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Dornauer, Dönmez und die spaßbefreite Nation

Wir steuern in ein unerträglich verzopftes, altjüngferliches, spießiges Biedermeier hinein, in dem die Diktatur der Political Correctness immer schärfer wird. Ihr größtes Opfer ist die Meinungsfreiheit. Die Steuerzahler werden zwar weiterhin für arge Korruptionsdelikte zahlen müssen. Die nächste Generation wird zwar weiterhin die Folgen eines rücksichtlosen, grob fahrlässigen und in keiner Weise nachhaltigen Pensionssystems ausbaden müssen. Sie wird überdies auch die katastrophalen Folgen einer irreversibel gewordenen Islamisierung ertragen müssen. Das alles ist aber egal. Niemand, der daran schuld ist, wird jemals zur Rechenschaft gezogen werden. Politiker wie Juristen, die an all dem schuld sind, müssen keine Konsequenzen tragen. Die politische Höchststrafe gibt es hingegen für etwas ganz anderes: für die falsche "Gesinnung", für blöde Witze und undurchdachte Bemerkungen.

Es gibt sie vor allem dann, wenn sich Krampffeministinnen über politisch inkorrekte Bemerkungen empören. Wie sie etwa dem roten Herrn Dornauer oder dem grün-schwarzen Herrn Dönmez entschlüpft sind. Ihre harm- und geschmacklosen Scherze sind für eine degenerierte Gesellschaft zu den wahren Verbrechen geworden.

Ist der politischen Klasse nicht bewusst, wie sehr sie sich mit ihren lächerlichen Aufregungen über Dornauer&Co von den Menschen entfernt? Diese wissen nämlich zum Unterschied von den Berufspolitikern ganz genau, wo wirklich die schlimmen Dinge passieren. Unter all den Dingen, die in Österreich zu tadeln sind, stehen mit Sicherheit die blöden Sager von Dönmez oder Dornauer weit hinten an allerletzter Stelle. Und sie gehören überhaupt nicht mehr in diese Liste, seit sich die Herren ausdrücklich dafür entschuldigt haben.  

Wenn die SPÖ jetzt bei ihrem Parteitag nach Ursachen sucht, warum ihre Mitgliederzahlen seit den Kreisky-Jahren auf ein Viertel gefallen sind, dann sollte sie sich bewusst machen, dass ihre Spießigkeit eine (freilich nicht die einzige) Hauptursache dafür ist. Gerade die (früheren) SPÖ-Wähler fühlen sich nicht mehr wohl in einer Partei, die mehr einem strengen mittelalterlichen Frauenkloster als einer offenen Bewegung gleicht, bei der irgendjemand gern ein Stück des Weges mitgehen würde. Denn auch viele dieser einstigen SPÖ-Wähler machen bisweilen blöde Witze und sehen darin kein Kapitalverbrechen.

Ähnliches gilt auch für die ÖVP, die ihren Abgeordneten Dönmez wegen eines einzigen lächerlichen Satzes in einer schnell hingetippten Twitter-Meldung sogar gleich überhaupt hinausgeworfen hat. Die SPÖ hat Dornauer hingegen vorerst nur auf die Eselsbank gesetzt, aber nicht ganz eliminiert. Sie braucht ihn ja als letztes Aufgebot für die sieche Tiroler Partei. Umgekehrt würde auch die ÖVP Dönmez dringend brauchen – vor allem seine Sachkompetenz in Sachen Islamisierung. Aber Kompetenz ist wurscht. Wichtig ist nur engstirnige Politische Korrektheit, der nie ein blöder Satz entwischt.

Die konkreten Fälle der PC-Diktatur – die ja weit über die beiden hinausgehen – sind oft genug durch alle Medien gegangen, dass man sie nicht allzu detailliert schildern müsste:

