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Quer durch die Geschichte haben sich die Mächtigen dabei blutige Köpfe geholt - genauer: vor allem ihre Untertanen. Und sie haben es dennoch immer wieder versucht: nämlich die Währung zu manipulieren, um die eigenen politischen Ziele zu erreichen, um die eigenen Probleme zu lösen, um die Untertanen einzulullen. Das hat aber absolut noch nie funktioniert. Dennoch wird es immer wieder versucht – ja, sogar öfter denn je.
Offenbar sind die Machthaber absolut nicht lernfähig. Oder: Sie sündigen wider besseres Wissen, weil die Versuchung zu groß ist, sich durch künstliche Vermehrung des Geldes kurzfristig Erleichterungen zu verschaffen, weshalb man den gewaltigen langfristigen Schaden einfach wegignoriert.
Dabei ist es seit Jahrtausenden völlig klar: Nur wenn die Währung politischem Eingriff entzogen und daher stabil ist, kann sich ein Land blühend entwickeln (wozu freilich auch noch ein paar andere Bedingungen gehören, wie vor allem: Friede nach außen; Recht und Ordnung nach innen; und möglichst große Freiheit für Wirtschaft und Handel).
Stabilität einer Währung ist im Wesentlichen durch zwei Varianten erreichbar: durch die Verwendung von Edelmetallen als gleichsam objektiven Maßstab; oder durch die völlige Unabhängigkeit der Notenbank. Ob sich Bitcoin & Co – jenseits der bei etwas Neuem üblichen Hypes und Depressionen – zu einer dritten Variante entwickeln können, ist noch schwer zu sagen. Zwar scheint die Unabhängigkeit von Staatseingriffen perfekt gegeben, aber es ist total offen, ob ein System wirklich Vertrauen gewinnen wird, das 99,9 Prozent der Menschen nicht durchschauen können. Denn das ist immer ein Indiz für kriminelle Möglichkeiten.
Es kann jedenfalls überhaupt keinen Zweifel geben, dass das deutsche und österreichische Wirtschaftswunder nach 1945 ohne völlige Unabhängigkeit der jeweiligen Notenbanken nicht möglich gewesen wäre. Daher ist die Entwicklung der EZB besorgniserregend, wo die Exponenten der Schuldenländer eine starke Rücksichtnahme auf die politischen Interessen ihrer eigenen Länder durchgesetzt haben. Das droht die positiven Euro-Effekte zu überwiegen, also den Wegfall von Transaktionskosten im Euro-Raum und die Widerstandskraft einer großen Währung gegen spekulative Attacken.
Noch viel stärkere Beweise für die Schädlichkeit einer Politisierung der Notenbanken zeigt der aktuelle Blick in andere Länder.
Etwa in die Türkei: Dort ist die Währung seit Jahresbeginn um fast ein Viertel weniger wert – nicht zuletzt deshalb, weil Machthaber Erdogan sich jetzt eine stärkere Kontrolle über die Notenbank verschafft hat, und weil er schon öffentlich gegen die angeblich zu hohen Zinsen polemisiert hat. Damit verschafft er seinen Wählern kurzfristige Kredit-Erleichterungen – und langfristig eine schwere Wirtschaftskrise.
Etwa nach Venezuela: Dort beträgt die Inflationsrate seit Jahresbeginn rund 4700 Prozent! Dort gibt es ja auch nicht einmal den Hauch einer Unabhängigkeit der Notenbank …
Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".