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Nach vielen oft zweifelhaften Preisverleihungen durch das parteipolitisch geprägte Friedensnobelpreis-Gremium hat dieses heuer eine absolut gute und richtige Entscheidung getroffen, aus der wir viel lernen sollten. Das sei ausdrücklich und ganz ohne Einschränkung anerkannt.
Der Kampf gegen Vergewaltigungen in Kriegen und gewaltsam ausgetragenen Konflikten verdient jede Unterstützung. Denn diese Verbrechen treffen und demütigen die Schwächsten oft für den Rest ihres Lebens.
Umso wichtiger ist es, tapfere Kämpfer gegen diese Verbrechen zu ehren und auf ein Podest zu stellen. Egal, ob sie im Kongo aktiv geworden sind oder im Nahen Osten nach sexuellen Demütigungen von Jesiden und Christen durch den "Islamischen Staat".
Ihre Ehrung ist besonders auch deshalb wichtig, weil die nun Ausgezeichneten wirklich zeitnah ihren Kampf begonnen haben. Weil sie gegen ganz eindeutige Verbrechen aktiv geworden sind. Und weil sie nicht zu jenen modischen MeToo-Wohlstands-Frauen gehören, die sich erst nach 36 Jahren plötzlich daran erinnern, dass sie als Schülerinnen bei einer alkoholischen Schülerparty von anderen Schülern sexuell bedrängt worden seien. Bei diesen späten Erinnerungsfrauen hat man bisweilen fast den Eindruck, dass sie primär daran erinnern wollen, einst ja auch attraktiv gewesen zu sein. Dass es ihnen sekundär um vorwurfsreiche Erinnerungen offensichtlich immer nur an Begegnungen mit später reich oder berühmt oder politisch relevant gewordenen Männern geht, die sich leider nur kurzfristig für sie interessiert haben. Und dass es ihnen erst drittens um jene "Untaten" selbst geht, die ihnen 36 Jahre lang nicht wichtig genug waren, sie zu outen oder anzuzeigen.
Wenn wir nicht lernen, gerade auch im heiklen Bereich der Sexualität zwischen den wirklich schweren Verbrechen, wie eben den jetzt durch das Nobel-Komitee ins Bewusstsein gerückten Kriegs-Vergewaltigungen, und relativ harmlosen Übergriffen à la "Ich hab sie ja nur auf die Schulter geküsst" zu unterscheiden, dann verharmlosen wir letztlich total alle wirklich schlimmen Taten. Dann breiten wir einer widerlichen Denunziations- und Erpressungs-Gesellschaft den Roten Teppich aus.
Genau dieselbe Unterscheidungsfähigkeit wäre auch im Umgang mit den Untaten im kirchlichen Bereich dringend notwendig. Freilich sind nicht einmal viele Kirchenexponenten dazu fähig, geschweige denn jene, die der Kirche nicht gerade wohlwollen. Denn da gibt es nämlich ganz unterschiedliche Kategorien von Tätern und Schuld:
Es ist hingegen absolut infam, wenn jetzt unseriöse Berichte alle Formen in einen Topf werfen, nur um ja auf große Täterzahlen zu kommen. Es ist heuchlerisch und verlogen, wenn man nicht bereit ist zu sagen, dass es ganz unterschiedliche Formen und Intensität von Schuld gegeben hat und gibt. Und es ist ebenso klerikal-verlogen, wenn man so tut, als ob es nur einen einzigen Mann geben würde, der nie Probleme mit seiner Sexualität gehabt hat.