  • Der neue Tiroler SPÖ-Chef Dornauer hat in einer Landtagssitzung über eine grüne Landesrätin gesagt, die wegen Krankheit nicht anwesend war: "Ich will mir die Landesrätin nicht in der Horizontalen vorstellen." Das ist ein nicht sonderlich hirn- oder geschmackvoller Satz, aber um Himmels Willen kein Grund für die reihenweisen Rücktrittsaufforderungen aus den eigenen Reihen und aus denen der ÖVP. Und auch kein Grund, dass die neue SPÖ-Chefin den Mann jetzt aus allen Bundesfunktionen fernhalten will.
  • Efgani Dönmez wurde gleich ganz aus ÖVP-Fraktion und Partei hinausgeschmissen, weil er in einem Tweet über eine radikal-linke SPD-Palästinenserin auf die Frage eines Twitter-Nutzers, wie diese Sawsan Chebli zu ihrem Amt gekommen sei, mit: "Schau dir mal ihre Knie an, vielleicht findest du da eine Antwort." geantwortet hatte. Gewiss auch letztklassig. Aber ebenso wie der Dornauer-Zwischenruf ein Satz, der mit der sofort folgenden Entschuldigung aus der Welt geschafft sein sollte.
  • In diese Reihe gehört auch die ebenso lächerliche Aufregung um Richard Lugner, gewissermaßen ein Ex-Politiker. Lugner hatte sich auf einem Plakat, das für den jüngsten "Black Friday" in seinem Vorstadt-Einkaufszentrum werben sollte, als Barack Obama verkleidet. Das wurde von den PC-Zensoren als verbotener Rassismus denunziert. Denn die Afroamerikaner verbieten seit einigen Jahren, dass sich ein Weißer schwarz anmalt. Und viele Weiße halten sich daran. Absurd, aber wahr. Auch Lugner, dem sonst nichts peinlich genug ist, hat angsterfüllt die Plakate wieder entfernen lassen (seit die Aufregung um solches "Blackfacing" ausgebrochen ist, gebe ich Sternsingern nur noch dann eine Banknote, wenn sie in alter österreichischer Tradition auch einen schwarz gefärbten "König" dabei haben – dann aber mehrere …).
  • Mit einer riesigen Untersuchungskommission wird seit einigen Tagen bei der Autobahngesellschaft Asfinag untersucht, ob Vorstand Schierhackl vor vier(!) Jahren zu einer Mitarbeiterin (vor Zeugen!) eine untergriffige Aussage gemacht und sie dadurch sexuell belästigt haben soll. Was auch immer das gewesen sein soll: Wenn eine Äußerung vor Zeugen erst nach vier Jahren plötzlich zum Skandal wird, dann relativiert sich für jeden nicht durch PC deformierten Menschen dramatisch das Verbrecherische an dem Vorfall.
  • Sehr gut passt in diese absurde Reihe auch die (vom Europäischen Menschenrechtsgerichtshof – der einst ein Hort zur Verteidigung der Meinungsfreiheit gewesen war – bestätigte) Verurteilung einer österreichischen Publizistin, weil sie den Geschlechtsverkehr des Islam-Propheten Mohammed mit einer Neunjährigen als das bezeichnet hat, was er nach dem Strafrecht auch ist.

Begreifen denn all die heuchlerischen Verurteiler dieser Aussagen und Scherze nicht, was sie anrichten? Sehen sie nicht die Umfragen, dass immer mehr Österreicher sagen, dass man in diesem Land seine Meinung nicht mehr frei sagen kann? Fällt ihnen nicht auf, dass sich in Österreich kaum noch jemand traut, einen Witz zu machen?

Ein Privatsender – ich glaube, es ist Puls 4 – hat es gewagt, eine ganze regelmäßige Sendung mit Witzen zu machen, gibt auch ein eigenes Buch mit den Witzen heraus. Und hat offenbar Riesenerfolg damit. Denn der Sender weiß offenbar, was die politisch-korrekte Klasse vergessen hat: Es gibt ein Bedürfnis der Menschen nach solchen kleinen Grenzüberschreitungen, wie sie ein Witz oder ein Scherz halt sind. Denn natürlich gehen auch diese Fernsehwitze auf Kosten von irgendjemandem. Seien es die Schwiegermütter. Seien es die Burgenländer. Sei es Donald Trump oder Christian Kern. Die Menschen können wenigstens wieder einmal herzlich und befreit lachen – weil man zumindest daheim vor dem Fernsehapparat noch lachen darf (übrigens: Im ORF mit seinen stinklangweiligen Linkscomedians wäre eine solche Sendung völlig unvorstellbar). Daran ändert der Umstand nichts, dass fast alle gehörten Witze einen langen Bart haben, dass nur bisweilen die Namen ausgetauscht worden sind, dass halt die Burgenländer dort vorkommen, wo anderswo die Ostfriesen verspottet worden sind ...

