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Das Ende der 68er

Die Wahl von Michael Ludwig zum Wiener SPÖ-Chef ist ein historisches Signal. Nach dem Burgenland geht nun das zweite – und weitaus wichtigste – rote Bundesland vom scharfen ideologischen Linkskurs ab, auf den die "Baddei" in den letzten Jahren durch die linksradikale 68er Generation getrieben worden ist. Das bedeutet natürlich auch bundespolitisch sehr viel.

Das bedeutet mit etlicher Wahrscheinlichkeit:

  1. dass auch Christian Kern ein Auslaufmodell ist, welches in keiner Weise zum neuen Kurs dieser beiden heute wichtigsten SPÖ-Bundesländer passt;
  2. Dass die SPÖ sich wieder verstärkt auf die Interessen der Österreicher konzentrieren und nicht mehr ständig eine 80 Jahre zurückliegende Diktatur "bewältigen" wird;
  3. Dass es die FPÖ deutlich schwerer haben wird, sich als alleinige Vertreterin der bodenständigen Arbeiterklasse breitzumachen;
  4. Dass die SPÖ eine bessere Chance haben wird, den Bürgermeistersessel zu behalten;
  5. Dass sich das Rathaus wieder ein wenig mehr auf die Interessen der durchschnittlichen Wiener konzentrieren dürfte, dass also etwa der dringend nötige Lobautunnel endlich gebaut werden wird, und dass das Rathaus sich nicht mehr ausschließlich als Bollwerk von Kampffeministen, Radfahrern und türkisch-arabischen Moscheenbesuchern sieht;
  6. Dass die schon in der polithistorischen Aufbahrungshalle liegenden Grünen eine leicht gewachsene Wiederbelebungschance haben, als Nische der urbanen Links-Bobos zu überleben.

Das alles hat nun eine gewachsene Wahrscheinlichkeit, aber bei weitem keine Gewissheit. Ungewiss ist nämlich insbesondere:

  1. Ob Ludwig als Person ein Alpha-Typ ist, der die letzte Hochburg der Sozialdemokratie zu führen imstande ist;
  2. Ob die europäische Sozialdemokratie nach ihren schweren Fehlern überhaupt noch eine Zukunft hat, oder ob ihre historischen Fehler in den letzten Jahrzehnten einfach zu groß waren (zu diesen Fehlern zählt vor allem die begeisterte Unterstützung für die Völkerwanderung, sowie der Wechsel vom Europa-Gegner hin zum ideologischen Vorkämpfer eine geradezu religiösen Europa-Ideologie – ausgerechnet dann, als die EU in eine letale Krise geraten ist);
  3. Ob Ludwig den Boulevard wieder mit genug Inseraten bestechen kann, damit ihn dieser so wie Häupl jahrelang durchträgt (oder ob die Bundesregierung das durch Gesetzesänderungen verhindert);
  4. Ob Ludwig es wagt, echte Beschlüsse gegen die Verwandlung Wiens in ein Immigranten-Paradies zu fassen;
  5. Ob Ludwig versteht, warum Wien die weitaus höchste Arbeitslosenrate hat, und warum so viele Betriebe ins Umland geflüchtet sind;
  6. Ob Ludwig irgendein Sensorium für die Schönheit des historischen Wiens hat, gegen das schon unter Häupl so viele schlimme Verbrechen begangen worden sind;
  7. Ob Ludwig die allerschlimmsten Verbrechen noch stoppen will: also das Hochhaus neben dem Konzerthaus; also die Zerstörung des Jugendstil-Ensembles am Steinhof; also die geplanten Hochhäuser über dem Franz-Josef-Bahnhof.

Mit anderen Worten: Es ist noch völlig offen, ob sich die Wiener wirklich über die Wahl Ludwigs freuen können. Für Schwarz wie Blau steht hingegen fest: Atmosphärisch ist seine Wahl für sie positiv, in Hinblick auf die nächsten Wahlgänge ist sie hingegen schlecht. Für diese beiden Parteien wäre der Hassprediger Schieder viel besser gewesen.

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