzlich mit einem emphatischen Segensspruch geehrt worden ist: "Gott, wir danken dir so sehr für diesen Mann. Für die Weisheit, die du ihm gegeben hast. Für das Herz, das du ihm gegeben hast für dein Volk."

Erst der kollektive Schaum vor dem Mund aller Kurz-Gegner hat dieses Ereignis in der Stadthalle über die Anwesenden hinaus so richtig bekannt gemacht. Ursprünglich ist es ja vom ORF – soweit ich es überblicken kann – komplett totgeschwiegen worden, obwohl der linke Gebührenfunk sonst jedes Mal begeistert ventiliert, wenn bloß irgendwo zwei Dutzend Linke demonstrieren. Etwas Christliches hingegen greifen sie höchstens mit der Hasszange an. Schließlich sind die aktiven Katholiken zu zwei Dritteln ÖVP-Wähler und vom Rest viele FP-Sympathisanten.

Die Reaktionen der Opposition fallen aber auch durch ihre Widersprüchlichkeit auf. Da behauptet der Neos-Pensionist Strolz: "Als kritischer Katholik am Rande der Kirche habe ich gestern einen Arschtritt bekommen." Welches Vokabular bei den Neos auch immer üblich sein mag, was auch immer ein "kritischer Katholik am Rande der Kirche" sein mag (wahrscheinlich ist das einer, der noch linker als Caritas und Katholische Sozialakademie steht): Jedenfalls identifiziert Strolz die Stadthallen-Veranstaltung mit der katholischen Kirche. Der freiheitliche Generalsekretär Hafenecker hingegen tadelt ein "sektenartiges Verhalten" von Kurz und dem australischen Prediger Fitzgerald.

Also was jetzt? Katholische Kirche oder Sekte? Oder ist für die Herren die katholische Kirche eine Sekte?

Vor allem die Freiheitlichen hätten klüger daran getan, sich nicht mit einer der wichtigsten konservativen Bewegungen der Welt anzulegen. Sagen sie doch von sich selbst, dass sie heute die wahren österreichischen Konservativen seien. Sagen sie doch von sich selbst, dass sie die einzige Partei wären, die noch in vollem Umfang die Leistungen der schwarz-blauen Regierung Kurz vertreten würde. Da ist es eher komisch, sich mit der gleichen Tonalität wie die Linken des Landes über eine Huldigung für Kurz zu alterieren.

Aber wenn einmal eine Partei außer Tritt kommt, dann offenbar gründlich. Und dass die FPÖ derzeit heftig außer Tritt ist, dafür sorgen fast täglich die jenseitigen Einlassungen von Altobmann Strache, der sich gerade ohne jede schuldbewusste Einsicht in die Untragbarkeit seines eigenen Verhaltens zum Märtyrer des Jahres zu machen versucht. Der bald wieder zurückkehren will, was aber niemand in der FPÖ offen zu kritisieren wagt.

Auch ein anderer Strache-Auftritt wird durch die scharfen Äußerungen von Herrn Hafenecker zum Problem für die FPÖ: Wie vereinbart sich dessen Attacke auf eine angebliche "Sekte" und seine Andeutung, dass der Stadthallen-Segenspruch für Kurz im Widerspruch zur Trennung von Kirche und Staat stünde, eigentlich mit den einstigen Strache-Auftritten mit dem Kreuz in der Hand?

