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Der Sex und die „Flüchtlinge“, die Abtreibung und der Zölibat

Die Sexualität von Männern ist eine der stärksten Kräfte in der Menschheitsgeschichte. Sie hat nicht nur, wie sie es auch bei Tieren tut, die Fortpflanzung und Erhaltung der Gattung Mensch gesichert. Sie hat – was es nur beim Menschen gibt! – zu den schönsten kulturellen Sublimierungen von der Musik bis zu Literatur geführt. Sie hat aber auch zu den schlimmsten Verbrechen geführt, wie uns derzeit auf gleich drei Ebenen dramatisch und mit gesamtgesellschaftlichen Folgen vorgeführt wird. Und trotz – oder vielleicht gerade wegen ihrer gewaltigen Folgen hat die Menschheit nie einen dauerhaft vernünftigen Umgang mit ihr gelernt. 

Dieser kollektive Umgang pendelt vielmehr zwischen totaler Enthemmung und verkrampftem Puritanismus. Im Gefolge der vor 50 Jahren losgebrochenen 68er Bewegung hatte etwa die Bewegung Richtung Enthemmung ihren Höhepunkt erreicht:

  • Man denke etwa an die nach 1968 jahrelang auch viele klassische Medien überspülende Pornographie-Welle.
  • Man denke an die damals alle Strände erobernde Oben-Ohne-Bewegung.
  • Man denke an die viele Menschen zerstörende Verquickung von Rauschgift und Sexualität.
  • Man denke an die dem Jeder-mit-Jeder gewidmeten Kommunen.
  • Man denke an den breiten linken Kampf gegen alle angeblich verzopften bürgerlichen Regeln und Konventionen, wie etwa den viele Jahre sehr erfolgreichen gegen das Rauchverbot in den Schulen.
  • Man denke an die bejubelte 68er Devise "Wer zweimal mit der gleichen pennt, gehört schon zum Establishment".

Diese sexuelle Dimension war zweifellos auch der Hauptmagnet, warum die 68er trotz ihres absurd-unverständlichen marxistisch-maoistisch-trotzkistischen Theoriestaubs bei der damals jungen und zahlenstarken Babyboomer-Generation so starken Anklang gefunden hat.

Heute freilich fällt auf, dass die einstigen Protagonisten dieser neomarxistischen Studentenrevolte den 50. Jahrestag viel weniger emphatisch feiern, als sie das noch bei früheren "Jubiläen" getan haben. Soweit sie sich nicht überhaupt ganz von den linken Verirrungen ihrer Jugendtage abgewandt haben, sind die 68er heute nicht mehr wilde Libertäre, sondern verbitterte Puritaner, die sich über jede falsche Äußerung moralistisch erregen und die ständig nach dem Staatsanwalt rufen (österreichischer Rekordhalter im Anzeigeneinbringen ist ja nicht zufällig ausgerechnet der Alt-68er Trotzkist Peter Pilz - vom Berufsrevolutionär zum Berufsdenunzianten).

Diese einstige Bewegung zur sexuellen Befreiung ist heute zur Bekämpfungsplattform jeder Annäherung eines Mannes an eine Frau ohne vorherigen (täglichen) Notariatsakt des weiblichen Einverständnisses geworden. Sie wurde zur Propagandaplattform für schwule Aktivitäten und deren Erhebung zur Ehre der Altäre (was immer öfter auch wörtlich zu verstehen ist). Sie wurde zum Aufsichtsorgan darüber, dass den – altersgemäß in einer unsicheren Orientierungsphase befindlichen – Schulkindern die Homosexualität als attraktive und zumindest gleichwertige Auswahlmöglichkeit angeboten wird. Sie wurde zur Indoktrinationskanone von skurrilen und allen echten Wissenschaften widersprechenden Idee vom "sozialen Geschlecht", derzufolge man sein Geschlecht frei wählen könne. Sie wurde zur Absurditätsmaschine, die die sogenannte "Transsexualität" zum an etlichen Unis dominierenden Thema gemacht hat, obwohl selbst deren Exponenten zugeben, dass es nur ein paar Promille betrifft.

