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Was wir aus dem Anschlag von Toronto lernen

Der Anschlag in der kanadischen Metropole passt in viele scheinbar bekannte Muster. Das tut nicht zuletzt auch die überaus spärliche Informationspolitik der kanadischen Behörden. Aber nehmen wir einmal durchaus ernst und halten für wahr, was uns nicht nur die Kanadier, sondern auch viele andere Regierungen in den letzten Jahren immer wieder gesagt oder angedeutet haben. Häufig, sehr häufig hörten wir offenbar zur Beruhigung, dass der Täter psychische Probleme gehabt hätte.

Im Fall Toronto könnte das sogar stimmen, auch wenn es mehr als seltsam ist, dass die Behörden des sich für progressiv haltenden Landes nichts über die Religion des Täters gesagt haben. Aber dessen Name klingt nach armenischen Wurzeln. Und die sprechen nicht für einen islamischen Konnex, waren doch die christlichen Armenier Opfer eines Genozids der islamischen Türken. Es könnten also die vagen Hinweise stimmen, dass kranker Frauenhass, die Explosion der Frustration über Zurückweisungen eher die möglichen Ursachen sind.

Lassen wir Toronto beiseite und nehmen wir an, dass der scheinbar alles relativierende Zusatz "psychisch" in vielen Fällen stimmt. Freilich drängt sich da als erstes sehr vehement die Frage auf, ob nicht ohnedies jede kriminelle Handlung immer eine sich in der Psyche abspielende Normabweichung, also jedenfalls  immer "psychisch" ist. Und als zweites fragen wir uns, ob nicht darüber hinaus jede Form von Islamismus schon an sich eine psychische Krankheit ist. Immerhin war der Islam viele Generationen lang eine recht friedliche Religion gewesen, die erst durch die Krankheiten Moslembruderschaft, Fundamentalismus, Salafismus gefährlich geworden ist.

Was bedeutet das nun für die Einordnung des globalen Massenmordphänomens? Gleichsam eine Zweiteilung. Auf der einen Seite finden wir trotz aller Beschwichtigungsversuche in vielen Fällen eindeutig islamistische Terroristen mit und ohne nachweisbare Verbindungen zu nahöstlichen Terrorgruppen (was übrigens ein völlig belangloses Detail ist). Auf der anderen Seite finden wir dann die zweite große Gruppe von Massenmördern, nämlich psychisch gestörte Menschen.

Dass es diese Gruppe derzeit gerade in Zeiten des islamischen Terrorismus wirklich gibt, ist nicht ganz unwahrscheinlich. Psychisch gestörte Menschen neigen zur Nachahmung, wofür sich der Terrorismus als Vorbild geradezu aufdrängt. Ist er doch in diesem Jahrhundert zum dominantesten Thema geworden. Psychisch kranke Menschen wollen zugleich in ihrer Verzweiflung irgendwie auf sich aufmerksam machen, gleichsam als absurder Ausbruchversuch aus ihrem geistigen Gefängnis.

Sie sehen, dass ein Selbstmord keinerlei Aufmerksamkeit erregen würde. Schülerselbstmorde beispielsweise werden in der Öffentlichkeit überhaupt verschwiegen, um keine Nachfolgetäter zu motivieren (U-Bahn-Benutzer vermuten daher freilich schon hinter jeder "betrieblichen Störung" einen solchen Selbstmord – wie jede Vertuschung halt zu unerwünschten Nebenwirkungen führen kann).

Psychisch gestörte Menschen sehen, wie jeder Terroranschlag die halbe Welt in helle Aufregung versetzt. Manche wollen daher zumindest im Tod die gleiche Aufmerksamkeit für sich haben, sie wollen wenigstens post mortem berühmt sein, sehen aber keine Chance, auf irgendeine Weise positiv berühmt zu werden.

Das trifft übrigens auch auf die regelmäßigen Schulmassaker postpubertär gestörter Jugendlicher in den USA zu: Auch diese wollen viel Aufsehen erregen und nicht einsam sterben. Daher wollen sie viele andere mit in den Tod reißen, vor allem Mitschüler, die sie um ihre scheinbare Problemlosigkeit beneiden. Sie wollen damit laut dröhnende Rache üben. Weil sie sich davor von der Schule, von der Gesellschaft, von den Eltern zutiefst ungerecht behandelt gefühlt haben. Sie wollen Aufsehen. Sie sehen sich meist gar nicht als krank, sondern als Opfer der Umwelt an.

