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Hunderte österliche Taufen – und ein paar Zweifel

Der Karsamstag ist ein Jubeltag für alle Christen. Nicht nur wegen des Gedenkens an die Auferstehung Christi, sondern auch, weil an diesem Tag in Europa Tausende Erwachsene nach langen Monaten der Katechumen-Zeit getauft und in die Kirche aufgenommen werden. Darüber freuen sich nicht nur die gläubigen, sondern auch viele jener Europäer, die sich der fast 2000-jährigen und unverzichtbaren Prägung Europas durch das Christentum bewusst sind. Also eindeutig ein Grund zum Jubel – wären da nicht ein paar kleine Probleme, die für Zweifel sorgen.

Viele der sich taufen lassenden Erwachsenen sind früher Moslems gewesen. Viele von ihnen sind durch die große Ausstrahlung, die Friedfertigkeit und innere Überlegenheit des Neuen Testaments gepackt und überzeugt worden, oder durch Begegnung mit einzelnen Christen. Viele von ihnen sind auch durch die Vorgänge in der islamischen Welt von ihrem bisherigen Glauben abgestoßen worden. Dennoch muss man sich aus gutem Grund fragen: Sind alle so motiviert?

Allein in Österreich werden es an diesem Samstag rund 500 Erwachsenentaufen sein. Der Jubel darüber wird jedoch schlagartig gedämpft, wenn man einige andere Fakten betrachtet.

Eines davon ist die viel, viel größere Zahl von Kirchenaustritten. 2017 haben mehr als 50.000 allein die katholische Kirche verlassen – also die hundertfache Zahl derer, die an diesem Tag getauft werden. 

Gar nicht so wenige sind zum Islam übergetreten (Zahlen dazu sind allerdings keine auffindbar). Sie tun dies meist der Liebe wegen, aber wohl auch aus Überzeugung oder spätpubertärer Faszination für einen totalitären Glauben; oder weil man kein "Opfer" sein, sondern eines Tages auf der siegreichen Seite stehen will; oder weil man im Islam heute die einzige kräftige Ablehnung von Homosexualität und Kampffeminismus hört.

Das häufigste Motiv, eine christliche Kirche zu verlassen, ist aber der Wunsch, der Kirchenbeitrags-Zahlungspflicht zu entkommen.

Das Absurde an der Beitragspflicht: Dieses langfristig so verderbliche Gift für die Kirche ist eine teuflische, bis heute wirkende Hinterlassenschaft des Adolf Hitler. Trotz dieser Vorgeschichte, trotz der üblen Wirkung des Beitragszwanges versucht die österreichische (oder die am gleichen Problem leidende deutsche) Kirche erstaunlicherweise überhaupt nicht, dieses Gift zu entsorgen. Zwar hatten die Bischöfe einst bei der Einführung des Kirchensteuersystems durch die Nationalsozialisten noch vehement dagegen protestiert. Heute scheinen sie aber kritiklos zufrieden damit.

Dabei gäbe es längst weit bessere Systeme zur Finanzierung der Kosten einer Kirche, die sicher nicht durch eine Rückgabe von einst verstaatlichtem Kirchenvermögen erfolgen kann. Am sinnvollsten erscheint das italienische oder Schweizer System einer allgemeinen Kultursteuer, die der Staat von allen als Teil der Einkommensteuer einhebt. Wegen dieser Kultursteuer tritt daher niemand aus einer Kirche aus, weil man sie ja dennoch weiter zahlen müsste. Jedoch hat jeder das Recht, die Auswahl zu treffen, ob sein Steueranteil einer Kirche, dem Denkmalschutz, oder etwa einer staatlich anerkannten NGO zugutekommen soll.

Es gibt dennoch nicht einmal hinter den Kulissen Versuche der österreichischen Kirche(n), mit dem Staat eine solche Umstellung etwa im Zug der geplanten Steuerreform zu diskutieren. Obwohl dadurch die Zahl der Austritte deutlich reduziert werden könnte. Wie alle ausländischen Exempel zeigen.

Begreifen die Bischöfe das nicht oder sind sie zu feige?

