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Es ist eine der wahren europäischen Tragödien: Europa liegt im gesamten digitalen Bereich hoffnungslos zurück. Europa ist zwar gut bei der alten Technik, von Autos bis zu Maschinen aller Art. Aber die gesamte digitale Explosion, also alles, womit heute wirklich Geld gemacht wird, hat nur in den USA stattgefunden. Und bis heute begreift Europa nicht, worum es wirklich geht.
Apple, Amazon, Microsoft, Facebook, Google: Sämtliche Giganten aus der Welt von Internet/Smartphones/IT sind in den USA entstanden und aufgeblüht. Das hat klare Ursachen: niedrige Steuern; innovationsfreundliche Einstellung; das kollektive Wissen, dass auch mehrfaches Scheitern zum kreativen Unternehmertum gehören muss; und last not least viel weniger Regulierung als in Europa. Ein junger Amerikaner, der eine Idee hat, beginnt in der Garage der Eltern daran zu basteln und kann – wenn es funktioniert – ohne Probleme daraus ein Unternehmen mit grenzenlosen Perspektiven entwickeln. Hierzulande hingegen müsste er erst alle möglichen Qualifikationen, Abschlüsse und Gewerbescheine erwerben und einen Anwalt beschäftigen, damit er ja alle Regeln einhält, bevor er aktiv wird.
Gewiss: Nichts ist dauerhaft, schon gar nicht eine Marktführerschaft. Eine Reihe von Herausforderern ist extrem aktiv. Sie kommen aber alle aus Ostasien, aus China oder Korea. Dort findet unternehmerische Dynamik nämlich ähnlich gute Bedingungen wie in den USA – und viele mathematisch besonders talentierte Menschen.
Was tut man in Europa, um diese folgenschwere Defizite aufzuholen, außer jammern und auf die Giganten, die "Konzerne" zu schimpfen? Absolut nichts, man erlässt nur ständig noch mehr Regeln. Die letzte "Großtat" war die Erlassung der Datenschutzgrundverordnung, also eine neue Überregulierung, die Europas Unternehmen völlig unproduktive Milliarden gekostet hat.
Dazu kommen ständig neue politisch-korrekte Zensur-Initiativen. Dazu kommt jetzt ein neues EU-Urheberrecht, das neuerlich vor allem eines bedeutet: eine weitere Schikane gegen die digitale Welt.
Die nächste total kontraproduktive "Initiative" Europas: Man bastelt an einer Digitalsteuer. Man weiß zwar über Politikerphrasen hinaus seit Jahren nicht, wie das genau gehen soll. Aber was auch immer man letztlich tun sollte: Jede neue Steuer würde letzten Endes mit Sicherheit noch mehr behindern, dass sich in diesem Sektor europäische Firmen entwickeln.
Die Wertschöpfung der großen Giganten passiert großteils außerhalb Europas. Neue Steuern würden aber nur dafür sorgen, dass das noch mehr der Fall ist. Gewiss wäre es gerecht, die Werbeabgabe (an sich schon ein übler Anachronismus) auf das Internet auszudehnen. Nur: Wo greift man zu, wenn alle diesbezüglichen Verträge für Werbung auf Google, Amazon oder Facebook außerhalb Europas abgeschlossen werden?
In Europa kann man letztlich nur eines besteuern: den Konsum. Der aber wird ja schon durch die Mehrwertsteuer besteuert, wo man übrigens jetzt schon die Welt der alten Medien durch eine Halbierung der Mehrwertsteuer massiv gegen die digitalen bevorzugt. Wenn man jetzt einen globalen Trend auslöst, der die Besteuerung von der Wertschöpfung noch mehr zum Konsum verlagert, dann ist völlig klar: Dann schießen sich vor allem Exportnationen wie Deutschland oder Österreich ins eigene Knie.
Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".