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In der Wirtschaft ist ein Wunder passiert – und es ist uns nicht einmal so richtig aufgefallen. Wir haben nämlich eine Hochkonjunktur (die nun zu Ende gehen dürfte). Aber wir haben und hatten etwas nicht, was bisher eigentlich immer mit einer Hochkonjunktur verbunden gewesen ist.
Wir haben nämlich keine nennenswerte Inflation. Selbst jene Werte, die in Österreich gemessen worden sind, obwohl sie hier etwas höher liegen als im Rest Europas, sind nicht einmal annähernd als Inflation zu bezeichnen. Fast noch erstaunlicher ist, dass Spitzenökonomen offen zugeben müssen: "Wir wissen eigentlich nicht, warum es keine Inflation gegeben hat." Dabei sind Ökonomen doch eigentlich jene Spezies, die immer alles erklären kann. Zumindest im Nachhinein. Dabei hat sich die EZB doch so bemüht, durch heftiges Gelddrucken eine Inflation auszulösen. Sie hat zwar die Sparer berauben – aber nicht die beabsichtigte Inflation herbeiführen können.
Was gibt’s da an Erklärungen? Sicher falsch ist jene Verschwörungstheorie, die von gezielten Manipulationen bei der Messung der Inflation spricht. Nein, diese wird mit denselben Messinstrumenten wie seit Dekaden gemessen.
Über alles andere kann man nur rätseln. Hat die Verbilligung durch den technischen Fortschritt in der Warenproduktion alle Auftriebstendenzen aufgesogen? Haben das die billigen asiatischen Importe nach Europa getan? Gab es mehr Wettbewerb? Hängt das Fehlen einer Inflation mit dem Verfall der Gewerkschaften zusammen, die de facto nur noch jene Lohnmarkt-Entwicklungen nachvollziehen können, die auch ohne sie eingetreten wären? Wirkt sich der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften aus, die rascher wegfallen, als die verbliebenen Mitarbeiter individuelle Lohnerhöhungen durchdrücken könnten? Hängt das mit dem zurückgehenden Warenkonsum und dem steigenden Anteil an Dienstleistungen zusammen?
Alles ist möglich, aber nichts ist fix. Fix ist aber: In zwei ganz anderen Bereichen hat sich die bei den Preisen weitgehend erfolglos bleibende Inflationsförderung durch die EZB sehr deutlich ausgewirkt: bei Aktien und Immobilien. Das ist gut für alle jene, die das eine oder das andere haben, weniger gut für alle anderen, die noch immer nicht verstehen, warum es ein "Inflationsziel" gibt. Und nicht einfach ein Nichtinflationsziel.
Ich schreibe in jeder Nummer von Österreichs einziger Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".