Hätten die Freiheitlichen das in den Evangelikalen steckende Potenzial und deren ideologische Positionierung erkannt, dann hätten sie eher die Frage aufgeworfen, ob Kurz wirklich uneingeschränkt die Unterstützung dieser konservativen Bewegung verdient hätte. Denn im Grund hat sich die FPÖ in den letzten Jahren in Sachen Abtreibung deutlich christlicher positioniert als Kurz. Auch beim Thema Homo-Ehe steht die FPÖ den Evangelikalen inhaltlich näher, hat doch Kurz tatenlos die seltsamen Entscheidungen des Verfassungsgerichtshofes zur Freigabe der Homosexuellen-Ehe und -Adoption hingenommen, während die FPÖ zumindest versucht hat, Gegenmaßnahmen zu treffen. Auch der Wunsch der Jungen ÖVP, bei der samstägigen Schwulendemonstration teilzunehmen, hätte zumindest in der Stadthalle nicht gerade Jubelstürme ausgelöst. Ebenso stehen die Evangelikalen den ungarischen Christdemokraten nahe, zu denen Kurz zuletzt auf auffallende Distanz gegangen war.

Kurz jedenfalls kann das alles recht sein: De facto sind ihm nun kampflos gleichsam alle Christen überlassen worden. Halt bis auf die "kritischen Katholiken am Rande der Kirche". Und zugleich fallen ihm alle potenziellen FPÖ-Wähler in den Schoß, die von den unfassbaren Strache-Auftritten abgestoßen werden.

Noch dümmlicher war freilich wieder einmal der Caritas-Chef Landau. Er entblödet sich nicht, unter Berufung auf eine Bibelstelle sogar ziemlich unverhohlen seinen unmittelbaren Chef, den in die Stadthalle gekommenen Wiener Erzbischof, zu attackieren. "Du aber geh in deine Kammer, wenn du betest, und schließ die Tür zu." Landaus Zusatz: "Von Stadthalle steht da nichts."

Nun könnte man dem kryptokommunistischen Caritas-Chef eine Fülle anderer Bibel-Zitate des oft vor vielen Tausenden predigenden Jesus Christus entgegengehalten ("Geht hinaus in alle Welt …"). Aber bei Landaus Hass auf alles rechts der Mitte Stehende würde das sowieso auf kein Gehör treffen.

Man könnte ihn aber auch mit Blick auf die Gegenwart fragen, ob Landau auch alle jene Hunderttausenden Katholiken beschimpfen wird, die am kommenden Donnerstag zu Fronleichnam nicht "am Rande" stehen und nicht in die Kammer gehen werden, sondern durch die Straßen und über die Seen dieses Landes ihre Prozessionen machen werden. Und ob er das auch dem Papst sagen wird, wenn dieser regelmäßig vor (mindestens) Zehntausenden am Petersplatz öffentlich betet. Und ob er weiß, dass in den Nachkriegsjahrzehnten Hunderttausende Katholiken bei den Maria-Namen-Feiern für Österreich gebetet haben – in der Stadthalle …

Die ungeheuerlichste Reaktion kam aber wieder einmal vom ORF-Politruk Hans Bürger. Er behauptete allen Ernstes in der Hauptnachrichtensendung des ORF, dass Sebastian Kurz am Montag eine Pressekonferenz zum Zweck der "Ablenkung" von diesem Großevent und seiner Segnung veranstaltet hätte. Kurz hatte eine aktuelle Pressekonferenz gemacht, weil gefälschte Mails aufgetaucht waren, die der ÖVP Schuld an der Ibiza-Falle zuzuschieben versucht haben. Als ob die ÖVP ohne die Stadthalle diese Mails ignoriert hätte …

Dieser ORF-Redaktion ist in ihrer Unbedarftheit und ihrem Hass auf alles, was christlich ist und was rechts der Mitte ist, wirklich nicht mehr zu helfen.

Besonders skandalös ist die Aufregung der Volksfront von ORF bis Caritas aber auch deshalb, weil sie bei viel direkteren Anbiederungen anderer Politiker an eine andere Religion nie ein kritisches Wort gefunden haben. Und die hat es bei islamischen Veranstaltungen zu Hauf gegeben. So sagte vor ein paar Jahren ein hochrangiger Wiener SPÖ-Politiker bei einem Koranwettrezitieren (Der Koran darf ja für strenggläubige Muslims nur auswendig gelernt, aber nicht analysiert, interpretiert oder ans dritte Jahrtausend angepasst werden):

