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Erstaunlich: Alle prophezeien, dass die nächste Krise fällig ist, und doch kommt und kommt sie nicht. Dabei gäbe es Faktoren genug, die sie auslösen könnten: fahrlässige Defizitplanungen der italienischen Regierung; Handelskriege, die von den USA ausgelöst worden sind; der schon überlange Zeitraum, den die gegenwärtige Hochkonjunktur anhält; exorbitante Lohnforderungen der Gewerkschaften; ein drohender Brexit; gefährliche Blasen durch die hemmungslose Geldproduktion der Europäischen Zentralbank; Dieselkrise; unabsehbare Folgen möglicher Hackerangriffe; Überregulierungen durch die Europäische Union; und vieles andere mehr.
Und dennoch prophezeien Wirtschaftsforscher auch fürs kommende Jahr ordentliche Wachstumsraten – wenn auch doch deutlich niedrigere, als sie es noch vor wenigen Monaten getan haben. Das beruhigt. Das schaut fast nach einer sanften Landung aus, und nicht nach einer harten wie 2008. Das kann freilich auch ein großer Irrtum sein. Denn noch nie haben die Wirtschaftspropheten eine harte Landung konkret vorausgesagt.
Man kann aber in doppelter Hinsicht sicher sein: Erstens, noch jeder Boom ist zu Ende gegangen. Und zweitens: Selbst wenn eine weiche Landung gelingen sollte, könnten danach die depressiven Phasen umso länger dauern. Die Wahrscheinlichkeit, dass ähnlich wie beim letzten Mal schon nach ein oder maximal zwei Jahren alle Indikatoren wieder nach oben weisen, ist gering. Denn trotz aller Regulierungen ist Europa jetzt sogar schlechter auf den Einbruch der nächsten dürren Jahre vorbereitet.
Am bedrohlichsten ist, dass selbst am Ende einer langen Hochkonjunkturphase in der Industriewelt die öffentliche wie private Verschuldung deutlich höher ist als damals. Das ist logische Folge der Politik der EZB. Diese ermuntert seit Jahren gezielt zur Aufnahme von mehr Schulden, damit die Konjunktur angekurbelt wird. Man wollte zwar im Gegensatz zum letzten Mal verhindern, dass es dabei wieder viele faule Kredite gibt. Nur leider, leider: Die meisten Kredite haben kein Mascherl, wo draufsteht: "Das ist ein fauler Kredit." Es ist im Grunde nie vorhersehbar, wo es losgehen wird.
Selbst Österreich hat zumindest bis Ende 2017 trotz exzellenter Konjunktur kein ausgeglichenes Staatsbudget geschafft.
Mit Italien haben wir mitten im Euroraum zum ersten Mal sogar ein Land, dessen Regierung nicht nur schwindeln will, sondern offen sagt: "Wir pfeifen auf Eure Vorschriften." Dabei ist Italien ohnedies schon lange das weitaus höchst verschuldete der großen Euro-Länder.
Die EZB hat im Gegensatz zum letzten Mal absolut keine Waffen mehr für eine Wiederankurbelung. Sie hat – nicht zuletzt im Interesse Italiens – längst ihr ganze Pulver verschossen und keine neuen Vorräte angelegt.
Dazu kommen Überalterung und ein verantwortungsloses Sozial- und Pensionssystem in fast allen Staaten Europas.
Wenn man nachher nicht mehr in die Höhe zu kommen droht, sollte man sich also auch nicht über eine weiche Landung freuen.
Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".