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Trump und der Iran. Trump und Nordkorea. Trump und Venezuela. Trump und die Türkei. Trump und China. Trump und die EU. Trump und Russland. Eine überraschende Bilanz der scheinbaren Unberechenbarkeit, der Liebe zu Sanktionen und des Verzichts auf Augenzwinkern.
Donald Trump vermittelt ja ein Gefühl, als sähe man einem Jongleur zu, der ständig noch einen weiteren Ball bei seinen akrobatischen Kunststücken dazunimmt, diesen in die Luft wirft und ihn dort zusammen mit den früher hochgeworfenen ständig in verwirrender Bewegung hält. Immer mehr Zuschauer sagen bei jedem neuen Ball, der dazukommt: Jetzt sind es aber zu viele Bälle. Jetzt muss doch einer herunterfallen.
Aber es fällt keiner. Zumindest bisher nicht.
Die vom Jongleur in die Luft geworfenen Bälle gleichen den Ländern, die Trump mit Wirtschafts-Sanktionen oder deren Androhung unter Druck gesetzt hat. Und die – vielleicht mit einer einzigen Ausnahme – alle deutlich Wirkung zeigen. Zwar schimpfen sie alle zuerst fürchterlich über Trump (und der schimpft ebenso fürchterlich zurück). Aber dann werden sie alle kleinlauter, bitten um Verhandlungen, zeigen sich konzessionsbereit.
Zwar muss man objektiv sagen, dass Trump noch kein einziges Land endgültig niedergerungen hat, dass er noch keinen einzigen wirklich wasserfesten Deal in seinen Annalen hat. Aber er scheint fast überall recht erfolgreich unterwegs zu sein.
Jedenfalls fürchtet die jeweilige andere Seite die US-Sanktionen weit mehr, als die Amerikaner die dadurch für das eigene Land ausgelösten Folgen fürchten. Dabei zeigt die Erfahrung, dass Sanktionen und Handelskriege eigentlich immer beiden Seiten schaden; niemand hält ja Wirtschaftsbeziehungen welcher Art immer aufrecht, wenn davon nur die Gegenseite profitieren würde. Aber offenbar ist die US-Wirtschaft so überlegen, dass sie das alles ohne ernstlichen Schaden aushält. Das ist sie vor allem durch die globale Bedeutung ihrer IT- und Internet-Abteilungen, sowie durch die ebenso globale Drehscheibenfunktionen von Finanzwirtschaft und US-Dollar.
Tatsache ist, dass bisher außer den amerikanischen Sojabauern niemand in den USA ernstliche Sorgen in breiterem Umfang über die Handelskriege zu haben scheint. Tatsache ist, dass der amerikanischen Konjunktur von allen Experten noch mindestens ein weiteres Jahr Sonnenschein prophezeit wird (was sogar eine der längsten Hochkonjunkturphasen der Geschichte werden könnte).
Tatsache ist, dass es der jeweiligen Gegenseite gar nicht gut geht. Um die wichtigsten Gegenseiten sowie Konflikt- und Sanktionen-Linien zu nennen:
Diese Liste ist absolut erstaunlich. Während schon ein Vorvorgänger Trumps über die "Achse des Teufels" von Iran bis Nordkorea geschimpft hat, hat Trump nicht nur geschimpft, sondern gehandelt. Und zwar vor allem mit den Waffen der Wirtschaft, von der er offenbar doch einiges verstehen dürfte (auch wenn ihn 90 Prozent aller Journalisten dieser Welt tagtäglich als Dorftrottel porträtieren).
Man könnte diese Liste noch um weitere Weltprobleme erweitern, etwa um die offenbar erfolgreiche Eindämmung des islamistischen Extremismus von den Taliban über den "Islamischen Staat" bis zu Al-Kaida. Seine militärische Gefahr ist heute eindeutig geringer als vor zwei Jahren (die anders gearteten Bedrohungen für Europa sind freilich eher gewachsen, aber das ist ein anderes Thema).
Diese Liste ist auch deshalb erstaunlich, weil Trump beim Einsatz der US-Armee weit zurückhaltender ist als seine Vorgänger. Obwohl er die Armee sehr liebt, und ihr auch in Afghanistan, Syrien und Irak freie Hand gegeben hat (also in den Kriegen, die er schon vorgefunden hat, während er keinen neuen begonnen hat).
Diese Liste ist auch deshalb erstaunlich, weil gleichzeitig der Dollar gegenüber fast allen Währungen an Wert gewinnt. Und weil die US-Börsenkurse mit Ausnahme einiger Sektoren voll boomen.
Diese Liste ist auch deshalb erstaunlich, weil es ja schon bisher immer wieder Sanktionen gegeben hat – meist unter UN-Auspizien –, die aber allesamt sehr unergiebig waren. Ganz offensichtlich wirken Sanktionen besser, wenn die USA sie selbst setzen. Vor allem, weil sie dann keineswegs von Augenzwinkern der meisten Regierungen begleitet sind. Bei US-Sanktionen riskiert hingegen jeder Manager, der sie – irgendwo in der Welt – verletzt, dass er den Rest seines Lebens in einem amerikanischen Gefängnis verbringen muss, sollte er je in die Nähe der USA kommen oder am wichtigsten Markt der Welt präsent sein wollen.
Und erst recht kann keine Bank der Welt ohne Beziehungen zur globalen Finanzdrehscheibe USA leben. Damit kann Trump de facto alle internationalen Zahlungsströme unterbinden. Und damit wiederum kann er jeden Handel auch außerhalb der USA verhindern, der ja immer auch Geldströme braucht, will er nicht zum Bargeld und Tauschhandel zurückkehren.
Diese neue Strategie der USA wirkt ganz offensichtlich weit stärker als völkerrechtliche UN-Sanktionen. Man kann sie kritisieren, man kann dagegen strampfen, wie es etliche Europäer tun. Aber sie wirkt. Und sie hat in allen genannten Relationen zumindest positive Perspektiven eröffnet. Sie wirkt zumindest solange, bis Trump einer der Bälle doch aus der Hand fällt.
Bis das passiert, ist jeder Regierung dieser Welt anzuraten, Trump ernstzunehmen. Man muss ihn und seine eigentümliche Selbstinszenierung ja nicht lieben.