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Das böse Gesetz und die noch bösere Ordnung

Matthias Strolz hetzt gegen die Absichten der neuen Koalition zum Bereich Bildung. Sein  empörter Hauptvorwurf: Law and Order würden in die Schule Einkehr halten. Interessant: Der Neos-Obmann ist gegen Gesetz und Ordnung. Danke. Jetzt ist uns klar, wofür die Neos stehen.

Jene Partei, die sich gerne mit dem Schwerpunkt Bildung profiliert, will also Gesetzlosigkeit und Unordnung in den Schulen. Nichts anderes kann es ja bedeuten, wenn der Parteichef mit voller Verachtung gegen "Law and Order" in der Schule ist. Das ist beschämend. Und es muss auch jene Kreise aus der Wirtschaft traurig stimmen, die geglaubt haben, die Parteigründung von Strolz wäre ein seriöser Baustein für die Zukunft des Landes und seiner Wirtschaft. Land wie Wirtschaft brauchen im Gegensatz zur krausen Ideenwelt des Neos-Chefs gute, straff geführte, leistungs- und ordnungsorientierte Schulen.

Die Einordnung in Regeln, in eine Ordnung, in Gesetze, in Leistungsbereitschaft ist zusammen mit Lesen, Schreiben, Rechnen das Wichtigste, was Jugendliche aus der Schule ins künftige Berufsleben mitnehmen sollten. Statt von Strolz blöde Alt-68er-Sprüche zu hören, sollten sie genau solche sozialen Tugenden (neudeutsch: "Kompetenzen") aus der Schule mitnehmen, wenn sie beruflich erfolgreich werden sollen. Sie sollten eben nicht in Gewerkschafts-Manier nur ewig herumzulamentieren lernen, dass alles ganz furchtbar sei, dass man immer noch mehr Rechte und immer noch mehr Ansprüche hätte.

Die Verantwortung der Schule, Kinder zu diesen Sozialtugenden heranzuführen, ist umso größer, als so manche Eltern und noch mehr Medien Kindern ein Weltbild vermitteln, das nur noch aus Ansprüchen, Rechten, Trieb- und Wunscherfüllung der Jugendlichen besteht. Und aus Null Pflichten. Die Trotzhaltung und der Alles-verachten-wollende-Geist der Pubertät sind ja leider nicht nur für Strolz, sondern auch viele andere Mitbürger zum Leitbild geworden.

Dem seien einige Zitate von Menschen mit – im Gegensatz zu Strolz – wirklicher pädagogischer Erfahrung gegenübergestellt:

  1. Michael Winterhoff, Kinder- und Jugendpsychiater: "Immer mehr Kinder sind auch als Fünfjährige nicht fähig, sich in eine Gruppe einzufügen und Anforderungen zu erfüllen, die von außen gestellt werden. Aber genau das verlangen der Kindergarten, die Schule und später das Arbeitsleben."
  2. Isabella Zins, Bundesvorsitzende der AHS-Direktoren: "Wir haben eine Erziehungskrise und müssen einen Weg aus dieser Krise finden."
  3. Martina Leibovici-Mühlberger, Ärztin und Psychotherapeutin: "Eltern geraten durch das charmante neue und so viel Spaß versprechende Erziehungsideal der ‚freien individuellen Potenzialentfaltung‘ enorm unter Druck und werden zu Steigbügelhaltern ihrer Kinder degradiert. Längst haben sie verlernt, Wünsche von wirklichen Bedürfnissen zu unterscheiden und mutieren oftmals lieber gleich zu Freunden, statt ihrem Führungsauftrag nachzukommen."
  4. OECD ("Talis 2013 Results"): "When classrooms are effectively managed and relatively free of disruptive behaviours, students have more access to learning, more time for learning (time on task) and a better ability to self-regulate or manage their learning."
  5. Steirische Jugendstudie: "Berechtigte Sorge bereitet es, dass rund 40 Prozent der Jugendlichen in ihrer Schulklasse Phänomene von Mobbing und Bullying beobachtet haben."
  6. Andreas Schleicher, PISA-Koordinator der OECD: "One in five teachers across countries – and more than one in three in Austria, Hungary, Korea and Slovenia – indicated that he or she needs professional development to address student discipline and behavioural issues."
  7. English Department for Education (Hrsg. "Behaviour and discipline in schools. Advice for headteachers and school staff"): "Headteachers, proprietors and governing bodies must ensure they have a strong behaviour policy to support staff in managing behaviour, including the use of rewards and sanctions."
  8. Univ.-Prof. Manfred Spitzer: "Wer als Kind konzentriert sein kann, sich gut im Griff hat und über Selbstkontrolle verfügt, hat später viele Vorteile. … Die Fähigkeit zur Willenskraft sei lernbar, so wie ein Mensch eine Sprache lernen müsse."
  9. Prof. Manfred Bönsch: "Die Beziehungskultur einer Schule schafft Wohlbefinden. Dann kann man an Herausforderungen wachsen, aber jeder muss sich eben auch an Regularien halten können, sich disziplinieren können. Wenn Regeln, Routinen, Rituale und Reviere eine äußere Ordnung schaffen, kann das eventuell noch vorhandene innere Chaos sich verlieren."
  10. Univ.-Prof. Stefan Hopmann: "Eine Schule ist stark, wenn sie eine starke Schulkultur hat. Das bedeutet, dass klar ist, warum die Schüler da sind, was sie machen sollen und wie. Meiner Ansicht nach ist das einer der Hauptgründe, warum Schüler an Privatschulen meist gute Ergebnisse erzielen. Solche Schulen haben eine klare Identität, mit der man sich identifizieren kann. Allen Kindern ist klar, was die Schule, die sie besuchen, ausmacht."
  11. Forsa (Hrsg.), "Gewalt gegen Lehrkräfte": "Nach ihrer allgemeinen Einschätzung zur Entwicklung von Gewalt an Schulen in Deutschland gefragt, gehen 59 Prozent der befragten Lehrer davon aus, dass Gewalt an Schulen in den letzten fünf Jahren zugenommen hat, lediglich 4 Prozent glauben, dass Gewalt an Schulen eher abgenommen hat. 36 Prozent sehen diesbezüglich keine größeren Veränderungen."
  12. Gleiche Studie: "55 Prozent der Lehrer geben an, dass ihnen aus den letzten fünf Jahren Fälle an ihrer Schule bekannt sind, in denen Lehrkräfte in irgendeiner Form psychischer Gewalt ausgesetzt waren. 23 Prozent geben an, dass sie selbst an ihrer Schule schon einmal Ziel von Beschimpfungen, Diffamierungen, Mobbing, Drohungen oder Belästigungen waren."

PS: Wer weitere bildungswissenschaftliche Zitate zum Thema "Disziplin" sucht.

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