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Eigentlich ist es schön, wenn der lauteste Konflikt im Wirtschaftsleben einer ist, der in den meisten Fällen gar keiner ist. Trotz all der politischen und medialen Aufregung um den Zwölfstundentag.
Die einzigen, die ein echtes Problem damit haben, sind die Gewerkschaften. Denn der Gesetzgeber hat die Überstunden zu einem direkten Thema zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber gemacht, ohne dass sich so wie bisher Gewerkschaften oder Betriebsräte einmischen dürften. Diese haben dadurch einen Machtverlust erlitten und rufen deshalb lautstark zu Streikaktionen. Sie haben aber damit nicht wirklich ein Echo gefunden, obwohl sie die Rufe mit der Lohnrunde verbunden haben.
Denn wie sich immer stärker zeigt – auch in der Analyse praktisch aller unabhängigen Arbeitsrechts-Juristen –, ist diese Regelung durchaus im Interesse der meisten Arbeitnehmer wie auch Arbeitgeber. Das Berufsleben wird ein wenig flexibler. Und die Mär von der Ausbeutung der Lohnabhängigen gehört ins Geschicht(en)buch des 19. Jahrhunderts.
Missbrauch und Ausbeutung gibt es heute nur im alleruntersten Bereich bei völlig Unqualifizierten wie etwa Erntehelfern. Dort ist aber auch schon bisher das Arbeitsrecht oft nicht eingehalten worden, sodass also auch dort das umstrittene Gesetz keine Verschlechterung bedeutet. Ganz abgesehen von der Frage, ob nicht für Erntehelfer auch eine das österreichische Arbeitsrecht verletzende Beschäftigung noch immer viel besser ist als etwa ukrainische Hungerlöhne. Oder gar Arbeitslosigkeit.
Für alle anderen hat sich aber die Situation verbessert. Weil starre Regeln oder – sehr eigene Prioritäten verfolgende – Betriebsräte sie nun weniger behindern.
Sie sind durch einen neugeschaffenen Kündigungsschutz gegen Zumutungen eines plötzlich sadistisch gewordenen Chefs geschützt. Aber 99 Prozent aller Chefs wissen ohnedies: Gute Mitarbeiter sind so wertvoll, dass sie diese keinesfalls gegen ihren Willen zu etwas zwingen sollten.
Die realen Wünsche in Hinblick auf Arbeitszeit sind so vielfältig wie das Arbeitsleben. Da gibt es etwa die mit Begeisterung am jeweiligen Projekt arbeitenden und fast immer generell gut verdienenden Mitarbeiter, die gerne auch 13 Stunden bleiben (wie ich in der Mehrheit meines ganzen Berufslebens – ohne gesundheitliche Folgen). Da gibt es die, die in drei Tagen den Job erledigen wollen, weil sie im Rest der Woche ein Haus bauen. Da gibt es das Gasthaus, wo plötzlich ein Koch ausfällt, und sich ein anderer so sehr mit dem Haus verbunden fühlt, dass er selbstverständlich auch ungeplant länger arbeitet. Es gibt – viele – andere, vor allem Frauen, die Teilzeitarbeit vorziehen. Und, und, und.
Es lässt sich auch keinesfalls generell festlegen, wie viele Stunden, Tage, Monate voraus die Zusage einer freiwilligen Überstunde verbindlich wird. Es ist einfach nur klug, wenn sich der Gesetzgeber endlich einmal wo zurückhält.
Ich schreibe in jeder Nummer von Österreichs einziger Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".