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Der Schmäh mit den Quoten

Das Verlangen nach Quoten, nach einem fix reservierten Anteil an attraktiven Posten etwa für Frauen, hat zwei ganz unterschiedliche Motive: erstens eine ideologische Fiktion, über die viel geredet wird; und zweitens sehr handfeste Eigeninteressen jener meist ganz wenigen Menschen, denen diese Posten zugute kommen würden, und einiger anderer Lobbys, über die sehr wenig geredet wird. Diese beiden zentralen Motive lassen sich praktisch hinter jeder Quoten-Forderung oder -Realisierung entdecken. Unabhängig davon, zugunsten welcher scheinbar oder wirklich benachteiligten Gruppe diese Forderung auch erhoben wird; und unabhängig davon, in welchen Bereichen sie konkret durchgesetzt werden soll.

Die theoretische Fiktion hinter dem Quotenverlangen ist die von der totalen Gleichheit aller Menschen. Diese Fiktion bildet den zentralen Eckstein des linksliberalen/postmarxistischen Zeitgeistes vom Ende des 20. Jahrhunderts. Sie ist freilich durch keinerlei wissenschaftliche Erkenntnis bestätigt. Seit Jahrzehnten arbeiten vielmehr seriöse Soziologen, Biologen, Anthropologen, Mediziner und Demoskopen eine Vielzahl von Unterschieden zwischen den Menschen heraus: zwischen Geschlechtern, zwischen Kulturen, zwischen Lebensabschnitten. Die Gleichheitsfiktion wird aber dennoch von ihren Anhängern wie ein religiöses Dogma als absolut nicht hinterfragbares Axiom behandelt. Diese Gleichheits-Fanatiker versuchen jeden, der das anders sieht, zum Extremisten zu stempeln. Das erspart Diskussion und Argumentation.

Um die Gleichheits-Forderung anzubringen, braucht man nur - in welchem Bereich auch immer - eine Diskriminierung zu behaupten. Es genügt die schlichte statistische Beobachtung, dass es in irgendeinem Bereich eine vom allgemeinen Bevölkerungsschnitt abweichende Zusammensetzung gibt. Das ist praktisch überall der Fall, wird freilich nur bei attraktiven Bereichen thematisiert.

Sofort können dann die Eigeninteressen all jener Gruppen laut werden, die unterrepräsientiert sind. Sie brauchen nur noch zu rufen: "Skandal, Diskriminierung! Wir verlangen Quoten!"

Und schon können sich die Rufenden dadurch selber einen konkurrenzfreien und leistungsunabhängigen Zugang zu gut bezahlten Posten und Funktionen verschaffen. Etwa zu Aufsichtsratsmandaten, Universitätsprofessuren oder Abgeordnetensitzen. Dagegen gibt es in weniger attraktiven Bereichen absolut keine Quotenforderungen, obwohl auch dort oft massive Ungleichheiten bestehen. Ich habe jedenfalls noch nie die Forderung gehört, es müsse etwa eine Frauenquote bei Bauern, bei einer städtischen Müllabfuhr oder bei Friedhofswächtern geben. Es gibt auch nirgendwo den Ruf nach zwingenden Männerquoten, wo diese vielleicht sogar besser begründet werden könnten als bei Aufsichtsräten, wie etwa in Kindergärten, Schulen und bei Richterstellen.

Der Quoten-Schmäh funktioniert exzellent. Zumindest solange die – jeder exakten Wissenschaft und jeder konkreten Lebenserfahrung widersprechende – Gleichheits-Theorie von Politik und Medien aus Feigheit voll akzeptiert wird. Dabei ist dieser Schmäh eigentlich eine sehr vordergründige und leicht durchschaubare Macht- und Jobbesetzungs-Strategie ab.

Warum funktioniert er aber dennoch so gut?