Wobei es übrigens völlig unklar ist, was diese Trans/Inter/-Divers-Bewegung eigentlich wirklich will: Einerseits kämpft sie dafür (und hat bei der ja zuletzt auf vielen Gebieten versagenden Justiz auch teilweisen Erfolg), dass es juristisch ein drittes Geschlecht geben soll. Das soll künftig etwa in Deutschland unter "divers" in den Pass eingetragen werden. Andererseits kämpft sie genau für das Gegenteil, wie jetzt gerade in Alpbach eine Vorkämpferin verlangt hat: "Im Grund wollen wir einfach als echte Männer oder echte Frauen anerkannt werden." Was freilich ziemlich schwerfallen wird, wenn man sich im Pass ein "divers" eintragen lässt …

Höhepunkt dieser neuen puritanischen und sexualitäthassenden Linken ist die "Me Too"-Bewegung, die den Eindruck erweckt, dass vor allem in der Kultur- und Filmszene junge Frauen, die vom Durchbruch zum Filmstar träumen, ununterbrochen vergewaltigt würden, sobald sie sich - ganz zufällig sehr aufreizend angezogen - auf die Besetzungscouch eines Produzenten setzen. Was aber den betroffenen Damen immer und durchwegs erst viele, viele Jahre nach dem Aufenthalt auf dieser Couch einfällt.

Besonders heiter: Einer Schauspielerin namens "Asia Argento", die sich an die Spitze dieser Kampagne gestellt hat, wird nun umgekehrt die Zahlung von Schweigegeld vorgeworfen, weil sie sich selbst einst an einem jungen Schauspielerkollegen vergangen haben soll (was sie allerdings jetzt nach zweitägiger Schock-Frist vehement dementiert). Woraus wir erstens lernen, dass der sexuell-korrekte Denunziations-Mechanismus bisweilen auch in die Gegenrichtung wirkt, dass vielleicht nicht alle armen verführten Unschuldsengel so unschuldig sind, wie sie glauben lassen, dass das ganze "Me too" nicht automatisch eine ethisch edle Basis hat und wohl auch viel mit Intrigen, Heuchelei und Selbstvermarktung zu tun hat.

Die schönen und die ganz hässlichen Seiten der Sexualität

Aber weg von allen Selbstinszenierungen. Zurück zum Ernst der Sexualität. Dazu gehören auf der einen Seite die vielen schönen Hervorbringungen der Sexualität, die zu den stolzesten Leistungen der menschlichen Kultur zählen. Ihre Aufzählung würde von einem geglückten Familienleben bis zu zahllosen literarischen und musikalischen Meisterwerken reichen.

Sehr intensiv befassen müssen wir uns aber gerade derzeit mit ganz schlimmen und negativen Seiten der Sexualität. Dabei ragen in den letzten Tagen, Monaten und Jahren besonders drei Massenphänomene erschreckend heraus, die alle zeigen, wie explosiv die Sexualität sein kann, wie sehr sie die Kraft hat, vom individuell-hormonellen Phänomen zum gesamtgesellschaftlichen Problem zu werden.

Die Abtreibungen von Mädchen und ihre Folgen

Das erste Megaproblem explodiert gerade in Süd- und Ostasien, also in den beiden weitaus bevölkerungsstärksten Nationen dieser Erde. Aus Indien dringen in immer kürzeren Abständen Berichte über grässliche Sexualverbrechen. Aus China werden ähnliche Informationen zwar meist von der dort nach wie vor sehr dichten Zensur und staatlichen Informationssteuerung zurückgehalten. Aber es gibt auch dort mit Sicherheit eine ähnliche Zunahme solcher Verbrechen.

Denn die Ursache ist da wie dort dieselbe: Inzwischen wirkt sich die Tatsache massiv aus, dass in den letzten Jahrzehnten in China wie Indien weibliche Embryos weit häufiger abgetrieben worden sind als männliche. In diesen Ländern gilt nämlich auf Grund atavistischer Traditionen, aber auch in Hinblick auf die eigene Altersversorgung der Eltern (um die sich ja die Staaten keineswegs ausreichend kümmern) ein Sohn als wertvoller und relevanter denn eine Tochter. Gleichzeitig gibt es in China noch immer (wenn auch etwas abgeschwächt) massiven Druck, nicht mehr als ein oder zwei Kinder zu haben. Daher haben Mädchen eine viel höhere Todeswahrscheinlichkeit, noch bevor sie das Licht der Welt erblicken.

Welch katastrophalen Fehler haben dort die "progressiven" staatlichen Sozialtechnokraten begangen! Sie haben in einer Epoche, da schon lange vor der Geburt das Geschlecht festgestellt werden kann, die Geburtenregelung per Abtreibung freigegeben, ja sogar staatlich unterstützt! Jetzt sind diese Kulturen als Folge mit einer millionenfachen Überzahl junger Männer konfrontiert, die nicht wissen: Wohin mit ihrem Sexualtrieb? Es ist alles andere als eine Rechtfertigung, sondern ein massiver Vorwurf, dass in dieser Situation die Sexualverbrechen drastisch zunehmen.