Eine ganz ähnliche Reaktionskette könnte sich im Kopf eines Frauenhassers abspielen. Das ist gewiss alles krank, aber eben nicht untypisch für einschlägig Kranke.

Das ist ein verteufelter Kreislauf, der bedrückt macht. Es ist durchaus keine Erleichterung, sondern bedrückend, wenn die Behauptungen über die psychischen Krankheiten vieler Täter wirklich stimmen sollten, wenn solche Aussagen nicht bloß auf das Bestreben der Political Correctness zurückgehen sollten, nur ja keine Informationen zuzulassen, die das Image des Islam verschlechtern könnten. Was freilich dennoch der Fall ist: Denn gerade psychisch gestörte Täter sind oft Nachfolgetäter der Islamisten, sie ahmen deren Mordstrategien nach.

Daher ist der argumentative Punktegewinn der Islam-Verteidiger nicht sehr groß, wenn sie ständig betonen, dass ein Täter kein Terrorist, sondern "bloß" ein psychisch Gestörter sei. Sie halten das für ein Beruhigung-, ein Entwarnungs-Signal, es ist aber das Gegenteil. Denn solche Täter sind für die Bürger noch viel besorgniserregender.

Die "offene Psychiatrie"

Die "Psycho"-Dauerargumentation von Behörden und Linken schlägt übrigens noch aus einem ganz anderen Grund zurück: Denn es waren ja genau Behörden und linke Aktivisten, die seit den 70er Jahren in vielen Ländern die "offene Psychiatrie" durchgesetzt haben. Deren Kern: Auch eindeutig und schwer psychiatrisch kranke Menschen werden seither nicht mehr in Kliniken angehalten. Das ist zwar in vielen Fällen richtig: Auffälliges, eigenartiges Benehmen eines Menschen kann noch kein ausreichender Grund sein, diesem auf Dauer die Freiheit zu nehmen – auch wenn es gewiss bisweilen unangenehm ist, solchen Menschen auf der Straße zu begegnen.

In anderen Fällen ist aber gerade diese offene Psychiatrie extrem besorgniserregend: nämlich immer dann, wenn es bei einem Patienten gute Gründe gibt, auf eine von ihm ausgehende Gefahr zu schließen. Freilich sollte immer klar sein: Solche Vorausprognosen und darauf aufbauende Sicherheitsmaßnahmen würden gewiss nur einen Teil der psychisch bedingten Massenmorde verhindern.

Zufällig tobt gerade in diesen Tagen in Bayern eine Kontroverse um diese Frage. Die Staatsregierung will bei starken Hinweisen auf die Gefährlichkeit eines Menschen diesen dauerhaft anhalten lassen; sie sieht sich primär der Sicherheit der Bürger verpflichtet. Die progressive Szene Bayerns tobt hingegen: Man könne das doch nicht tun, BEVOR einer etwas angestellt hat.

Nun ja: Nachher ist es zumindest für die Opfer zu spät …

PS: Neben den zwei in diesem Tagebuch-Eintrag beleuchteten Typen von Massenanschlägen gibt es natürlich auch noch die Verbrechen politischer Extremisten, bei denen aber zum Glück der Serien- und Nachahmungseffekt eher auszubleiben scheint. Da gab es einerseits vor sieben Jahren den rechtsextremistischen Norweger Anders Breivik, der 77 Menschen bei einer sozialdemokratischen Veranstaltung ermordete. Da gab es andererseits den Amerikaner Stephen Paddock, der im letzten Herbst bei einem Country-Music-Festival 58 Menschen erschossen hat. Über dessen Motiv herrscht zwar bis heute behördenoffiziell seltsames Stillschweigen – und medial peinliches Desinteresse. Vielen US-Bürgern gilt freilich gerade dieses Schweigen als starker Beweis, dass der wohlsituierte 64-jährige Paddock aus Hass auf die eher rechtsgerichteten Anhänger der vom linken Zeitgeist verachteten Country-Music gehandelt hat.

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