Verwechslung von gleicher Würde mit Gleichheit

Ein Hauptgrund des Quotenhypes ist die im gesellschaftspolitischen Diskurs immer wieder und meist durchaus bewusst erfolgende Verwechslung der (unsinnigen) Behauptung von der Gleichheit aller Menschen mit dem aus den Christentum kommenden Postulat der gleichen Würde aller Menschen. Dieses Postulat hat insbesondere in den liberalen westlichen Demokratien auch zur juristischen Verankerung der gleichen Rechte aller Staatsbürger geführt. 

Diese Bürgerrechte finden sich in vielen Verfassungen als das Recht auf „Gleichheit“ aller Bürger „vor dem Gesetz“. Dieses Postulat hat darüber hinaus zur rechtlichen Verankerung von Menschenrechten - die ja keineswegs ident sind mit den Bürgerrechten - auch für Nichtbürger geführt.

Das ist absolut zu begrüßen. Dieses Ja zur gleichen Würde aller sollte heute ein nicht mehr hinterfragbares Axiom jeder ethisch vertretbaren Haltung sein. Dieses Ja ist umso wichtiger, als die Geschichte geprägt war von üblen Verletzungen der gleichen Würde aller Menschen. Man denke an die durch Geburt und Abstammung und nicht durch Leistung determinierten Privilegien der Aristokratie. Man denke an die Verbote für Juden, bestimmte Berufe auszuüben. Man denke an die Privilegierung der Nachfahren von Bauern und Arbeitern im Kommunismus, an die der sogenannten Arier im Nationalsozialismus.

Eine Absage an solche die Würde des Menschen verletzende Diskriminierungen ist nicht nur berechtigt, sondern auch notwendig.

Jedoch hat das Pendel inzwischen – wie es oft bei gesellschaftlichen Prozessen passiert – in die Gegenrichtung ausgeschlagen. Die Absage an Verletzungen der Menschenwürde wurde stillschweigend in eine Absage an alle berechtigten und oft auch notwendigen Differenzierungen umgewandelt. Aus der bei allen Menschen gleichen Würde – die man sowohl auf das Christentum wie auch auf die Aufklärung zurückführen kann – wurde so die absurde Idee der Gleichheit aller Menschen. Und mit Hilfe dieser Idee wurde aus dem legitimen Postulat der Chancengleichheit ein solches der Ergebnisgleichheit. Mit diesem Postulat werden nun alle existierenden, sinnvollen und legitimen Unterschiede bekämpft. Die Idee der Ergebnisgleichheit ist ideale Basis für ein totalitäres System - in dem nur verschwiegen wird, dass am Ende die Nomenklatura der Machthaber alles andere als ergebnisgleich dasteht, sondern enorm privilegiert.

Die Fiktion vom sozialen Geschlecht

Im Bereich Mann-Frau kamen dazu noch die besonders absurden und allen wissenschaftlichen Erkenntnissen widersprechenden Theorien einiger Extremisten über das "soziale Geschlecht". Diese Theorie behauptet ohne jeden Beweis, dass es keinerlei genetisch determinierten Unterschiede zwischen Mann und Frau gäbe, sondern dass das Geschlecht frei wählbar wäre.

Diese Theorie ist die derzeit weitaus erfolgreichste Ausformung der Es-gibt-keinerlei-Unterschiede-zwischen-den-Menschen-Lüge. Sie hat zur Schaffung vieler einträglicher Genderlehrstühle für die einschlägigen Aktivistinnen geführt. Die völlig überforderten Uni-Rektoren haben sich nur in wenigen Fällen getraut, die Unwissenschaftlichkeit der dort verbreiteten Theorien zu thematisieren. Die anderen fürchten, sonst gleich selbst als böse Machos oder Diskriminierer gegeißelt zu werden.

Dabei ist freilich unbestreitbar, dass viele Männer wirkliche Machos waren oder sind, dass sie lange Frauen die Gleichberechtigung abgesprochen und genommen haben. Genau aus dem darob entstandenen schlechten Gewissen, aber auch aus einer anerzogenen kavalierartigen Höflichkeit heraus haben sie nie gewagt, dem Genderismus mit seiner Fiktion vom sozialen Geschlecht entgegenzutreten.

