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Schulpaket mit großem Wert und manchen Defiziten

Ja, die SPÖ hat Recht: Das neue Schulpaket der Regierung ist ein eindeutiges Zurück in frühere Zeiten. Nein, die SPÖ und die anderen Linksparteien haben absolut nicht Recht mit ihrer Kritik daran. Denn angesichts der massiven Verschlechterungen durch die vielen ideologischen Schulreformen der SPÖ-Minister während der letzten Jahre ist dieses teilweise Zurück zu einer lern- und leistungsorientierten Schule absolut positiv. Dennoch ist das Paket auch zu kritisieren: Drei von den Regierungsparteien einst angekündigte und wichtige Punkte fehlen. Diese Defizite ändern aber nichts an der sehr positiven Gesamtbewertung.

Bei allen drei vermissten Punkten war zwar von der Koalition bisher keine ausdrückliche Absage zu hören, aber dennoch ist die Gefahr sehr groß: Da sie in diesem Paket nicht gekommen sind, werden sie wohl nie kommen. Der Mut wächst ja nur selten mit dem Zeitablauf. Und jede gut beratene Regierung sollte kantige Maßnahmen gleich am Beginn setzen.

  1. Das erste Defizit ist das Fehlen eines Verbots von Kopftüchern für weibliche Schüler in allen staatlichen Schulen. Ein solches (auch mit Hilfe von Straf- und Familienbeihilfenrecht abzusicherndes) Verbot wäre eine ganz entscheidende Abwehrmaßnahme gegen die rasch voranschreitende Islamisierung. Es wäre besonders wichtig im Kampf für die Freiheit jener Mädchen und Frauen in Österreich, die zum Unterschied von den meist auf Steuerzahlerkosten gut versorgten Berufsfeministinnen wirklich unterdrückt sind, die von Vätern, Brüdern und (aus der Türkei finanzierten) Imamen in solche diskriminierenden Verhüllungen gezwängt werden. Und um die sich das angebliche "Frauen"-Volksbegehren überhaupt nicht kümmert.
  2. Das zweite Defizit ist das Fehlen der angekündigten Umstellung der Schulpflicht weg vom bloßen Absitzen einer Anzahl von Jahren hin zum verpflichtenden Erreichen objektiver Ziele. Diese Ziele müssten die wichtigsten grundlegenden – und von weiterführenden Schulen wie auch Arbeitgebern immer öfter vermissten – Fähigkeiten und Kulturtechniken umfassen. Zu ihnen müsste eine gute Beherrschung der Grundrechnungsarten und der Prozentrechnungen gehören; eine gute mündliche und schriftliche Beherrschung der deutschen Sprache; ein Minimum an Allgemeinbildung; und auch eine gewisse Beherrschung der englischen Sprache als einziger Weltsprache. Eine für alle vorgeschriebene Erreichung dieser Minimalziele ist ja keine Schikane, sondern der einzige Grund, warum es überhaupt eine Schulpflicht gibt. Immerhin solle es künftig die Möglichkeit zu einem freiwilligen zehnten Schuljahr in den Polytechnischen Schulen geben. Das ist nicht viel und weit weg von den einstigen Versprechungen, aber immer noch besser als ein Jahr im Park herumlungern, und es verbessert zweifellos die Chancen am Arbeitsmarkt.
  3. Das dritte Defizit ist, dass es entgegen früheren Ankündigungen weiterhin nicht den verpflichtenden Ethikunterricht für alle gibt, die sich vom Religionsunterricht abmelden.

Man wird nicht irre gehen, wenn man die Defizite Nummer Zwei und Drei darauf zurückzuführt, dass hier Verbesserungen Geld (vor allem für zusätzliche Lehrerstunden) kosten würden, das man nicht ausgeben will. Defizit Nummer Eins kann freilich nur mit Feigheit erklärt werden. Dabei wird die Einführung eines Kopftuchverbots jedes Jahr, das man zuwartet, nur noch schwieriger. Die islamischen Burschen setzen derzeit ja schon sehr erfolgreich viele Mitschülerinnen unter Druck, Kopftücher aufzusetzen, damit sie keine "Huren" seien. Und propagieren damit den sich ausbreitenden Triumph des Islams.

Das Bedauern dieser Defizite darf aber nicht das notwendige Lob für das Paket überdecken, das Bildungsminister Faßmann vorgestellt hat. Das Wichtigste in diesem Paket ist die Wiedereinführung von Leistungsgruppen in der Mittelschule. Mit diesen kann der wichtigste Vorteil der einstigen Hauptschule wiederbelebt werden, die ja wahnwitzigerweise in der rot-schwarzen Zeit abgeschafft worden war.

