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Kann uns Italien mitreißen?

Es gibt einen einzigen Grund, warum man ob der Vorgänge in Italien nicht unbedingt in Panik zu verfallen braucht. Obwohl Italiens Wirtschaftsdaten ähnlich katastrophal sind, wie es die Griechenlands waren, als es um satte dreistellige Milliardenbeträge gerettet werden musste. Obwohl sich das restliche Europa eine Rettung Italiens nach griechischer Art schon auf Grund der Größendimension keinesfalls mehr leisten könnte – ist doch Italien wirtschaftlich mehr als neun Mal so groß wie Griechenland.

Der Hoffnung machende Grund liegt einzig und allein darin, dass Italien ganz überwiegend bei den eigenen Bürgern und Banken verschuldet ist. Daher würde ein Staatsbankrott der viert- (und bald drittgrößten?) Ökonomie der EU das Ausland wohl weniger erschüttern, als es bei dem überwiegend im Ausland verschuldet gewesenen Griechenland der Fall gewesen wäre. Daher ist es denkbar, dass Europa im Gegensatz zu Griechenland eine italienische Staatspleite wirklich zulassen würde.

Freilich würde eine solche das Vertrauen der Italiener in Staat und Demokratie auf Jahrzehnte erschüttern – was neben den ökonomischen Bebenwellen wohl noch gefährlichere politische nach Europa senden würde.

Freilich sollte vor allem Österreich besonders besorgt sein: Besitzt doch eine sehr große italienischen Bank eine sehr große österreichische. Und sieht man doch keine ernsthaften Vorbereitungen der Republik, im Notfall diese Bank sofort von ihrer Mutter absprengen zu können.

Besonders bedrückend ist, dass Italien eigentlich durch die Monti-Pensionsreform schon langfristig saniert gewesen war, dass diese – natürlich unpopuläre, aber mutige und extrem sinnvolle – Reform aber von der gegenwärtigen Regierung wieder gekübelt worden ist.

Vorerst kann sich Italien noch über Wasser halten – wenn auch nur durch Zahlung stark erhöhter Zinsen für die Staatsanleihen, die um 260 bis 290 Basispunkte höher sind als jene Zinsen, die Deutschland zahlen muss. Niemand weiß jedoch, wann genau das Vertrauen der Italiener in die Rückzahlungsfähigkeit ihres Staates – Vertrauen ist die wirklich entscheidende Währung! – einmal verlorengehen wird.

Das kann dann schnell gehen. Andererseits: Genau wegen dieses Vertrauensproblems wird die EU wohl davor zurückschrecken, gegen Italien nicht nur scharf zu drohen, sondern auch scharf zu schießen. Daher wird Italiens Kollaps wohl von den Märkten und nicht von Brüssel ausgehen.

Ich schreibe in jeder Nummer von Österreichs einziger Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".

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