Abonnenten können jeden Artikel sofort lesen, erhalten anzeigenfreie Seiten und viele andere Vorteile. Ein Abo (13 Euro pro Monat/130 pro Jahr) ist jederzeit beendbar und endet einfach durch Nichtzahlung.
Abonnenten können jeden Artikel sofort lesen, erhalten anzeigenfreie Seiten und viele andere Vorteile. Ein Abo (13 Euro pro Monat/130 pro Jahr) ist jederzeit beendbar und endet einfach durch Nichtzahlung.
Man kann nur den Kopf schütteln über die sogenannte Medienenquete, die die Regierung jetzt veranstaltet. Diese wird auch dadurch nicht zu einer sinnvollen Veranstaltung, dass jetzt ein paar linksradikale ORF-Profiteure eine Gegenveranstaltung gemacht haben. Das wirklich Erschütternde: Die Koalition offenbart in einem wichtigen Politikbereich blanke Plan- und Ahnungslosigkeit – obwohl gerade in Sachen ORF und Medienpolitik die große Mehrheit der Österreicher ganz klare Vorstellungen geäußert hat, was zu tun wäre.
Jedoch: Diese Mehrheit ist von der Enquete ausgeschlossen. Noch schlimmer: In der unter sich bleibenden politmedialen Privilegienklasse ist man sich anscheinend nicht einmal dessen bewusst, wer eigentlich der entscheidende Akteur im Medienbereich zu sein hat. Das sind natürlich die Seher, Hörer, Leser – und im Falle des ORF vor allem die derzeit gegen ihren Willen zu Zwangsgebühren verdonnerten Österreicher.
Die Staatsbürger, Steuerzahler und Zwangsgebührenzahler bleiben völlig ausgeschlossen, wenn über die von ihnen finanzierte Medienszene beraten wird. Zwar werden bei der Enquete ORF-Lobbyisten, Privatmedien-Exponenten und publikumsfreie Filmemacher ein wenig streiten. Aber hinter den Kulissen packeln sie schon längst so intensiv, wie man es aus übelsten rot-schwarzen Proporz-Tagen kennt (oder dealen, wie Donald Trump diese seine Lieblingsbeschäftigung nennt). Wenige Stunden vor der Enquete hat jetzt auch noch die Filmindustrie einen fetten Vertrag vom ORF bekommen.
Damit hat die Koalition sich zum zweiten Mal in einer wichtigen Frage ganz gegen die eigenen Wähler positioniert, nachdem ÖVP und FPÖ ja schon in Sachen direkter Demokratie ihre Wahlversprechen völlig ungeniert entsorgt haben. Sie arrangieren sich lieber mit dem alten Establishment.
Was dabei besonders unverständlich ist: die beiden Regierungsparteien übersehen dabei auch die einfachste Art, ihr zweites zentrales Wahlversprechen wenigstens ein Stück weit zu realisieren, also eine deutliche Senkung der Abgaben- (=Belastungs-)Quote zu erreichen. Eine Streichung der ORF-Zwangsgebühren allein würde zwar diese Quote nicht unter die versprochenen 40 Prozent bringen. Aber sie würde in den Augen aller Österreicher stärker denn jede andere Maßnahme als Entlastung wahrgenommen werden. Gerade weil dann eine Zeitlang lautes Wehklagen der ORF-Profiteure und der linken Kulturszene ertönen würde, würden die Österreicher intensiv wahrnehmen, dass diese Regierung sie ja wirklich entlastet. Und nicht nur davon redet.
Die Regierung lädt auch keine Meinungsforscher zu ihrer Enquete ein, die über die gebührenfeindliche Stimmung der Bürger mit harten Zahlen berichten könnten. Sie hat auch keine eigene Gebühren-Umfrage ins Feld geschickt. Es werden auch nicht all die anderen unanfechtbaren Daten ordentlich referiert, die nicht nur zeigen würden, dass das erste und zweite ORF-Fernsehprogramm zusammen(!) jetzt schon allmonatlich unter der 30-Prozent-Grenze liegen. Sie würden vor allem auch der politischen Klasse klarmachen, dass der ORF zwangsläufig weiter schrumpfen wird. Denn regelmäßiger ORF-Konsum ist fast nur noch bei Pensionisten üblich: Diese sind halt einst mit dem ORF aufgewachsen und sehen irgendwie noch den einstigen Bacher-ORF vor sich.
