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Dass Frankreichs (noch immer) ziemlich neuer Präsident Emmanuel Macron so wie alle seine linken und rechten Vorgänger nach Wegen sucht, um hinter einer Nebelwand europäischer Rhetorik noch mehr in die Taschen Deutschlands und anderer Länder greifen zu können, macht zu Recht misstrauisch. Das tut auch seine übertriebene imperiale Selbstinszenierung und ebenso die Tatsache, dass er lange als Minister einer sehr schwachen Linksregierung angehört hat. Aber dennoch muss man erstaunt konstatieren: Macrons erstes Jahr hat eine Fülle überraschender und mutiger Akzente gebracht, die durch die Bank alles andere als links sind.
Der Mann hat offensichtlich erkannt: Mit Linksgeschwätz kann man heute nicht mehr regieren. Deshalb agiert er immer stärker so, wie man es sich eigentlich von einer "rechts-konservativen" Regierung wie der österreichischen erwarten (und erhoffen) würde, und nicht wie einer, der so ziemlich die letzte Irgendwie-doch-noch-Hoffnung der von schweren Depressionen geschüttelten europäischen Linken ist. Aber Macron und die übrige Führung Frankreichs haben erkannt: Nach den Ergebnissen der letzten Jahrzehnte kann man den Karren nur noch durch eine scharfe Wendung nach rechts aus dem Schlamm ziehen.
Macron tut dies, obwohl – oder gerade weil die zwei einzigen relevanten Alternativen Frankreichs noch weiter rechts von ihm stehen: Das sind die Anti-Europäer von Le Pen und das sind die Republikaner, die gerade einen betont rechten Konservativen zum Parteichef gewählt haben, der von den (noch immer unverdrossen bellenden) Mainstream-Medien im Chor sofort als "Hardliner" denunziert worden ist. Aber auch diese Medien können trotz aller Schlagseite nicht wirklich verheimlichen, dass bei der einst so aggressiven französischen Linken, bei Sozialisten wie Kommunisten, nur noch Friedhofsstimmung herrscht.
Dieser Rechtstrend des Macron-Frankreich zeigt sich an mehreren mutigen Entscheidungen:
Mit anderen Worten: Gegen den mutigen Reformkurs in Frankreich wirkt Österreichs neue Regierung ziemlich knieweich.
Sollten Schwarz-Blau aus irgendeinem Grund nicht gerade Frankreich nacheifern wollen, könnten sie ja statt dessen auch nach Belgien, Schweden oder Argentinien schauen: In all diesen Ländern sind in den Wochen vor Weihnachten spürbare Pensionsreformen beschlossen worden, die jeweils das Pensionsantrittsalter erhöhen: auf 67, 69 beziehungsweise 70 Jahre.
In Österreich bekommen alle Parteien allein beim Gedanken an die meisten der genannten Maßnahmen Schüttelfrost. Dabei ist jetzt schon unser Pensions- und Wohlfahrtssystem weit großzügiger als das einer dieser Länder. In Österreich hat die neue Regierung aber dennoch bisher konkret nur weitere kostspielige Wohlfahrtsmaßnahmen beschlossen. So wie wenn ÖVP und FPÖ die besseren Sozialisten sein wollen. Alles andere wurde hingegen bloß vage angekündigt.