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Peter Pilz ist also ab Oktober Geschichte. Von den eigenen Parteifreunden nach 31 Jahren Abgeordneten-Tätigkeit ins Ausgedinge geschickt. Dem politischen Stil in diesem Land kann das nur guttun.
Er hat sich immer gern mit der Aura des unbestechlichen Aufdeckers umgeben. Manche bezeichneten ihn als Großinquisitor, schlichtere Formulierer als Giftpilz. Seine bevorzugten politischen Mittel waren Strafanzeigen – mit denen er zwar jedes Mal einen riesigen medialen Donner auslöste, die dann aber im Sand verliefen. Drohungen gehörten ebenfalls zum Repertoire – nach dem Motto: Wenn die Partei XY nicht das tut, was ich verlange, dann werde ich Kompromittierendes über sie veröffentlichen.
Und sein eigentliches Lebenselixier waren Eurofighter-Untersuchungsausschüsse. Pünktlich vor jeder Nationalratswahl.
Auf das alles können wir getrost verzichten.
Auch auf seine Kunst, aus jeder Fliege einen Elefanten zu machen, auf dem er dann lärmend durch die dankbaren Medien paradierte. Unvergesslich, wie er die Wiener Abhörzentrale der Amerikaner "enttarnte" – wie immer bei solchen Aktionen mit bebender Stimme geheimnisvolle "Beweise" zitierend. Irgendwie scheint der investigativen Zunft nie aufgefallen zu sein, dass – wann immer irgendwo in der Welt geheimdienstliche Ungereimtheiten, undurchsichtige Waffengeschäfte oder großangelegte Steuerbetrugsszenarien aufflogen, umgehend Materialien einer Österreich-"Connection" dem Abgeordneten Pilz zugespielt wurden. Exklusiv. Und offensichtlich mit System. Vor allem aber immer mit einem Verfallsdatum, nach dem alles in sich zusammenbrach.
Denn im Endeffekt handelte es sich im besten Fall um dünnste Suppen, meist nicht einmal um das.
Aber jedes Mal brachte es Schlagzeilen.
Auch so lässt sich in Österreich eine Polit-Karriere über Jahrzehnte aufrechterhalten. Ausgerechnet in einer Partei, die eigentlich auf dem Rotationsprinzip für ihre Mandatare aufbaut, rotierte alles – nur Pilz saß immer noch auf seinem Platz, weil er das Medienklavier so gut spielte.
Zugegeben, gerade in den letzten Monaten hat er sich mit seinem Ehrgeiz, auf jeder aktuellen Welle mitzureiten, aufdeckerisch verdient gemacht: als die Riesenanzahl der illegalen Doppelstaatsbürgerschaften türkischer Migranten ruchbar wurde.
Und genau damit hat er sich’s wohl in den eigenen Reihen endgültig verscherzt. Denn im grünen Klub findet man diesen Rechtsbruch ja ganz in Ordnung.
Aber dieses Abweichen von der Parteimeinung ist nicht weiter verwunderlich, denn eigentlich war Peter Pilz ohnehin nie ein Grüner.
Zumindest fällt auch bei langem Nachdenken keine Verbindung zu grünen Themen auf. Wie sein Doktorvater, der jetzt in der Hofburg angeblich amtiert, hätte er genauso gut in der SPÖ bleiben können. (Aus der ihn allerdings einst ein gewisser Michael Häupl hinausgeworfen hat.)
Die Frage, was sein Abgang für die Chancen der Grünen bei den Oktober-Wahlen bedeutet, lässt sich ziemlich lapidar beantworten: Eher nichts.
Denn das Absacken in den Umfragen, das derzeit eher einem freien Fall gleicht, hat ganz andere Gründe.
Und die werden schwer zu erreichen sein – ob mit oder ohne Pilz.
P.S. Eva Glawischnig ging unter Tränen, Peter Pilz mit einem Lächeln. Auch seinen notorischen Antagonismus zu ihr hat er bisweilen lachend vorgebracht. Als Glawischnig ausgerechnet nach dem Rauswurf der grünen Parteijugend neben einer Frauenquote eine Jugendquote forderte, verlangte Pilz die Einführung einer Quoten-Quote – "nicht mehr als 1 % unserer Politik soll sich mit Quoten befassen". Wie recht er doch hatte!