Noch peinlicher ist, dass eine große Medienenquete stattfinden kann, ohne dass dabei das große Thema der fast Weltrekord darstellenden Bestechungs-Korruption aus Steuergeldern angeschnitten wird. Aber offensichtlich wollen auch Schwarz und Blau nicht mehr darüber reden, obwohl diese Korruption, mit der sich die Politik das Wohlwollen der Medien zu kaufen versucht, vor allem aus dem Wiener Rathaus-Imperium kommt.
Statt etwa den besten – und unabhängigen! – deutschsprachigen Medienexperten Norbert Bolz einzuladen, hat man ausgerechnet einer Exponentin jener Wochenillustrierten ("News") eine Schlüsselrolle gegeben, die in den letzten Jahren den steilsten und tiefsten Absturz sämtlicher österreichischen Medien hingelegt hat. Auf deren Cover jetzt ganz zufällig – ein gewisser Alexander Wrabetz prangt.
Wer die politischen Grundrechnungsarten beherrscht, weiß spätestens ab diesem Zeitpunkt: Sie haben sich hinter den Kulissen längst schon arrangiert. Sie werden ein bisschen Theaterdonner machen. Die Regierung wird ein paar kosmetische Änderungen am ORF-Gesetz machen. Es wird wieder einmal viel von Entpolitisierung geredet werden. Es wird noch ein paar Musikantenstadel mehr geben. Zwei oder drei Jobs werden künftig nicht mehr komplett in der Hand der rotgrünen Mannschaft sein, sondern von betriebsintern freilich völlig isoliert bleibenden Parade-Bürgerlichen besetzt werden. Wrabetz wird bleiben. Und die Gebühren werden im Wesentlichen bleiben.
Das wird es dann gewesen sein. Die Regierung wird nicht einmal mitkriegen, dass das Programm von Ö1 bis zu den Fernsehnachrichten und -Magazinen weiterhin ein komplett linkes Agenda-Setting darstellt. Lauter Linke können ja gar nicht anders. Aber die Regierung begreift es nicht. Der zuständige Minister hat ja nicht einmal einen Fernseh-Apparat, und die anderen Minister haben in ihrer Vielfachbelastung nur noch dann Zeit für den ORF, wenn sie selbst interviewt werden.
Prüfen wir die wichtigsten "Aber", die gegen eine Abschaffung der ORF-Zwangsgebühren vorgebracht werden (oder auch gegen ihre Halbierung):
Viele Landeshauptleute behaupten, dass es bei einem Gebühren-Aus weniger Sendungen für ihr Bundesland geben würde. Völliger Unsinn. Lokale Nachrichten und Beiträge haben sich bei wirklich jedem Medium als der weitaus attraktivste Programminhalt erwiesen. Es haben sich sogar schon lokale Fernseh- und Radio-Stationen für Teil(!)-Regionen eines Bundeslands entwickelt, die auch durch lokale Werbung verdienen. Und auch bei den Zeitungen sind die Bundesländer-Blätter der wirtschaftlich weitaus stabilste Typ (sie wären das sogar ohne Bestechungsinserate).
Sind die Landeshauptleute wirklich so naiv und ahnungslos, dass sie sich die Unentbehrlichkeit des ORF für ihr Land einreden lassen? Oder denken sie ganz zynisch nur daran, dass sie in der gegenwärtigen Situation selbst die geradezu totale Kontrolle über die jeweiligen ORF-Landesstudios ausüben können? Diese überlassen ihnen die ORF-Drahtzieher gerne – und können dafür im Gegenzug auf allen nationalen Kanälen weiterhin ihr linkes Programm machen. Vor immer weniger Publikum.
Dabei bräuchte der ORF die politische Korrumpierung der Landeshauptleute gar nicht. Denn er ist nicht bedroht. Die Regierung hat gar kein Medienkonzept. Geschweige denn eines, das ins 21. Jahrhundert passen würde.
Alle Gegner von Schwarz und Blau werden daher den ORF weiterhin als Plattform für sich allein zur Verfügung haben. Und dort werden weiterhin sofort heftige Angriffe geritten werden, sobald die Exekutive nicht mehr automatisch jedem schwulen Asylbewerber aus Iran das gewünschte Asyl ausstellt.