Die Weisheit der einfachen Parteimitglieder und einfachen Kirchenmitglieder
20. August 2018 01:34
| Autor: Andreas Unterberger
Lesezeit: 5:00
Nur in wenigen Stunden haben Österreichs und Deutschlands Linke wieder einmal so viele Dummheiten begangen, dass es eigentlich für einen ganzen Monat reichen sollte. Zum Glück gibt es auch einige positiv zu verbuchende Nachrichten, die aber interessanterweise alle aus dem südlichen Ausland kommen. Ist es dort am Ende weniger heiß?
Die aktuellsten Anlässe zum Kopfschütteln über unsere Linken:
- Da stößt auf Twitter (wo sich ja primär Altlinke aus den Bereichen Medien und Politik herumtreiben) Thomas Drozda – einst kurzzeitig SPÖ-Minister und davor Direktor in ideologieschweren Subventionstheatern – auf den Tweet eines Andersdenkenden. Dieser hatte rund um die Kneissl-Hochzeit darauf hingewiesen, wie weit die linken Twitter-Autoren mit ihrem Hass auf die Hochzeit wieder einmal von der öffentlichen Meinung entfernt liegen. Drozda sah sich ob dieses Einwurfes nicht etwa zum Nachdenken veranlasst, sondern verwies empört auf die kritischen Kommentare in "Süddeutscher Zeitung", "Washington Post", "Guardian" oder "New York Times"! Genau das ist es. Diese Argumentation des Herrn Drozda zeigt geradezu paradigmatisch das Problem der gesamten Sozialdemokratie: Ihre Funktionäre glauben wirklich noch immer, diese (durch die Bank unter Leserverlust leidenden) Zeitungen wären ein Spiegelbild der öffentlichen Meinung. Wenn die Sozialdemokraten weiterhin so denken, werden sie noch tiefer in die Bedeutungslosigkeit ihres linken Dogmatismus versinken. Was andererseits ziemlich beruhigend ist.
- Nur noch lächerlich ist jene sozialdemokratische Strategie, mit der die Genossen derzeit ihre soziale Kompetenz zurückzuerobern versuchen: Die Regierung will die Pensionen um zwei Prozent erhöhen? Skandal! Wir fordern das Doppelte! Die Zahl der Pflegegeld-Bezieher hat sich in den letzten 25 Jahren von 230.000 auf 451.000 praktisch verdoppelt? Skandal! Wir fordern eine Erhöhung aller Pflegegelder um 30 Prozent! Bitte nicht nach Logik oder Vernunft fragen, aber genau das haben die Herren Kostelka und Kräuter in den letzten Tagen gefordert. Ob es auch nur einen einzigen Österreicher gibt, der diese absurde Forderungslizitation der Sozialdemokraten noch irgendwie ernst nimmt?
- Die deutsche SPD-Chefin Andrea Nahles verlangt, dass Deutschland die in den wirtschaftlichen Bankrott schlitternde Türkei retten (also im Klartext: mit vielen weiteren EU-Milliarden unterstützen) soll. Sie will das ausdrücklich "unabhängig von den politischen Auseinandersetzungen mit Präsident Erdogan" und begründet das damit, dass die Türkei ja ein Nato-Partner sei. Absolut absurd. Denn das heißt, dass die Türkei laut Nahles jedenfalls finanziert werden soll, egal wie verrückt Erdogan sich aufführt. Denn Herr Erdogan selber schert sich keine Sekunde um die Nato-Mitgliedschaft, wenn er Bürger anderer Nato-Staaten – nicht nur der USA, sondern auch Deutschlands! – willkürlich einsperrt; wenn er in Syrien Krieg gegen die – von Nato-Staaten unterstützten! – Kurden führt, die relativ vernünftigste Gruppe in Syrien; wenn er Demokratie und Rechtsstaat abschafft, zu deren Schutz die Nato eigentlich gegründet worden war. Dabei steht in den Nato-Verträgen kein Wort davon, dass man ein anderes Mitgliedsland retten muss, das arge Misswirtschaft betreibt, das Allah als Ersatz für die wirtschaftliche Vernunft anpreist.