Heute kann es überhaupt keinen seriösen Zweifel mehr geben, dass die Hauptschule der "Neuen Mittelschule" überlegen war. Das hat man ganz besonders anschaulich in jenen Jahren gesehen, da in die Oberstufengymnasien parallel sowohl Absolventen der noch bestehenden Hauptschulen wie der neuentstandenen Mittelschulen gekommen sind. Damals haben so gut wie alle Lehrer dieser Gymnasien einen klaren Qualitäts-Vorsprung der Hauptschulabsolventen gegenüber den NMS-Schülern konstatiert.

Die roten Unterrichtsminister hatten den NMS sogar ausdrücklich eine leistungsmäßige Differenzierung in den Klassen verboten. Wirklich nur sehr linke Ideologen haben da glauben können, dass das nicht zwangsläufig zu einer Nivellierung nach unten führen muss. Natürlich sind dadurch die – vor allem in ländliche Hauptschulen zahlreichen – talentierten und leistungswilligen Jugendlichen weniger gefördert worden als vorher. Und vor allem weniger, als sie es verdient und gebraucht hätten. Sie sind die wahren Leidtragenden, wenn die Lehrer im gleichen Unterricht auch auf die unwilligen oder untalentierten Mitschüler Rücksicht nehmen müssen.

Daher ist auch das von manchen vorgebrachte Argument totaler Schwachsinn, dass es durch die Wiedereinführung von Leistungsgruppen zu einer sozialen Teilung kommt. Ja, natürlich kommt es dazu. Das ist sogar völlig zwingend. Die einzige Alternative, wie man soziale Unterscheidungen im Schulergebnis vermeidet, wäre es, allen Schülern Hautschulabschluss, Matura und den Master zu schenken. Vielleicht auch gleich die Habilitierung und die Uni-Professur dazu.

Ganz unabwendbar spielt der familiäre, und damit der soziale Hintergrund eine entscheidende Rolle für die Entwicklung jedes Kindes. Kinder sind nun mal erfolgreicher (auch) beim Lernen in der Schule, wenn sie daheim ständig gefordert und gefördert werden. Wenn dort viel gelesen wird. Wenn dort hochdeutsch gesprochen wird. Wenn ihnen die Eltern vor allem schon in den ersten vier Lebensjahren viel vorlesen. Wenn die Kinder in der Familie respektiert werden. Wenn nicht Gewalt zum familiären Umgangston gehört.

Ebenso selbstverständlich ist, dass Eltern, die ihre Kinder so behandeln, meist auch beruflich erfolgreicher sind als andere, wo das nicht der Fall ist. Sie gehören daher auch in den meisten Fällen einer anderen "sozialen" Gruppe, einer anderen Einkommensschicht an (Natürlich können generalisierende Aussagen immer nur für den Großteil der Betroffenen gemacht werden, es gibt immer Ausreißer in beide Richtungen).

Die Aussagen über die durchschnittliche Entwicklung des Großteils der Kinder unter bestimmten Bedingungen sind unabänderbare anthropologische Fakten. Alle Versuche, das zu ändern, haben in Katastrophen geendet. Das waren etwa die Experimente, wo man Eltern die Kinder gleich nach der Geburt abgenommen hat, um alle "gleich" erziehen zu können. Das war die Schulsituation im osteuropäischen Realsozialismus, wo Bürgerkinder trotz besserer Noten von höheren Schulen ferngehalten wurden, um dort Arbeiter- und Bauernkinder zu fördern.

Jedes soziale oder sonstige Quotensystem, das mit Zwang Gleichheit – über die grundlegende Chancengleichheit am Start hinaus – erzwingen will, führt automatisch zu einer Reduktion von Leistung und Effizienz im Ergebnis.

Dazu kommt der genetische Faktor: Die Genetiker sagen von Jahr zu Jahr deutlicher, dass höhere Intelligenz zu einem Anteil von 50 bis 80 Prozent vererbt wird. Zahllose empirische Studien zeigen, dass intelligentere Eltern häufig auch intelligentere Kinder haben. Ebenso ist es nicht ganz überraschend, dass akademisch gebildete Eltern im Schnitt intelligenter sind als nicht akademisch gebildete.

