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Sozial ist, was unsozial scheint

Statistiken und harte Zahlen sind oft die Basis seriöser wissenschaftlicher Arbeit. Aber ebenso oft wird mit ihnen manipuliert. Indem nur jene Daten herausgesucht werden, die die eigene Ideologie unterstützen; indem unangenehme Zahlen von den politisch geführten Statistik-Ämtern nie erhoben werden; oder indem sie bisweilen sogar bewusst gefälscht werden.

Berühmtestes Beispiel sind die griechischen Statistiken, die über Jahre gezielt verändert worden sind, um die Schieflage der Ökonomie und den Verlust der Kreditwürdigkeit zu verheimlichen. Das, was man in anderen Zusammenhängen schweren Betrug nennt, ist im Falle Griechenland dennoch bis heute straflos geblieben. Im Gegenteil: Jetzt wird dort ein Statistiker verfolgt, weil er mehr Transparenz und Ehrlichkeit in die griechischen Zahlenwerke bringen wollte.

Ein anderes Beispiel für bedenklichen Umgang mit Zahlen ist die Behauptung, dass die Schere zwischen Arm und Reich immer mehr aufgehe, dass die Ungleichheit zunehme. Dieser von Ideologen und Politikern aus manchen Zahlen gezogene Schluss ist aber total irreführend und manipulativ.

  • Das zeigen alle seriösen Untersuchungen über den rapiden Rückgang der globalen Armut während der letzten Jahrzehnte.
  • Das zeigt sich aber auch innerhalb der Industrieländer. Es ist für die gesamte Gesellschaft absolut gut und vorteilhaft, dass es ein paar Menschen gibt, die – meist durch geniale Unternehmensideen – superreich geworden sind. Auch wenn dadurch das bestverdienende Prozent der Einkommensbezieher noch viel mehr verdient. Niemand kann doch glauben, dass es für irgendeinen Armen in irgendeiner Hinsicht besser wäre, gäbe es in Österreich etwa nicht die Familien Mateschitz, Porsche und Swarovski – obwohl allein ohne die drei ganz eindeutig die statistisch gezeigte Ungleichheit geringer wäre. Ganz ähnliches gilt global etwa für die Namen Bill Gates, Warren Buffet oder Mark Zuckerberg.
  • Das zeigt sich auch bei näherer Betrachtung des Fraueneinkommens. Eine Studie der Sozialexpertin Gabriele Straßegger: "Das Nulleinkommen einer Hausfrau geht nicht in die Statistik ein, ein geringfügiges oder Teilzeiteinkommen sehr wohl." Aber gerade der Wechsel von reiner Hausfrau zur weiblichen Teilzeittätigkeit ist die weitaus signifikanteste Veränderung in der Struktur von Gesellschaft und Arbeitsmarkt gewesen. Und niemand kann bezweifeln, dass dadurch das Familieneinkommen steigt, obwohl an sich wenig verdient wird.

Das Münchner ifo-Institut beweist in einer neuen Studie aber auch noch etwas ganz anderes: Trotz all dieser Phänomene geht seit 2005 in den von Agitatoren früher gerne zitierten deutschen Einkommensstatistiken die Ungleichheit signifikant zurück. Ursache sind eindeutig die anfangs von vielen erbittert als "herzlos" bekämpften Hartz-IV-Reformen. Diese haben vier Millionen Menschen in Beschäftigung gebracht!

Sozial ist also genau das, was von vielen als "unsozial" bekämpft wird.

Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".

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