Seit Ausscheiden der noch immer genetisch ziemlich kirchenfeindlichen österreichischen Sozialdemokratie aus der Regierung bestünde ja zumindest eine theoretische Chance für eine solche Reform. Immerhin hat diese Regierung ja auch einen alten, von der SPÖ immer blockierten Wunsch der Kirche erfüllt, nämlich die Einführung eines "Ethikunterrichts" für jene – und nur für jene –, die sich vom Religionsunterricht abgemeldet haben.

Freilich: sollte man es wirklich versuchen wollen – dann wäre es absolut kontraproduktiv, ja dumm, wie die Kirchen gerade in letzter Zeit mit der Regierung umgehen. Ein paar Beispiele:

  • Da haben die Evangelischen gegen die Abschaffung ihres zusätzlichen Feiertags am Karfreitag kampagnisiert. Zusammen mit der SPÖ. Aber in dieser Kampagne wird total verschwiegen – und das stimmt sehr nachdenklich –, dass diese Abschaffung ja primär durch eine Klage der SPÖ-Außenstelle Arbeiterkammer beim Europäischen Gerichtshof ausgelöst worden ist. Sie haben nie diese – extrem problematische und grundlos in die Eigenstaatlichkeit eingreifende – EuGH-Entscheidung getadelt (offenbar weil Tadel an der EU heute wider die Political Correctness verstoßen würde). Und sie erwähnen auch nie, dass ihr eigener Bischof die durch den EuGH notwendig gewordene Lösung der Regierung anfangs akzeptiert hat. Sie gehen lediglich ständig auf die Regierung los, weil diese dann irgendwie mit dem durch AK und EuGH angerichteten Schlammassel umgehen musste. Nur sehr naive Evangelische können glauben, dass sie sich dadurch bei der Regierung Freunde gemacht haben. Hingegen scheint das Prinzip zu gelten: Die EU und SP-nahe Strukturen werden prinzipiell nie kritisiert, Schwarz-Blau ständig.
  • Da steigert sich der katholische Kardinal immer wieder in eine absurd übersteigerte und hysterische Wortwahl. Diesmal hat gar die Änderung eines Türschilds als Anlass gereicht. Für Schönborn ist es schon "unmenschlich", dass auf dem Tor eines Flüchtlingslagers neuerdings "Ausreisezentrum" steht. Man fragt sich schon, ob nicht auf dieser Welt viele andere Dinge tausend Mal mehr die Bezeichnung "unmenschlich" verdienen als geänderte Türschilder.
  • Da hat der argentinische Papst in Rom nur noch Kopfschütteln hervorgerufen, als er die Flüchtlingslager wörtlich mit "Konzentrationslagern" verglich.
  • Da verlangt die österreichische Bischofskonferenz ausdrücklich "parteiische" Flüchtlingsberater und provoziert die Rechtsanwälte, indem sie deren Aufgabe als Verfahrenshelfer mit solchen Beratern gleichzusetzen versucht.
  • Da sorgt auch für wachsendes Unverständnis bei Gläubigen wie Politikern, wenn die Bischöfe nie Sorge darüber äußern, dass binnen weniger Jahre der Islam die zahlenstärkste Religion in Österreich sein wird, und nicht mehr die über tausend Jahre Land und Kontinent so stark prägende Kirche. Das macht Gläubige und Schwarz-Blau offensichtlich mehr besorgt als die Bischöfe.

Wenn Kirchenexponenten so überdreht formulieren, so unverlässliche Verhandlungspartner sind, und so an den wirklichen Ängsten der Menschen vorbeigehen, ist kaum mehr zu erwarten, dass die Bischöfe eine gute Gesprächsbasis mit der Politik finden können. Etwa eben, um das giftige Kirchenbeitragssystem zu entsorgen.

Zur Entfremdung etlicher Menschen von der Kirche trägt aber auch der extrem unglückliche Umgang mit dem Thema Missbrauch bei. Denn da hat die Kirche ununterbrochen und auf jeden Widerspruch, jede Überprüfung verzichtend mit dem Prinzip "Mea maxima Culpa" reagiert. Da wird von der österreichischen bis zur amerikanischen Kirche automatisch jedem geglaubt, der heute einen vor Jahrzehnten vorgefallenen Missbrauch behauptet. Den es in zumindest etlichen Fällen zweifellos nicht gegeben hat.

