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Ja, die amerikanische Kriegserklärung im Welthandel ist eine globale Katastrophe und Dummheit; am Ende wird es auf allen Seiten nur Verlierer geben. Nein, es ist falsch, nur in den USA die Schuldigen an der katastrophalen Absage an den Freihandel zu suchen. Auch in Europa sind sie zu finden. Bei NGOs, auf der politischen Linken, bei etlichen Parteien der Rechten, in Boulevard-Medien, bei Handelsoligopolisten.
Zuerst zur abgrundtiefen Dummheit des amerikanischen Präsidenten einige entsetzte Fragen:
Trump verstößt durch die Einführung von Strafzöllen gegen seine beiden eigenen Hauptslogans, mit denen er seine Amtszeit von Anfang an geprägt hat (und die beide an sich durchaus Sinn machen): "America first"; und man müsse immer einen "Deal machen". Er macht jedoch jetzt im Gegenteil den großen "Deal" des Welthandels durch einseitiges Handeln kaputt, obwohl "Deals" ja eigentlich immer eine zweiseitige Sache sein müssen. Und er nutzt nicht Amerika, sondern schadet ihm.
Gewiss, man kann immer noch hoffen, dass Trump letzten Endes nur bellt und nicht beißt. So wie er militärisch beispielsweise Nordkorea immer nur gedroht, aber nie wirklich für die Atomwaffenentwicklung bestraft hat.
Aber die Hoffnung auf eine solche Entwicklung ist nur noch eine ganz bescheidene. Es wird wahrscheinlich in Washington niemand mehr imstande sein, Trump beispielsweise folgende weise Schlüsselerkenntnis Ludwig Erhards, des Vaters des deutschen Wirtschaftswunders, begreiflich zu machen:
"Das Nachgeben gegenüber einzelnen Forderungen bestimmter Wirtschaftskreise verbietet sich auch wegen der Interdependenz allen wirtschaftlichen Geschehens. Jede einzelne Maßnahme in der Volkswirtschaft hat Fernwirkungen auch in Bereichen, die von den Aktionen gar nicht betroffen werden sollen, ja, von denen niemand bei flüchtiger Beobachtung glauben möchte, dass sie von den Ausstrahlungen berührt werden."
Erhard hat mit diesem Wissen, dass immer äußerste Zurückhaltung und Nichteinmischung des Staates das Beste für die Wirtschaft ist, die Deutschen in Rekordzeit nach einem 30-jährigen mörderischen Bürgerkrieg wieder wohlhabend gemacht. Und die Herren Kamitz und Raab haben mit ähnlichen Erkenntnissen parallel auch Österreich auf eine ähnliche Erfolgsspur gebracht.
Aber zugegeben: Dafür muss man komplex und gesamthaft denken können. Was Trump ganz offensichtlich nicht kann. Er ist schlicht den einseitigen Klagen von ein paar Stahlfirmen erlegen.
Damit aber sind wir bei der zweiten zentralen Anmerkung zu der nunmehrigen Kriegserklärung im Handelskrieg: Viele, die jetzt in Europa Trump laut kritisieren, sollten in Wahrheit sehr leise sein. Denn sie haben seit Jahren für die gleichen Dummheiten gekämpft, die jetzt bei Trump siegreich geworden sind.
Zu diesen Globalisierungsgegnern zählten anfangs vor allem linksradikale NGOs wie Attac&Co. Dazu kamen in der Folge linke Parteien wie die SPÖ, die ja sogar eine parteiinterne Urabstimmung gegen Ceta gemacht – dann freilich schubladisiert hat, als sie mit peinlicher Verspätung entdeckt hat, was für ein schädlicher Unsinn das war. Dazu kamen in der Folge einige europäische Handelskonzerne, die preisdrückenden Wettbewerb gar nicht mögen. Und schließlich auch manche Rechtsparteien wie die FPÖ, die ohne lange nachzudenken und ohne jede Ahnung von Wirtschaft alles ablehnen, was ebenso ahnungslose Medien wie die Kronenzeitung bekämpfen. Die maximal auf der intellektuellen Ebene argumentiert haben: Wos brauch ma dös? Oder: Da ist die EU dafür, da müss ma dagegen sein.
Natürlich spielt da mit, dass sich in kaum einem Land das Wissen um wirtschaftliche Zusammenhänge und die einschlägige schulische Bildungsvermittlung auf einem so niedrigen Niveau bewegen wie in Österreich. Hier denkt man Wirtschaft noch irgendwie in den Dimensionen des Zunftwesens des Mittelalters; hier glauben gar nicht so wenige wirklich, Wohlstand hätten die Gewerkschaften geschaffen oder könne durch die Politik dekretiert werden, hier haben sich Lehrer ihre Vorstellungen von der Wirtschaft ausgerechnet bei Neomarxisten und Grünen geholt.
Daher ist es wirklich grotesk, wer jetzt aller plötzlich den selbstbeschädigenden Anti-Handels-Reflex kritisiert, nur weil er von Trump kommt.
Die letzte Anmerkung: Gerade noch haben die Ankündigungen des russischen Machthabers, erstens gigantisch aufzurüsten, und zweitens einen neuen Gaskrieg gegen die Ukraine zu beginnen, Europa und Amerika wieder einander nahegebracht, da zerstört der Amerikaner wieder alles.
Altes Sprichwort: Wenn es dem Esel zu wohl wird, geht er aufs Eis tanzen. Die weltpolitische Stabilität und gegenwärtige Konjunktur haben ganz offensichtlich in Moskau und Washington sehr ähnliche Folgen ausgelöst …
PS: Selbstverständlich gehören im Übrigen auch neutrale internationale Schiedsgerichte zu den notwendigen Voraussetzungen eines funktionierenden Freihandels. Denn Investitionen im Ausland, Handelsbeziehungen mit anderen Ländern führen unweigerlich selbst unter korrekten Partnern (die es außerdem nicht automatisch gibt!) immer wieder zu Rechtstreitigkeiten, die nur vor Gericht gelöst werden können. Und wer glaubt, dass nicht absolut sämtliche Gerichte der Welt eine nationale Schlagseite haben, der ist so naiv, dass er sich auch in seinen eigenen Geldangelegenheiten besser besachwaltern lassen sollte.