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Man sollte das französische Wahlergebnis zumindest eine Sekunde lang nüchtern analysieren - auch wenn derzeit eine breite Volksfront der politmedialen Klasse noch siegestrunken feiert.
Der "große" Wahlsieg des Emmanuel Macron wird überall mit 66,1 Prozent verkündet. Das betrifft aber nur den Anteil der gültig abgegebenen Stimmen. Der Macron-Sieg wird hingegen sehr klein, wenn man anschaut, wie wenige Franzosen diesmal zur Stichwahl gegangen sind (75,1 Prozent sind der zweitniedrigste Wert der Geschichte), wenn man weiters einberechnet, dass auch von denen, die hingegangen sind, eine absolute Rekordzahl ungültig oder weiß gewählt hat (11,6 Prozent). Gültig gewählt haben nur 63,5 Prozent.
Wenn man das durchrechnet, dann stehen hinter dem großen Wahlsieger plötzlich nur noch 42 Prozent aller erwachsenen Franzosen! Interessanterweise wird in fast keinem der europaweit derzeit Macron feiernden Medienkommentare diese Zahl erwähnt.
Diese Zahl und der große Anteil der Nicht- oder Ungültigwähler sind aber sehr ernst zu nehmen. Sie bedeutet zwar keineswegs, dass Marine Le Pens Niederlage doch nicht so arg ist - ganz im Gegenteil, auch ihr Wert schrumpft auf 21,5 Prozent.
Sie bedeutet aber, dass die klare Mehrheit der Bevölkerung nicht hinter dem neuen Präsidenten steht. Dass der Mann, der (wieder einmal) Frankreich zu einigen verkündet, nur eine Minderheit vertritt. Dass die Kluft zwischen der geschlossen-pathetisch auftretenden politischen Klasse und der Bevölkerung tiefer denn je ist. Dass Macron, der bisher fast keine Inhalte und fast kein echtes Programm kommuniziert hat, noch viel weniger Unterstützung haben wird, wenn er endlich konkrete Maßnahmen versucht, die notgedrungen den Franzosen oder einem Teil von ihnen in dem von Defiziten und Wirtschaftsschwäche geplagten Land wehtun.