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Es ist durchaus möglich, dass der kurzzeitige amerikanische Sicherheitsberater Flynn und Angehörige des Trump-Teams im Vorjahr amerikanisches Recht gebrochen haben. Schaut man sich freilich ihr "Verbrechen" genauer an, dann bekommt man zunehmend die Überzeugung, dass die USA ein Hysterie- und kein Rechtsstaat mehr sind. Den gleichen Eindruck hat zunehmend auch die Aufregung der letzten Wochen um "sexuelle Belästigungen" erweckt, derer gemäß den derzeitigen amerikanischen Maßstäben mehr oder weniger alle Männer schuldig sind. Zumindest jene, die nicht schwul sind.
So hat jetzt ein US-Fernsehmoderator zurücktreten müssen, weil er einer Kollegin die Hand auf den nackten Rücken gelegt hat. Das passt gut in die Reihe der "Delikte" in einem Land, wo man schon wegen der (unerwünschten) Einladung an eine Arbeitskollegin zu einem Abendessen seinen Job verlieren kann. Und wo Schauspielerinnen (Jahrzehnte nachher) hellauf in Empörung geraten, weil sich ein Mann nicht gut benommen hat, dessen Einladung in ein Hotelzimmer sie zuvor – angeblich nichtsahnend – angenommen haben.
Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Alles, wo Gewalt oder Erpressung im Spiel ist, ist streng zu verurteilen und ahnden. Aber immer mehr Berichte – vor allem – aus den USA lassen vermuten, dass dort der kollektive Irrsinn ausgebrochen ist, der jedes Verhalten zum Verbrechen macht, das nicht in die Ordensregel eines Frauenklosters passt.
Ganz ähnlich mutet die Hysterie an, die in Amerika seit einiger Zeit bei der bloßen Erwähnung des Wortes Russland ausbricht – zumindest wenn man dabei keine verächtlichen Beiworte hinzufügt.
Auch das Ende der kurzen Karriere von Michael Flynn als Sicherheitsberater dürfte ein Beweis für diese Hysterie sein. Sein ganzes Delikt war nämlich nach allem, was dazu bekannt ist: Er hat in der Übergangszeit, als Donald Trump schon gewählt und er als sein Sicherheitsberater nominiert war, aber als gleichzeitig noch die Regierung Obama im Amt war, den russischen Botschafter vertraulich gebeten, dass Russland auf Gegenmaßnahmen gegen die USA wegen der von Obama im letzten Amtsmoment über Russland verhängten Sanktionen verzichtet. Und er sowie alle im Trump-Team, die davon gewusst haben (höchstwahrscheinlich also Trump selber!), haben das geheimgehalten.
Ein solches Verhalten ist bei heiklen internationalen Kontakten eigentlich geradezu selbstverständlich. Es war zweifellos auch von den Russen so erbeten worden.
Flynn hat etwas absolut Vernünftiges und in Amerikas Interesse Liegendes getan. Aber er hätte es halt als Angehöriger einer noch nicht amtierenden Regierung ein paar Tage lange noch nicht tun dürfen. Und das wird von Amerikas Justiz und Medien jetzt zum Mega-Verbrechen hochstilisiert!
Ein solches Verhalten wäre wohl in keinem anderen Land strafbar und schon gar nicht eine Mega-Affäre, die seit Monaten ein ganzes Land erschüttert. Eigentlich ist ja damals vor allem das Verhalten Obamas problematisch gewesen: Er hat aus ziemlich eindeutig parteipolitischer Motivation heraus – um einen Sündenbock für die Niederlage Hillary Clintons zu finden – völlig überflüssige antirussische Aktionen gesetzt.
So sympathisch sie einst waren, heute kann man nur sagen: Die spinnen, die Amis. Und alle in Europa, die diese Belästigungs- und die Anti-Trump-Hysterie mittragen.
PS: Wohlgemerkt: Eine geschlossene und harte Reaktion der Welt auf die militärische Eroberung ausländischen Territoriums durch Russland war legitim, notwendig und richtig. Aber die Nichtwahl der demokratischen Kandidatin, weil angeblich Russland die Wahl beeinflusst hat, ist ganz sicher kein Anlass zu Sanktionen. Vor allem, da für eine so massive Beeinflussung bis heute absolut kein ausreichender Beweis vorgelegt worden ist.