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19 Länder scheiden aus EU aus

 

"Die Europäer wussten nicht, was sie taten, als sie David Cameron abblitzen ließen." Hans-Werner Sinn, der heute wohl wichtigste und beste Ökonom Europas, ruft eindringlich in Erinnerung, wo die eigentliche Hauptschuld an der in wenigen Monaten bevorstehenden Katastrophe des Brexits liegt, des britischen Ausscheidens aus der EU.

Gewiss könnte jetzt eine Regelung über die künftigen Beziehungen zwischen den Briten und Europa, ein "Deal", noch den Schaden gegenüber einem "No Deal" abmildern. Aber das ändert nichts daran, dass absolut jede Form eines Austritts der Briten sehr schlimme Folgen haben wird. Und zwar für die Briten wie für Europa.

Daher hilft es absolut nichts, dass die Kontinental-Europäer jetzt ständig die Briten zu alleinigen Schuldigen stempeln. Das gelingt ihnen zwar leicht – allein durch die zahlenmäßige Situation in allen EU-Gremien. Sitzen da doch überall 27 Kritiker einem einzigen Briten gegenüber.

Das ist aber eine optische Täuschung. Denn die Briten sind mit ihrer Wirtschaftsleistung größer als nicht weniger als 19 andere EU-Staaten zusammen. Samt Österreich. Würden also 19 Staaten austreten, wäre der wirtschaftliche Schaden nicht größer – aber dann würde das überall als das Aus für die Union begriffen werden. Obwohl die britische Wirtschaft seit dem Brexit-Referendum Wachstumsprobleme hat, ist sie noch immer die zweitgrößte EU-Ökonomie.

Ganz ähnliche Probleme drohen auch der Rest-EU nach dem Brexit. Ökonomen schätzen das BIP-Minus, das dadurch für die Rest-EU entsteht, immerhin auf 1,5 Prozent. Vor allem wird das zu einem Zeitpunkt schlagend werden, wo die gegenwärtige Hochkonjunktur zu Ende gehen dürfte. Und es wird noch größer, wenn die Briten wirklich kalt, ohne Deal, verabschiedet werden.

Gar nicht beziffern lässt sich der noch viel größere Schaden, der dadurch für künftige EU-Entscheidungen entstehen wird. Ohne Briten werden nämlich die marktwirtschaftlich auf Vernunft und Mäßigung ausgerichteten Nord-Staaten hoffnungslos in die Minorität gegenüber den Staaten am Mittelmeer und in Osteuropa geraten, die alle dasselbe Hauptziel haben: Möglichst viel Geld (des Nordens) in die eigenen Kassen umzuverteilen.

Der Schaden für die EU ist also weit größer, als wenn man damals den Wünschen der Briten nachgekommen wäre. Diese verlangten ja eigentlich nur die Möglichkeit, allzu massiven und raschen Zuzug von Menschen aus allen anderen EU-Ländern abwehren zu können. England war ja vor allem für Osteuropäer zum Magnet geworden. Gewiss: Die totale Personenfreizügigkeit ist eine der vier Säulen des Binnenmarktes. Aber es ist schon fraglich, ob das doktrinäre Festhalten an diesem Dogma wichtiger ist als die Fortsetzung des unbestreitbar erfolgreichen Einigungsprozesses dieses Europa. Was fast noch schlimmer ist: Die EU-Partner haben lange die Gefahr eines Brexit nicht einmal ernst genommen, sie haben sich vor dem Referendum nicht einmal ernsthaft mit ihr befasst.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".

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