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Ich gebe zu: Seit meiner Jugend hat mich wie viele andere Fußball aktiv und passiv fasziniert. Es gibt keine Sportart, bei der in Europa so viele Menschen zuschauen. Und dennoch – oder gerade deswegen? – ist Fußball eine besonders skandalträchtige Branche. Womit nicht schlechte Spielerleistungen oder überforderte Schiedsrichter gemeint sind.
Der aktuellste Skandal betrifft die mutmaßliche Steuerhinterziehung durch den in Spanien spielenden Portugiesen Ronaldo. Das ist gleich ein doppelter Skandal. Einerseits durch die Tat und ihre Dimensionen. Andererseits durch den öffentlichen Umgang damit.
Tatsache ist, dass in Deutschland einst etwa der Spitzenmanager Zumwinkel spektakulär vor zahllosen Kameras abgeführt worden ist. Und zwar im gleichen Augenblick, da der Verdacht der Steuerhinterziehung überhaupt erst öffentlich bekannt geworden ist. Ronaldo hingegen konnte auch nach Bekanntwerden des Skandals ohne Beschlagnahme von Handy, Computer und ohne Hausdurchsuchung ungerührt und unberührt im Trainingslager verbleiben.
Dabei sind die Dimensionen des Vorwurfs durchaus unterschiedlich: Zumwinkel hat weniger als eine Million Euro hinterzogen. Der iberische Fußballer mit der Liebe zu eitlen Macho-Gesten jedoch soll hingegen mehr als 14 Millionen hinterzogen haben.
Und alle Spanien- und Fußballexperten sind überzeugt, dass ihm auch weiterhin nichts Ernsthaftes passieren wird. Gilt er doch weltweit als der derzeit beste Kicker. Ich weiß zwar nicht, ob sie recht haben, aber der Umgang mit der Causa durch Behörden und Fußballwelt ist skandalös.
Es ist aber nicht nur der weltbeste Fußballer, sondern es sind auch viele andere Spieler, die glauben, sie stünden außerhalb des Gesetzes. Sie glauben das solange vielleicht sogar zu Recht, solange ihnen Medien und Fans zujubeln. Und zumindest solange sie im Monat mehr verdienen, als die Staatsanwälte, Polizisten und Richter im Leben verdienen werden, die gegen sie vorgehen sollten. Auch hierzulande hört man ja übrigens allzuoft von Exzessen und Schwarzgeld-Affären etlicher Spitzenfußballer, die dann aber immer irgendwie hinter den Kulissen glattgebügelt werden.
Warum lassen das eigentlich die stets so dicht an den Fußballstars klebenden Medien durchgehen, die sich anderen Verdächtigen gegenüber immer – teils notwendigerweise, teils peinlich hetzerisch – als Oberjustiz aufspielen?
Mit dieser Frage sind wir gleich beim nächsten Skandal gelandet: Im Bereich Sport und Kultur fühlen sich die dort werkenden Journalisten nicht als unabhängige Beobachter, nicht als Anwälte der Bürger und Steuerzahler, sondern als Amtsverteidiger der Spitzensportler (und geldverschwendenden Theaterhäuser). Sie vertuschen möglichst viele Sportler-Untaten, zumindest solange die Sportler den Medien brav zur Verfügung stehen – und solange die Massen jubeln.
Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, dass jemals ein Sportjournalist investigativ dem steuerlichen oder sonstigen privaten Verhalten von Sportstars, ihrem Drogen- und Dopingkonsum nachrecherchiert hätte. Sie schreiben darüber immer nur dann, wenn andere etwas aufdecken.
Dabei sollten sie als unabhängige Journalisten eigentlich noch etwas Zweites, noch Wichtigeres recherchieren: nämlich wie viel Steuergeld ohne akzeptable Rechtfertigung in den Fußball fließt. Auf vielfältigen Wegen. Um nur die wichtigsten zu nennen:
Die Summe dessen, was der Steuerzahler etwa alleine für den österreichischen Fußball aufzubringen hat, ist nicht genau zu eruieren. Dazu mauern Politiker, Vereine, Behörden, Medien kollektiv viel zu intensiv. Aber es geht jedenfalls mit Sicherheit um viele Hunderte Millionen Euro im Jahr.
Dieses Geld könnte in Wahrheit durchwegs eingespart werden. Es gibt keinen einzigen validen Grund, Steuermittel an den Fußball fließen zu lassen. Selbst wenn dieser erfolgreich wäre.
Warum fließt dann trotzdem im hochverschuldeten Österreich (oder gar in den noch viel höher verschuldeten Ländern wie Spanien oder Italien) so viel Steuergeld in den Fußball? Und zwar ohne dass die Bürger dazu jemals befragt worden wären. Dafür gibt es drei Gründe:
Ich schreibe regelmäßig Kommentare für die unabhängige und rund um die Uhr aktuelle Informationsseite "Vienna.at".