Seit klar ist, dass solche Behauptungen automatisch zu Entschädigungen und Renten führen, ist der Anteil der fingierten Missbräuche dramatisch gestiegen. Vor allem Menschen aus dem Obdachlosenmilieu haben sich zunehmend als Opfer gemeldet.

Dieses Verhalten der Kirche ist zwar sicher vom Prinzip der Barmherzigkeit getragen worden – aber es war grenzenlos naiv und hat die negativen Auswirkungen nicht bedacht. Denn dadurch scheint es jetzt eine unglaublich große Zahl von Opfern kircheninternen Missbrauchs zu geben, während beispielsweise die weit schlimmeren Verbrechen in Kinderheimen der Gemeinde Wien sofort wieder vom Tisch waren. Die Dummheit dieser Vorgangsweise wurde noch dadurch potenziert, als sich Schönborn selbst in einem Fernsehauftritt quasi als Missbrauchsopfer präsentiert hat, weil ihn als Kind einmal ein Priester zu küssen versucht habe ...

Dieser durch eigene Schuld der Kirche maßlos übertriebene Eindruck, der vom sexuellen Missbrauch in der Kirche entstanden ist, ist heute ein ebenso wirksamer Grund geworden, sich von der Kirche zu entfernen, wie der Kirchenbeitrag. Und es klingt überdies viel besser, wenn man die Missbrauchsfälle als Austrittsgrund nennt und nicht die Kirchensteuer.

Papst und vor allem Bischöfe haben durch ihr hier skizziertes Verhalten einen massiven Verlust des Vertrauens in Kirche ausgelöst. Dieser Verlust wird auch in Hinblick auf die 500 zu Ostern Neugetauften zum Riesenproblem. Denn er führt zum behördlichen Misstrauen: Sind das wirklich echte Konversionen? Oder wird da nur etwas vorgetäuscht, um leichter zu einer Asylgewährung zu kommen?

Das ist zwar eine Frage, die letztlich nur Priester und Katechumen-Betreuer aus eigenem Beobachten beantworten können. Diese Antworten werden aber naturgemäß nur dann als glaubwürdig angesehen, wenn man zu ihnen Vertrauen haben kann.

Aber dieses Vertrauen von Staat und Bürgern in die Kirchenhierarchie ist nachhaltig zerstört. Durch Dummheiten wie die hier angeführten. Und noch viel mehr durch das Verhalten der von Linksradikalen unterwanderten Caritas und Diakonie. Denn beide Organisationen haben geradezu einen sportlichen Ehrgeiz entwickelt, die Behörden ununterbrochen hineinzulegen und alle Tricks anzuwenden, damit möglichst viele der illegalen Migranten ein Asyl- oder Bleiberecht bekommen, damit möglichst viele einer Abschiebung entgehen.

Das Schaden dieses Verhaltens ist dramatisch. Es hat noch weit mehr Gläubige der Kirche entfremdet als die Beitragspflicht. Und es führt dazu, dass es die Asylbehörden der Kirche nicht mehr automatisch glauben, wenn sie sagen, dass die Konversion eines islamischen "Flüchtlings" zum Christentum echt sei.

Das aber wird in gar nicht so wenigen Fällen dann wirklich zur Katastrophe für alle jene, deren Taufe nicht nur zum Schein erfolgt ist. Denn ihnen droht nach dem Wortlaut des Korans dann vielerorts nach der Rückreise Schlimmes.

PS: Ein österreichisches Ehepaar war vor einigen Wochen touristisch in Jordanien. Dort hat ihnen ein Taxifahrer ununterbrochen Videos über angebliche Übertritte von Christen zum Islam vorgespielt und erst nach heftigen Protesten der Fahrgäste damit aufgehört. Wann hat zuletzt ein österreichischer Taxifahrer dasselbe mit umgekehrten Vorzeichen gemacht?

PPS: Noch eine Anmerkung zur Kulturabgabe: Das würde auch den unerträglichen Missstand der Finanzierung der österreichischen Moscheen-Szene durch das Ausland beenden.

PPPS: Nicht nur in Österreich entfremden sich politische und religiöse Welt immer mehr. Das hat sich bei der Rede von Präsident Macron nach dem Brand von Notre-Dame gezeigt: Darin ist kein einziges Mal erwähnt worden, dass es eigentlich eine katholische Kirche gewesen ist.

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