Hunderttausende männliche Migranten ohne Chance auf eine Frau

Das zweite Megaproblem explodiert geographisch viel näher: Das sind die sogenannten Flüchtlinge und Migranten. Die Gutmenschen der österreichischen und deutschen Linken haben nicht begriffen, welch Katastrophe es auslöst, wenn man Hunderttausende junge Single-Männer nach Europa holt. Die Folgen sind heute schon in allen Kriminalstatistiken ablesbar. Mancherorts haben sich die Sexualdelikte bereits verdoppelt. In Leipzig etwa, so zeigt eine gerade bekannt gewordene Statistik, findet schon alle 15 Stunden ein Sexualverbrechen statt.

Gewiss ist nicht jedes von einem Migranten begangen worden. Aber mit absoluter Sicherheit hängt die Zunahme dieser Verbrechen direkt mit der Massenmigration zusammen. Denn die Sexualdelikte durch autochthone Deutsche haben eher abgenommen, da ja deren Durchschnittsalter ständig steigt. Denn Vergewaltigungen werden in aller Regel eben nicht mehr von 60-Jährigen begangen.

Welche katastrophalen Fehler und Beiträge zur Vermehrung der Sexualverbrechen haben da die sich für moralisch haltenden Grenzöffner begangen! Wobei es in aller Regel um schlimmere Verbrechen geht, als die von den "Me Too"-Frauen nach Jahrzehnten "aufgedeckten" Dinge, die auf der Besetzungscouch passiert sind.

Die Priester und der Zölibat

Das dritte Megaproblem finden wir hingegen in der katholischen Kirche. Das sind die sexuellen Verfehlungen von Priestern gegenüber Kindern und Jugendlichen, wo jetzt etwa im US-Bundesstaat Pennsylvania eine sehr große (wenn auch verjährte) Zahl von Fällen bekannt worden ist. Zwar erscheint es ziemlich rätselhaft, warum sich die Klagen und Beschwerden von Eltern oder Kindern – in über Tausend Missbrauchsfällen! – immer nur an die Bischöfe gewendet haben, nie jedoch an Polizei und Staatsanwälte. Aber dennoch sind diese Berichte als Faktum zu nehmen, schon weil sie von niemandem dementiert werden.

Vielmehr werden solche Berichte, sobald sie aufkommen, kirchlicherseits fast schon routinemäßig mit Das-darf-nie-wieder-passieren kommentiert und "mit Scham und Reue" (Christoph Schönborn) verdammt.

Interessanterweise wird in den Reaktionen aber nie auf die beiden interessantesten Aspekte eingegangen. Wobei der eine eigentlich das Verhalten mancher Bischöfe zumindest etwas verständlich machen könnte; während jedoch der andere den allerinnersten Kern des Katholizismus erschüttert.

Zuerst der das Verhalten der Bischöfe etwas relativierende Aspekt: Nach der durch alle Epochen hochgehaltenen katholischen Lehre und auch Praxis darf ein Priester oder Bischof niemals Dinge preisgeben, die ihm in der Beichte oder unter Berufung auf das Beichtgeheimnis anvertraut worden sind. Auch wenn Polizei, Richter, Politiker sie noch so gerne erfahren würden, auch wenn das staatliche Gesetze verlangen, auch wenn es um noch so arge Verbrechen geht.

Dennoch wagt die heutige Kirche nie, diesen Aspekt anzusprechen. Aber egal: Auch der Hinweis auf das Beichtgeheimnis salviert die einstigen Bischöfe, die jetzt wegen Vertuschung so verdammt werden, nur teilweise. Denn dort, wo Bischöfe von Sexualdelikten einzelner Priester nicht durch die Beichte, sondern durch Klagen der Jugendlichen, durch Beschwerden der Eltern erfahren haben, hätten sie zweifellos die Pflicht gehabt, sofort die Behörden zu aktivieren, ohne dass das Beichtgeheimnis sie daran gehindert hätte.

Hingegen haben die Bischöfe immer dasselbe getan: Jene Priester wurden einfach versetzt. Dabei wurde offensichtlich nicht einmal immer darauf geachtet, dass sie nicht wieder in die Nähe von Kindern kommen. Man war also barmherzig gegenüber den Mitpriestern und ignorierte die Gefahr für Jugendliche.

