Zehn Bücher, die Sie gelesen haben sollten
15. August 2018 00:29
| Autor: Andreas Unterberger
Lesezeit: 9:00
Der Sommer geht zu Ende: höchste Zeit, sich wieder über Entspannungskrimis hinaus mit interessanter und relevanter Buchlektüre zu befassen. Dabei stößt man – oft außerhalb des allgemeinen Scheinwerferlichts – auf viele spannende Angebote. Ich darf dazu wieder eine ganz persönliche Auswahl vorstellen und bin auf zehn neue (oder großteils neue) Bücher gestoßen, die Sie kennen sollten.
Es sind wieder lauter Sachbücher. Lassen wir es dahingestellt, ob die Ursache dieser Einseitigkeit an meinen Interessen liegt oder an der nicht sonderlich begeisternden Belletristik oder daran, dass "sich solchene Sachen gar nicht erfinden lassen" wie jene, auf die man in der Realität des heutigen Europas stößt. Und die zum Glück von immer mehr Autoren brillant aufgespießt werden. Wie immer werden die Bücher gleich samt Internet-Links vorgestellt. Wie immer folgt aber die Empfehlung, die Bücher möglichst in klassischen Buchhandlungen zu kaufen (sofern das nicht solche sind, deren Sortiment oder Beratungsmannschaft sich erkennbar in linker Umerziehung versuchen – dann sollte man sie meiden, wie ich es bei zwei Buchhandlungen tue).
- Der christliche Zeitgeist würde den Titel des an erster Stelle der Empfehlungsliste stehenden Buchs wohl für zynisch halten: "Für Gott und den Profit". Jedoch ist er das keineswegs. Samuel Gregg, (streng katholischer) Forschungsdirektor des renommierten Acton-Institutes, beweist, dass die Verbindung von Glauben und Gewinnstreben, die gleichzeitige Widmung "für Gott und den Profit", die schon mittelalterliche Kaufleute in ihre Geschäftsbücher geschrieben haben, nicht nur möglich, sondern auch richtig ist. Gregg zeigt an Hand vieler Bibelzitate und mit intensiver Kenntnis wirtschaftlicher Zusammenhänge und Abläufe, dass Profitdenken keineswegs unchristlich ist, dass vielmehr gerade erst durch das Streben nach Gewinn allgemeiner und breiter Wohlstand in der Welt geschaffen worden ist. Das Buch sollte eigentlich für alle, die irgendwo zwischen Wirtschaft und gelebtem Christentum beruflich oder gedanklich unterwegs sind, zur Pflichtlektüre werden.
- Mit einem verwandten Themenkreis befasst sich Martin Rhonheimer in "Christentum und säkularer Staat". Der in Wien lebende Wissenschaftler, der heute in dieser Stadt zweifellos im Schnittfeld von Ökonomie, Recht, Philosophie und christlicher Theologie der bedeutendste Kopf ist, analysiert eingehend das breite Themenfeld von Religionsfreiheit und Kulturrelativismus. Besonders anschaulich ist seine Befassung mit der epochalen Bedeutung des Christentums für die gesamte Entwicklung Europas. Er befasst sich intensiv und auf höchstem Niveau mit dem Verhältnis von Kirche und Staat, von Religion und Politik. Der katholische Priester und Universitätsprofessor geht aber auch offen auf die quer durch die Geschichte sehr wechselhaften Positionen des kirchlichen Lehramtes zu diesem Themenkreis ein. Er befasst sich auch ohne die übliche Scheu mit den aktuellen Herausforderungen durch den Islam. Der prominente deutsche Staatsrechtler Ernst-Wolfgang Böckenförde bezeichnet im Vorwort das Werk Rhonheimers zu Recht als "wichtig und notwendig".
- In Österreichs Medien typischerweise überhaupt nicht beachtet worden ist das exzellente und aufschlussreiche Buch von Bettina Röhl: "Die RAF hat Euch lieb. Die Bundesrepublik im Rausch von 68 – eine Familie im Zentrum der Bewegung". Röhl beschreibt darin autobiographisch die linksextremistische Baader-Meinhof-Bande RAF und ihre eigene Beziehung beziehungsweise Nicht-Beziehung zu ihrer Mutter. Ihre Mutter war niemand anderer als Ulrike Meinhof, eine der beiden Anführerinnen der mörderischsten Bande in der Geschichte Nachkriegsdeutschlands. Die Journalistin Röhl arbeitet in dem Text aber nicht nur diese Beziehung auf, sondern auch die gesamte 68er Bewegung. Sie tut dies mit vielen Insider-Beobachtungen – und sehr kritisch. Röhl hat sich seit langem ganz von diesem ideologisch-kriminellen Biotop getrennt. Besonders schlecht kommen bei ihr die vielen journalistischen und "intellektuellen" Sympathisanten der Bande und der – bis heute in den diversen Linksparteien sehr relevanten – 68er weg: "Die RAF war nicht peinlich, die RAF war sexy." Dabei werden auch die bei der österreichischen Post-68-Szene beliebten Namen Elfriede Jelinek und Claus Peymann nicht geschont.