Dazu kommt als dritter, jede Ergebnis-Gleichheit verhindernde Aspekt der Migrationsfaktor. Dieser ist in Österreich sogar besonders negativ, sowohl in qualitativer wie quantitativer Hinsicht, wie eine Pisa-Auswertung zeigt: Bei den österreichischen 15-Jährigen ist der Anteil derjenigen, die in keinem der drei bei Pisa gemessenen Lernbereiche (Lesen, Mathematik, Naturwissenschaften) zur Risikogruppe gehören, bei den Schülern ohne Migrationshintergrund deutlich größer als im OECD-Schnitt (76 statt 72 Prozent); bei den Migrations-Kindern hingegen ist dieser Wert in Österreich viel geringer als beim OECD-Wert für Migrantenkinder anderswo. Das heißt: Wir liegen im internationalen Vergleich bei den autochthonen Kindern eindeutig überdurchschnittlich. Bei den Zuwanderern liegen die Ergebnisse hingegen genau umgekehrt. Wir lernen, dass wir im Gegensatz zu anderen Ländern nicht gerade überdurchschnittlich bildungsorientierte Migranten hereingeholt haben.

Nun heißt das alles ganz und gar nicht, dass nicht sehr viel getan werden kann, familiär, begabungsmäßig oder migrationsmäßig benachteiligte Kinder zu fördern. Das wird aber nie und nimmer durch ein gleichmacherisches System erzielt. Das ist vielmehr Aufgabe jedes einzelnen Lehrers, jeder Kindergärtnerin, darum haben sich früher besonders oft Pfarrer gekümmert: Sie alle müssen immer wieder schauen, wo ist ein besonders talentiertes Kind, das sie besonders fördern müssen, dem sie auch zu höherer Bildung helfen sollten, gerade wenn es aus einer nicht bildungsorientierten Familie kommt. Freilich, in einer Hinsicht können auch solche Förderer Familien kaum substituieren: Wenn dort den Kindern nicht vermittelt wird, dass Leistung, Anstrengung, Aufstieg zentral sind, dann ist meist jede Lehrerbemühung umsonst.

Ich kenne aus meiner eigenen Familie exzellente Beispiele, wo das mit Erfolg geschehen ist, wo es etwa der Sohn eines analphabetischen steirischen Bergbauern durch diese Kombination bis zum Rechtsanwalt gebracht hat (der dann übrigens mein Vater geworden ist ...). Er hat aber immer gewusst: Wenn er sich nicht anstrengt, dann ist es aus, dann kann er zurück ins Ennstal als Knecht gehen.

Vorerst kann man nur hoffen, dass die Schulen und Lehrer die wiedergeschaffenen Möglichkeiten der Trennung einer Klasse in Leistungsgruppen auch wirklich in breiter Front nützen. Denn Faßmann hat ihnen die Umsetzung der Leistungsdifferenzierung freigestellt. Sie könnten also – zum Schaden der talentierten Kinder – auch weiterhin wenig sinnvolle Modelle praktizieren, wie etwa das Teamteaching, wo meistens ja nur einer der anwesenden Lehrer in Aktion ist, der andere meist nur schweigend herumgeht, herumsitzt – oder aber die Konzentration der Schüler stört, wenn er parallel zu agieren beginnt. Aber Faßmann wollte offensichtlich bei allem Reformwillen vor allem Frieden mit der Lehrergewerkschaft, hat deshalb keine Pflicht festschreiben wollen.

Die weiteren zwei Maßnahmen des Faßmann-Pakets sind demgegenüber weniger wichtig, wenngleich ebenfalls positiv.

  • Erstens werden auch die Ziffernnoten ab der zweiten Volksschulklasse wiedereingeführt. Wer jemals Kinder gesehen hat, wie sehr sie sich freuen, wenn sie endlich ein "richtiges" Zeugnis bekommen, und wie wenig sie mit dem verbalen Lehrergewäsch anfangen können, der weiß: Kinder wollen sich messen, wollen klare Maßstäbe, wollen wissen, wo sie liegen. Und überdies: Selbst wenn man Kinder während der ganzen Schulzeit in Watte hüllt – irgendwann im Berufsleben kommt dann umso härter die Konfrontation mit einer Leistungsgesellschaft, wo der Satz gar nichts mehr hilft: "Du hast Dich aber bemüht". In Watte gehüllte Kinder sind dann der wirklichen Welt viel weniger gewachsen.
  • Zweitens wird die Möglichkeit wiedereingeführt, auch in Volksschulen ein Jahr wiederholen zu können. Ein solches Durchfallen ist zwar nie sehr oft vorgekommen, aber manchen Kindern kann es durchaus helfen, wenn sie eine Schulstufe, die sie beim ersten Mal überfordert hat, wiederholen müssen. Das ist besonders dann wichtig, wenn sich herausstellt, dass ein Kind zu früh eingeschult worden ist, dass es überfordert ist. Das beschreibt der OECD-Bericht "Bildung auf einen Blick 2018" trocken, aber mit klaren Worten: "Die Wiederholung einer Klassenstufe wird dazu genutzt, Schülern mit Problemen mehr Zeit zu geben, die für die jeweilige Klassenstufe angemessenen Inhalte zu beherrschen".

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