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Europa und insbesondere seine Medien machen sich derzeit noch lächerlicher, als sie es sonst schon tun. Nicht nur in der skurrilen Inszenierung ihrer Erregung, weil ein österreichischer Politiker das offenbar neuerdings verbotene Wort "konzentriert" oder weil der US-Präsident in einer Besprechung ein (allerdings dementiertes) vulgäres Schimpfwort verwendet hat, sondern noch viel mehr in ihrer derzeitigen Berichterstattung über Nordkorea und die Türkei.
Sie geraten nämlich seit ein paar Tagen in Ekstase, weil die Diktatoren beider Länder ein paar freundliche Töne ausgestoßen haben. Zugleich stempeln sie alle jene zu den eigentlichen Bösewichten, die darauf verweisen, dass sich in beiden Ländern in der Substanz absolut nichts geändert hat. Dass die freundlichen Töne reine PR und bloße Propaganda sind.
Geschichtsbewusste erinnern sich daran, dass vor 1939 auch die Herren Hitler und Stalin bisweilen für die ausländischen Medien ganz auf lieb gemacht haben. Worauf ihnen sofort etliche dieser Berichterstatter begeistert zu Füßen gelegen sind, obwohl die betreffenden Journalisten weder Kommunisten noch Nationalsozialisten waren.
Mundus decipi vult, heißt eines der berühmtesten lateinischen Sentenzen. Die Welt will betrogen werden. Und dumme, vorurteilsbefüllte Journalisten ganz besonders gerne.
Denn wo, bitte, ist die zu feiernde Konzession Nordkoreas, wenn es Sportler und ein paar penibelst ausgesuchte Funktionäre und "Fans" an den Olympischen Spielen teilnehmen lässt? Wo, bitte, ist die Konzession der Türkei, wenn der Außenminister erklärt, er habe eh keine Drohungen gegen Deutschland ausgestoßen, das seien alles nur falsche Übersetzungen gewesen?
Tatsache ist nämlich, dass ungeachtet einiger netter Worte in der Türkei völlig unverändert Zehntausende unter hanebüchenen Anschuldigungen in Haft sitzen, etwa wegen des Vorwurfs, dass sie ein Konto bei einer Bank hatten, die einst dem Prediger Gülen nahegestanden sein soll. Tatsache ist, dass die türkische Regierung und die Strafgerichte nicht einmal jene zwei Journalisten freilassen, deren Enthaftung vom Verfassungsgericht (der letzten unabhängigen Instanz des Landes) ausdrücklich angeordnet worden war. Tatsache ist, dass in jenem Land weiterhin niemand vor willkürlichen Verhaftungen sicher sein kann. Tatsache ist, dass Hunderttausende als angeblich Beteiligte an einem angeblichen Putsch von ein paar hundert Soldaten ihren Job verloren haben. Tatsache ist, dass ohne Unterstützung der Türkei der "Islamische Staat" nie so mächtig geworden wäre, wie er noch vor wenigen Monaten war, dass aber dieses Verbrechen der Machthaber weiterhin unerwähnt bleiben muss. Tatsache ist, dass die Türkei immer direkter mit Invasion in den Gebieten der syrischen(!) Kurden droht, obwohl diese entscheidend waren für die Niederlage des "Islamischen Staates".
Stundenlang könnte und müsste man die Untaten des Erdogan-Regimes aufzählen.
Noch schlimmer ist die Liste der ungebremst fortgesetzten nordkoreanischen Verbrechen.
Diktator Kim Jong-un lässt weiterhin im Rekordtempo Atombomben und Interkontinentalraketen bauen, was zu Recht ganz Japan und Südkorea in Panik versetzt. Er hält 25 Millionen Menschen als Arbeits- und Jubelsklaven, die schlimmer ausgebeutet werden als die Arbeiter des 19. Jahrhunderts; die zugleich wie aufgezogene Hampelmänner auf Knopfdruck in frenetischen Beifall für den Diktator ausbrechen müssen, wenn sie nicht eingesperrt werden wollen. Alleine die Fernsehbilder solcher Szenen wirken extrem entwürdigend und anwidernd. Alles wie bei Hitler und Stalin.
Aber kaum zieht der schlimmste Diktator der heutigen Welt statt der Mao-Jacke einen Anzug mit Krawatte an und lässt eine Telefonleitung nach Süden öffnen, gibt es in der Korea-Berichterstattung der meisten Medien nur noch einen Bösewicht: Donald Trump. Dabei besteht dessen ganzes Delikt darin, einige blöde Tweets formuliert zu haben.
Wir lernen mit Bestürzung: Ein paar dumme Worte – ohne dass sie auch nur von einer einzigen konkreten Tat begleitet werden – sind in den tonangebenden Medien weit schlimmere Verbrechen als millionenfache Unterdrückung und Sklavenhaltung oder atomare Aufrüstung.
Das ist alles so absurd, dass man sich fragt, warum man solche Medien auch nur einen Tag noch liest, sieht oder hört.