- Aber schon naht Rettung für die Sozialdemokratie. Die Grünen zeigen, dass sie noch belämmerter sein können als diese. Der deutsche Grün-Abgeordnete Dieter Janecek wollte mittels einer offiziellen Anfrage allen Ernstes wissen, ob und wie sich die deutsche Bundesregierung auf einen Kontakt mit Außerirdischen vorbereitet. Und war ganz entsetzt, als diese antwortete: gar nicht. Sind die Grünen wirklich alle endgültig debil? Oder versuchen sie nur in seltsamen esoterischen Nischen Wähler zu finden? Oder glauben sie gar selbst an die kleinen grünen Männchen?
Zum Glück findet man anderswo erfrischende Nüchternheit. Nämlich – ausgerechnet – in Ägypten, in Zypern und beim Papst.
- Während hierzulande der Terror und Vandalismus der Fußball-Hooligans immer schlimmer wird, kommt aus Ägypten eine ganz andere Meldung. Dort hat man wegen des Hooliganismus einfach sechs Jahre lang die Fußballplätze für alle Besucher gesperrt. Und hat so offensichtlich das Problem gelöst. Eine vielleicht nachahmenswerte Idee. Hierzulande würde es ohnedies genügen, jene Vereine, die solche schlagkräftigen "Anhänger" forcieren, einmal für ein Jahr zu sperren. Das geht freilich nicht, weil in den Vorständen fast all dieser Klubs hochrangige Parteien- und Gewerkschaftsvertreter sitzen.
- Zypern hat jetzt einen Ägypter, der 2016 ein Passagierflugzeug nach Zypern entführt hatte, an sein Heimatland ausgeliefert. Man vergleiche das Verhalten Zyperns mit dem Deutschlands, wo sich die linken Richter weigern, Menschen abzuschieben, wenn ein Land nicht völkerrechtlich verbindlich garantiert, dass der Ausgelieferte nicht gefoltert werde. Dieses Problem kümmert die Zyprioten nicht, obwohl sie wissen müssen: Der Entführer wird in Ägypten mit Sicherheit nicht sehr freundlich behandelt werden. Sie agieren ganz anders als die deutschen Gerichte. Sie wollen verhindern, dass sich Zypern mit unzähligen Gaunern, Terrorverdächtigen und zwielichtigen Typen füllt. Dabei gilt natürlich auch in Zypern die Menschenrechtskonvention, die den deutschen Richtern angeblich die Abschiebung verbietet.
- Das letzte Positivum kommt ausgerechnet vom Papst, der trotz seines netten Auftretens in seinen ersten Jahren wegen mehrerer unsinniger Aussagen viel Tadel bekommen (und verdient) hat. Aber Franziskus merkt langsam, dass seine Aussagen die Menschen aus der Kirche vertreiben, dass etwa der (durchaus katholische, aber völlig anders als der Papst redende) Lega-Führer Salvini heute selbst bei Kirchgängern populärer ist als er. Daher redet der Papst neuerdings um etliches vernünftiger zur Migrationsfrage, die ja der Hauptanlass der Entzweiung zwischen Gläubigen und Bischöfen ist, und sagt nicht mehr de facto "Herein mit allen", sondern nur noch sehr vorsichtig: "Jedes Land muss dies mit Klugheit regeln und so viele Flüchtlinge aufnehmen, wie es integrieren, weiterbilden und in Arbeit bringen kann." Das heißt aber gleichzeitig ganz eindeutig: Dort, wo dies nicht mehr möglich ist, braucht man niemanden hereinzulassen.
Es ist nicht zum ersten Mal in der Kirchengeschichte, dass es der einfachen Laien bedurft hat, um weltferne Bischöfe und Päpste wieder zur Vernunft zurückzuführen. Es wäre schön, wenn auch bei der SPÖ oder den Grünen die einfachen Parteimitglieder dasselbe tun würden. Aber die gibt es dort nicht mehr. Die sind längst zu anderen Parteien übergelaufen.
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