- Quer durch alle Kontinente beweist Rainer Zitelmann mit anschaulichen und präzise geschilderten Beispielen den Titel seines Buches: Kapitalismus ist nicht das Problem, sondern die Lösung". Er weist nach, dass ein Mehr an Staat immer schädlich für die Entwicklung des allgemeinen Wohlstandes ist. (was wir aktuell ja auch an den verheerenden Folgen der Einmischung des türkischen Diktators in die Notenbank und Wirtschaft seines Landes sehen können). Der Autor hat, so wie die Meinhof-Tochter, eine ursprünglich marxistische (und maoistische) Biographie, bis ihn aber dann der Blick auf die Realität der wirklichen Welt eines Besseren belehrt hat. Es tut gut, an viele heute völlig aus der Aufmerksamkeit verschwundene Fakten erinnert zu werden, wie etwa daran, dass Mao Zedong mit seinen marxistischen Experimenten in China einst die größte Hungersnot der Geschichte ausgelöst hat. Während sozialistische Theoretiker wie christliche Prediger frei jeder ökonomischen Sachkenntnis davon ausgehen, dass die Ursache von Armut und Not der Reichtum der anderen ist, zeigt Zitelmann an vielen Beispielen den wahren Zusammenhang. Etwa mit China ist es eben erst genau ab jenem Zeitpunkt aufwärts gegangen, da Maos Erbe Deng Xiaoping angeordnet hat: "Lasst einige erst reich werden". Daraufhin hat sich der Staat aus vielen Bereichen zurückzuziehen begonnen – und das Land ist aufgeblüht. Brillant analysiert Zitelmann auch viele andere Erfolgsgeschichten des Kapitalismus und Beweise für die Unsinnigkeit des Marxismus rund um den Globus.
- Ein Buch, an dem ich selbst mit einem Beitrag mitgewirkt habe, ist von Martin Lichtmesz und Michael Ley herausgegeben worden: "Nationalmasochismus". Der Sammelband zeigt, dass es alles andere als ein Zufall ist, dass vor allem in den deutschsprachigen Ländern das Phänomen des Hasses auf die eigene Nation und die eigene Identität weitaus am stärksten ausgebildet ist. Denn die nationalsozialistischen Verbrechen und ihre schiefe Aufarbeitung haben sich verheerend ausgewirkt. Patriotisches und nationales Denken wie Fühlen – also etwas, was global völlig selbstverständlich ist –, wird in Deutschland und auch Österreich als Megadelikt behandelt. Der linke Mainstream sieht in nationaler Identität und Heimatbewusstsein das Ur-Delikt und nicht in den wahren Verbrechen Totalitarismus, Massenmord, Kriegführen sowie Abschaffung von Demokratie und Rechtsstaat. Der Mainstream vermeidet diese Ursachenforschung, weil diese Verbrechen auch den Kommunisten vorzuwerfen sind. Eine Reihe von bekannten Autoren geht in dem Lichtmesz-Ley-Werk der Frage nach, warum es soweit kommen konnte. Die wichtigste Folge des Nationalmasochismus war zweifellos die Öffnung der Tore für die Massenimmigration durch Deutschland.
- Direkt mit der Person der dafür verantwortlichen Angela Merkel befasst sich das schon vor ein paar Jahren erschienene Buch: "Das erste Leben der Angela M." Ralf Georg Reuth und Günther Lachmann haben intensiv über die Jugend und das Leben der deutschen Langzeitbundeskanzlerin in der DDR geforscht. Sie haben dabei viele Details und Aspekte aus jener Epoche ans Tageslicht befördert, die deutlich machen, weshalb Merkel gar nicht gerne über diese Zeit und ihr eigenes Leben in der DDR redet. Auch wenn interessanterweise viele Dokumente zu Merkels DDR-Leben verschwunden sind, so macht das Buch eines eindeutig klar: Eine Regimegegnerin, eine Dissidentin oder gar eine jener Menschen, die heldenhaften Widerstand gegen die Diktatur geleistet haben, war Merkel mit Sicherheit nicht. Und auch die Rolle ihres Vaters, der als Pastor freiwillig vom Westen in den Osten Deutschlands übersiedelt war – wo ja alle kirchlichen Einrichtungen extrem dicht überwacht worden sind –, kann nicht gerade als biographisches Empfehlungsschreiben herumgereicht werden.