Haben die Bischöfe so gehandelt, weil sie um den Ruf der Kirche gebangt haben, waren sie also Heuchler? Oder haben sie wirklich nur in Befolgung des absoluten Beichtgeheimnisses gehandelt?Wollten sie den schon spürbar gewesenen Priestermangel nicht noch mehr verstärken? Haben sie nicht begriffen, dass Menschen, die sich einmal an Kindern vergriffen haben, in höchster Gefahr stehen, das immer wieder zu tun – selbst wenn sie noch so ehrlich Besserung geloben?

Immerhin haben ja nach seriös klingenden Schätzungen fünf bis acht Prozent aller Priester einschlägige Neigungen. Das dürfte im Vergleich zur allgemeinen Bevölkerung weit überdurchschnittlich sein – selbst dann, wenn man einkalkuliert, dass Verfehlungen von Priestern immer überdurchschnittlich intensiv medial berichtet werden, während etwa in Kinderheimen der Stadt Wien (wo in aller Regel weit und breit keine Priester zu finden sind) noch viel grässlichere Dinge passiert sind. Dort sind ja Kinder beiderlei Geschlechts wie in einem kriminellen Bordell jahrelang verkauft und zwangsprostituiert worden – was bei keinem bekannt gewordenen priesterlichen Delikt der Fall ist. Und dennoch sind die Wiener Verbrechen medial kaum breitgetreten worden.

Der zweite von der Kirche nie angesprochene Aspekt aber bedeutet eine fundamentale Erschütterung der gesamten katholischen Identität. Denn dieser zweite Aspekt ist der Zölibat. Das Gelübde der ewigen Ehelosigkeit und Keuschheit ist aber in Wahrheit bis auf ganz, ganz seltene Ausnahmen nicht lebenslang einhaltbar.

Wenn man aber weiß, dass sich die Sexualität fast immer irgendwie ihre Bahn bricht, dann weiß man aber auch, dass sie sich im Zölibat immer nur auf heimlichen, und oft verklemmten Wegen äußern kann. Und wird.

Daran ändert es nichts, dass junge Männer ihre Keuschheits-Gelübde in der Regel mit den allerernstesten Intentionen ablegen. Zwar ist die große Mehrzahl der Priester primär aus tiefem Glauben, aus großer Religiosität, aus dem Verlangen nach einem wirklich sinnerfüllten Leben in diesen Beruf gegangen. Aber deswegen ist auch bei ihnen das Thema Sexualität langfristig keineswegs aus der Welt.

Noch schlimmer: Diese Perspektive des ewigen Verzichts auf Sexualität führt überdurchschnittlich oft auch solche junge Männer in den Priesterberuf, die glauben, dort quasi Schutz vor der eigenen Sexualität zu finden. Sie hoffen auf diesen Schutz, weil sie mit sich selbst nicht fertig werden, weil sie eine unglückliche Liebesbeziehung hinter sich haben, weil sie vor innerlich abgelehnten, aber dennoch verspürten Sexualitätswünschen etwa homosexueller oder kindersexueller Art zu flüchten versuchen.

Zumindest in der westlichen Kirche dürfte das Thema Sexualitätsflucht heute sogar noch relativ wichtiger sein denn einst. Denn bis in die Mitte des 20. Jahrhundert sind viele junge Menschen aus einem ganz anderen Grund in den Priesterberuf gegangen: nämlich weil dieser vielfach für Kinder ärmerer Eltern die einzige Möglichkeit zu einem intellektuellen Beruf (man denke nur an die vielen Priester als Naturwissenschafter), zu Studium und sozialem Aufstieg gewesen ist.

Dieses Motiv ist heute völlig weggefallen. Weshalb im reichen Westen nur noch die Sexualitätsflüchtlinge und die wenigen wirklich heiligmäßigen Priester übergeblieben sind.

Welch zunehmend katastrophalen Fehler begeht da die Kirche, wenn sie hinter allen Worten von "Scham und Reue" der Zölibatsdiskussion völlig ausweicht! Wenn sie keine ehrenvollen Wege einer Verbindung von gelebter Sexualität und Priesterberuf zulässt! Wie sehr schadet sie sich dadurch selber und dem Christentum, weil sie so viele der potenziell besten und charismatischsten "Arbeiter im Weinberg" ausschließt!

Wenn die Kirche in einer Wohlstandwelt überleben will, wird sie zwei gleichwertige Wege ermöglichen müssen, einen für die spirituell-charismatischen Menschen und einen für die, die zugleich zum Glauben auch mit beiden Beinen in der Welt stehen. Denn die ist nun mal eine Welt voller Sexualität.

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