"Unter allen Parteien brauchen allein FPÖ und (Anm.: das damals noch existierende) BZÖ die Islamophobie als Lebenselixier"; und auch "die große konservative Partei hat jüngst dem teuflischen Gedanken der Islamkritik immer mehr Platz eingeräumt". Kein Mensch auf der jetzt so politisch-korrekt erregten Linken hat sich damals über diese skandalöse Anbiederung an die Moslems und Denunziation erregt (die wohl nicht die letzte geblieben ist, auch wenn oft keine Journalisten bei islamischen Veranstaltungen zugelassen waren). Dabei war sie von einem österreichischen Politiker gekommen, und nicht von einem australischen Prediger in einem Segensspruch ohne jeden Parteibezug. Hingegen können nicht einmal seine Kritiker Kurz vorhalten, dass er in der Stadthalle ein inkorrektes oder gar anbiederndes Wort gesagt hätte.

Und schon gar nicht wurde die mehr als seltsame Anbiederung von roten, grünen und pinken Politikern samt ihrem Bundespräsidenten an den Massenauftritt der schwul-lesbischen Bewegung kritisiert, die ja eindeutig in sehr hohem Ausmaß ebenfalls sektenartige Züge hat und die wohl bei mehr Österreichern Abscheu erregt als das Stadthallengebet.

Für deren Ringumzug hat das rot-grüne Wien (natürlich schon wieder eine Ideologieaktion im Vorfeld der beiden Wiener Machtparteien auf Kosten der Steuerzahler) die Stadt mit ungefähr ähnlich vielen Regenbogenfahnen "geschmückt", wie sie 1938 von Hakenkreuzfahnen verunziert worden ist. Dieser Umzug hat Wien einen Tag lang mit seltsamen nackten Menschen und mutmaßlichen Männern in Frauenkleidern "bereichert". Und Rot, Grün und Pink haben dem begeistert zugejubelt.

PS: Betrüblicher Randaspekt des Schwulenaufmarsches: Der ORF berichtet ekstatisch ergriffen von 500.000 Menschen, die daran teilgenommen hätten. Und fügt nicht relativierend hinzu, dass diese Zahl nur eine Eigenbehauptung der Veranstalter ist. Diese haben wohl zu den rund 5000 Aktivisten und Exhibitionisten, die wirklich mitgezogen sind, auch alle Zufallspassanten (deren Zahl in der Wiener Innenstadt an einem warmen Juni-Samstag auch ganz ohne Nackte groß ist) und voyeuristisch bis angewidert am Straßenrand Gaffenden dazugerechnet. Aber der wirkliche Skandal ist, dass diesmal keine korrigierende Zahl der Polizei mehr veröffentlicht worden ist. Diese hat am 1. Mai noch zu Recht die SPÖ-Angaben von 120.000 auf ein Zehntel reduziert. Das Schweigen der Polizei zeigt, wie schnell sich wieder unter der Übergangsregierung das lähmende Totschweigen der linken Political Correctness übers Land gesenkt hat.

PPS: Dass die Kritik vieler Österreicher an solchen exhibitionistischen Schwulenaufmärschen und den ähnlich gearteten "Life Bällen" nichts mit Schwulenhass zu tun hat, zeigt die interimistische Bildungsministerin. Sie lebt in lesbischer Ehe mit einer Frau. Sie ist von einem schwarzen Minister zur Sektionschefin gemacht worden. Und sie sagt nun, noch nie irgendeine Diskriminierung erfahren zu haben. Höchstwahrscheinlich hat sie aber auch noch nie bei solchen Aufmärschen teilgenommen.

PPPS: Rätseln lässt die nachträgliche Betonung von Sebastian Kurz, dass er vom Segen überrascht worden sei und "starr" reagiert habe. Was nun? War es ihm unangenehm? Wäre er nicht hingegangen, wenn er das gewusst hätte? Oder was will er sonst mit dieser Reaktion sagen?

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