- Mit einem anderen Frauenschicksal in den Jahren der kommunistischen Diktaturen befasst sich Stefan Karner in "Im Kalten Krieg der Spionage. Margarethe Ottilinger in sowjetischer Haft 1948-1955". Dieser österreichischen Frau erging es als Folge des Kommunismus weit schlechter als Merkel. Sie wurde 1948 in Österreich als rechte Hand des damaligen Ministers Peter Krauland von Rotarmisten aus dem Ministerauto heraus verhaftet. Sie musste dann viele Jahre unter dubiosen Vorwürfen, sie wäre eine amerikanische Spionin, in sowjetischen Gefängnissen und Lagern verbringen, sie musste viele Misshandlungen und Erniedrigungen erdulden, bis sie dann schwerkrank nach Österreich zurückkehren konnte. Es ist erfreulich, dass der renommierte Historiker Karner dem Schicksal von Ottilinger – und damit auch von vielen anderen Österreichern, die damals von der Roten Armee verschleppt worden sind – ein Denkmal gesetzt hat; dass er damit diese Frau wieder etwas mehr ins Bewusstsein gerückt hat, aus dem sie weitgehend verdrängt worden ist. Als Dank für ihre Heimkehr hatte sie die inzwischen architektonisch vielgerühmte Wotruba-Kirche am Wiener Stadtrand errichten lassen.
- Zurück in die Gegenwart führt das Buch von Hamed Abdel-Samad: "Mohammed – eine Abrechnung." Seit Veröffentlichung dieses Werkes muss der aus Ägypten stammende Autor unter Polizeischutz leben. Das hindert ihn aber nicht, auch weiterhin ungeschminkt Klartext zu reden. Abdel-Samad entlarvt Mohammed durch die Brille der Psychologie als voller Widersprüche steckenden und wohl auch kranken Menschen. Er fordert die Moslems intensiv auf, sich mit ihrer Religion und ihrem Schöpfer kritisch auseinanderzusetzen, sie zu hinterfragen und auf die Gegenwart hin zu adaptieren. Denn islamischer Fundamentalismus und Intoleranz sind eine Folge der Überhöhung des Korans und des Menschen Mohammed. Die Muslime sollten Mohammeds Unantastbarkeit in Frage stellen und ihn Mensch werden lassen, damit sie geistig in der Gegenwart ankommen.
- Eine andere, aber entfernt verwandte Bedrohung unserer Freiheit und modernen Welt skizzieren Daniel Ullrich und Sarah Diefenbach in "Es war doch gut gemeint: Wie Political Correctness unsere freiheitliche Gesellschaft zerstört". Sie setzen sich darin grundlegend mit den Bedrohungen und Verzerrungen durch die Political Correctness auseinander. Diese PC erscheint zwar auf den ersten Blick harmlos und sympathisch: Sie will alles vermeiden, was Benachteiligte und Minderheiten diskriminieren könnte. Aber diese freundliche Intention ist zur totalitären Bedrohung der Meinungsfreiheit geworden. Sie zensuriert mit einem immer enger werdenden Würgegriff nicht nur unser Tun, sondern auch unsere Sprache. Fast jede Aussage läuft Gefahr, von irgendjemandem als Diskriminierung, als verstörend inkriminiert zu werden. Der Tag scheint nicht mehr fern, da der durch die PC entstehende und an den Vormärz erinnernde Überwachungsstaat wieder das alte Lied "Die Gedanken sind frei" zur heimlichen Hymne unserer Gesellschaft werden lässt. Das Buch bringt jedenfalls eine absolut beängstigende Fülle von einschlägigen Beispielen, wo Political Correctness die Freiheit eingeschränkt hat.
- Matthias Matussek ist einer der klügsten Journalisten Deutschlands. Er wird deshalb vom politisch-korrekt verkrampften Mainstream immer wieder böse angeschaut. "White Rabbitoder Der Abschied vom gesunden Menschenverstand" beschreibt brillant all die Wahnsinnigkeiten, die sich in den letzten Jahren vor allem in Deutschland rund um die muslimische Massenzuwanderung und die Hysterie der veröffentlichten Moral abgespielt haben. Matussek war im historischen Herbst 2015 vom Springer-Verlag, der sich damals total als Lakai Angela Merkels verstanden hat, wegen eines islamkritischen Tweets gekündigt worden – aber gerade seither ist er zu einem der relevantesten deutschen Autoren geworden. In diesem Buch beschreibt er voll Witz und Ironie die Teddybärenwerfer der "Schneeflöckchengeneration" und entlarvt sie in ihrer ganzen Lächerlichkeit. So bedrückend die Entwicklung eigentlich ist, so befreiend amüsant ist sie doch bei Matussek zu lesen. Er scheut sich auch nicht, die Kirchen zu kritisieren, die gut an der Migration verdienen würden. Er stellt den Islam als "die wohl fremdenfeindlichste Ideologie auf unserer Erde" bloß. Vor allem aber kritisiert er das völlig Versagen des Journalismus, der ihn in vielem an den einstigen Stalinismus erinnert, weil er alle missliebigen Meinungen zu unterdrücken versucht. Oder wie es einst Gilbert K. Chesterton formuliert hat: "Schlimmer als die Zensur der Presse ist die Zensur durch die Presse."
Gewiss: Das sind viele Buchempfehlungen auf einmal. Aber ich verspreche, vor dem Dezember keine neuen Bücher vorzuschlagen. Daher müsste es sich bis dahin ausgehen, wenigstens einige zu lesen. Das zahlt sich jedenfalls bei jedem einzelnen Buch aus – auch wenn das Bild der Gesellschaft, das sich da auftut, oft ein deprimierendes ist.
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