Auch jenseits der Witze sollten sich auch die jetzt so aufgeregt schnatternden Politiker (meist weiblichen Geschlechts) bei Rot, Schwarz und Grün bewusst werden: Politik ist halt ein Feld, wo oft harte Worte fallen. Politik ist kein Kindergarten und keine Klosterschule. Wäre sie das, müssten international alleine wegen Aussagen der letzten Tage eine ganze Reihe von Politikern zurückgetreten sein. Eine kleine Auswahl:

  • Ex-SPD-Chef Martin Schulz rief der AfD zu, sie werde auf dem "Misthaufen der Geschichte" landen – was typischer Nazi-Slang ist, eigentlich für die PC ganz besonders verwerflich.
  • Der SPD-Abgeordnete Johannes Kahrs rief einer ganzen Fraktion zu: "Hass macht hässlich, schauen Sie mal in den Spiegel."
  • Die Schweizer CVP-Politikerin Z’graggen (schreibt sich wirklich so), die vielleicht bald in die dortige Regierung aufsteigt, hat einen Fragesteller bei einer Versammlung einen "Deppen" genannt.
  • Der serbische Außenminister Dacic belegte Sebastian Kurz mit einem Wortspiel in seiner Sprache, das Kurz mit einem Fäkalausdruck bedachte.
  • EU-Kommssar Moscovici hat Italien im Budgetstreit vorgeworfen, die EU mit einem "Teppich-Basar" zu verwechseln (obwohl schon viele Europäer diesen Eindruck von der EU haben).
  • Der italienische Innenminister Salvini replizierte wieder mit "Italien ist keine Nation von Teppichhändlern" – was natürlich wieder eine Kränkung für alle arabischen und türkischen Teppichhändler ist.

Es wird wild hin und her beleidigt – leider im Gegensatz zu Dornauer und Dönmez nicht einmal lustig. Aber all diese Beleidiger müssen zu Recht keine Konsequenzen tragen (Z’graggen hat die Äußerung allerdings sicherheitshalber dementiert).

Ja, Politik ist oft grob. Aber solange es Worte sind, sollte man sie aushalten und gelassen bleiben. Wer die Hitze nicht aushält, sollte halt nicht in die Sauna gehen. Deren Hitze darf aber andererseits doch kein Grund sein, das Saunieren ganz zu verbieten!

Es kann aber auch nicht sein, dass sich in der internationalen Politik jeder grobe Worte gefallen lassen muss, nur grüne und rote Provinzpolitikerinnen aus Berlin oder Innsbruck und die Moslems nicht.

Schlecht wegen einer ähnlichen Lächerlichkeit der PC erging es übrigens dem italienischen Modehaus Dolce&Gabbana: Es hat in einem lustigen Werbespot Asiatinnen dabei gezeigt, wie diese mit Stäbchen Pizza, Spaghetti und Baguette zu essen versucht haben. Eine lustige Idee, aber das Modehaus war daraufhin mit massiven Boykott-Drohungen konfrontiert und musste tiefe Entschuldigungen vorbringen.

Wir lernen: Auch in Asien ist die Political Correctness mit voller Wucht eingekehrt.

Liberale Meinungsfreiheit gibt es auch dort nicht einmal mehr für kleine Scherze. Meinungsfreiheit ist weltweit ein Unding geworden, ist außer Mode, ist aus. Dabei war sie einst die allerwichtigste Abteilung der Menschrechte, die dem feudalen Absolutismus abgekämpft worden sind. Heute ist Meinungsfreiheit etwas Böses, etwas Unerwünschtes. Bei allen Parteien.

Das hat auch "die" Aufregung der vergangenen Woche bewiesen: Da hat sich nämlich das ganze Parlament über einen Mitarbeiter einer privaten Security-Firma aufgeregt, der ohne eingehende Prüfung durch den Verfassungsschutz für das Parlament tätig war. Die Aufregung gipfelte in folgendem Satz: "Es hat keine Gesinnungsprüfung stattgefunden."

Das Schlimme ist, dass kein einziger Politiker oder Journalist ob dieses Rufes nach "Gesinnungsprüfung" aufgeheult hat. Sind wir wirklich wieder in den Zeiten, wo es um die richtige "Gesinnung" geht? Etwa, wenn man wo angestellt werden will? War das nicht genau das, was die nationalsozialistischen und kommunistischen Regime so unerträglich gemacht hat, bei denen die – jeweils – richtige Gesinnung das einzig Relevante war, wichtiger als Alles andere – also etwa, ob man jemals ein Delikt begangen hat, ob man etwas kann, ob man seine Aufgaben voll und korrekt erfüllen kann und erfüllt.

Es ist in Wahrheit absolut schrecklich, dass das gesamte Parlament im Chor und ohne nachzudenken "Gesinnungsprüfungen" verlangt. Das ist schrecklich, auch wenn mir die Gesinnung, die der Mann haben soll, zutiefst zuwider ist, auch wenn ich die Freunde, die er haben soll, zutiefst unsympathisch finde.

Aber ebenso unsympathisch ist mir ein Staat, der Gesinnungen prüft. Und 183 gleichgeschaltete Abgeordnete, die danach rufen.

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