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Es ist im Trubel der Nationalratswahl fast untergegangen: Die Tiroler haben mit deutlicher Mehrheit Nein zur Austragung neuerlicher Olympischer Winterspiele gesagt. Die gesamte Politik ist entsetzt. Die Tiroler haben sich damit die Chance entgehen lassen, zum dritten Mal drei Wochen im Zentrum der internationalen Medien zu stehen.
Die Vermutung liegt nahe, dass die Menschen zu saturiert geworden sind, um sich neuerlich den Stress eines Großereignisses anzutun. Was bei den ersten Innsbrucker Spielen 1964 noch ein Gesamttiroler Anliegen gewesen ist, wird heute mehrheitlich nur noch als Last empfunden.
Dennoch ist das Verhalten der Tiroler logisch. Sie brauchen zum Unterschied von den Nachkriegsjahren die Selbstdarstellung vor der Welt nicht mehr. Sie wissen: Solche Spiele bedeuten jahrelange Baustellen (weil man sich letztlich ja doch nicht mit den alten Spielstätten abfinden wird). Die Spiele bedeuten auch ein Ausbleiben vieler Touristen, weil diese Rummel und Staus meiden wollen – Tirol lebt aber von den Touristen und nicht von Sportreportagen im Fernsehen.
Die Tiroler haben auch gespürt, dass ihnen die Formulierung der Volksabstimmungsfrage manipulativ etwas einreden will: "Soll das Land Tirol ein selbstbewusstes Angebot für nachhaltige, regional angepasste sowie wirtschaftlich und ökologisch vertretbare Olympische und Paralympische Winterspiele Innsbruck-Tirol 2026 legen?" Darauf haben sie "selbstbewusst" genau das Gegenteil des von der Obrigkeit Erwünschten getan. Was sollen auch "wirtschaftlich vertretbare Spiele" sein? Da muss doch jeder herauslesen: Hier holt man sich schon wieder einen Vorwand, um mehr Schulden zu machen.
Nicht nur in Tirol, sondern auch in vielen anderen Ländern stoßen Olympische und andere Großevents auf immer mehr Widerstände. Immer mehr Volksabstimmungen gehen negativ aus. Bald werden solche Veranstaltungen nur noch in Diktaturen von Russland bis Qatar stattfinden, welche die Menschen nicht fragen müssen, und die eine internationale Selbstdarstellung besonders brauchen. Eine Demokratie braucht das nicht.
Das Wichtigste aber hinter der Ablehnung von Olympia&Co ist: Die Bürger haben ein viel engeres Verhältnis zur Sparsamkeit als die Politik. Sie mögen deren lockeren Umgang mit ihrem Steuergeld nicht.
Es ist gut und dringend, wenn diese Botschaft auch bei der Politik ankommt.
Aber dennoch muss ebenso klar sein: Es ist nicht gut, würde ein Land ganz auf Großinvestitionen verzichten. Man denke nur, welcher Gewinn für Hamburg die neue Elbphilharmonie ist, wie wichtig der scheinbar nutzlose Eiffelturm für Paris ist, wie entscheidend der Bau der Ringstraße und all ihrer Bauten für Wien gewesen ist. Freilich: Diese hat der Kaiser initiiert und die Stadtverwaltung geplant. Finanziert worden sind sie jedoch zur Gänze von privaten Investoren!
Solche unsittliche Gedanken sind aber wohl schon lange keinem Politiker gekommen.
Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".