Diese Bewegung ist noch aus einem weiteren Grund so erfolgreich: Mit der Bezeichnung "Gender" operiert vor allem in der Medizin eine ernstzunehmende wissenschaftliche Disziplin, die den zahllosen physischen und psychischen Unterschieden zwischen Männern und Frauen nachgeht. Diese Unterschiede sind, so die moderne Forschung der letzten Jahre größer, als man lange geglaubt hat, und führen zu immer mehr unterschiedlichen Therapien.

Freilich: Gerade diese moderne Gender-Medizin entlarvt die politologische Gender-Theorie von der totalen Gleichheit noch weiter. Aber dennoch hat sie zugleich - auf Grund der gleichen semantischen Bezeichnung - absurderweise zusätzlich bei der Etablierung in den politologischen-geisteswissenschaftlichen Bereichen geholfen.

Das Schicksal der Theorien

Im Grenzbereich zwischen Ideologie, Metaphysik, Aberglauben und Wissenschaft tauchen immer wieder neue skurrile Ideen auf. Auch Kommunismus und Nationalsozialismus haben sich ja einst mit einem wissenschaftlichen Mäntelchen getarnt.

Andererseits sind auch immer wieder seriöse und wissenschaftlich beweisbar gewordene Ideen zuerst als exzentrische Verirrung angesehen worden. Daher sind alle neuen Ideen und Theorien zuerst anzuhören und zu überprüfen. Sie sind jedoch auch zu verwerfen, sollten sie wissenschaftlich widerlegt werden. Diese Widerlegung ist bei der Idee vom „sozialen Geschlecht“ auch längst passiert – aber ohne dass es die hohl und feige gewordenen Universitäten gewagt hätten, sie offiziell so zu verwerfen wie etwa die Astrologie. Die institutionalisierte Wissenschaft ist ein Angsthase, wenn sie mächtige politische Kräfte spürt.

Es geht freilich längst nicht mehr nur um die Verteidigung der Wissenschaftlichkeit. Die Soziale-Geschlechts-Theorien und die Quoten- und Gleichmacher-Politik haben schon zu schweren gesellschaftlichen Schäden und konkreten Kosten geführt, denen keinerlei Vorteile gegenüberstehen.

Keine Erfolge der existierenden Quoten

In vielen Ländern gibt es in Bereichen der Verwaltung und Gesetzgebung sowie in Universitäten seit Jahrzehnten verordnete Quoten. Dennoch könnte niemand behaupten, dass heute auch nur ein einziger dieser erfassten Bereiche dadurch besser dastünde. Dabei wäre das fast der einzige legitime Beweis für die Berechtigung von Quoten. Aber ganz im Gegenteil: Verwaltung, Politik und Universitäten haben sich gerade dort schlecht entwickelt, wo es Quoten gibt. Und die Vermutung ist groß, dass das bisweilen genau deshalb als Folge eingetreten ist. Wenn man bei Neubesetzungen nicht mehr nach den Besten suchen darf, sondern primär nach jemanden, der in eine Quote passt, dann wird auch das Gesamtergebnis zwangsläufig schlechter.

Das weiß auch die Quoten-Lobby offensichtlich sehr genau. Denn sonst würde sie zumindest versuchen, die Erfolge herauszuarbeiten, wo etwa in der höheren Beamtenschaft, in Parlamenten, Parteien oder Universitäten die verbindlichen Frauen-Quoten schon längere Zeit gelten. 

Dieser Nachprüfung geht man jedoch bewusst aus dem Weg. Stattdessen wird schon der wachsende Anteil von Frauen in diesen Bereichen an sich als Erfolg dargestellt. Die Auswirkungen auf die Qualität der Leistung der betroffenen Institutionen werden hingegen nicht  hinterfragt. Diesbezügliche Studien werden sogar a priori als politisch inkorrekt sowohl von Politik wie auch universitärer Szene verhindert. Dabei scheinen etwa die globalen Rankings zu zeigen, dass gerade jene Universitäten zurückfallen, die eine starke Quotentendenz haben.

Quoten sind aber nicht nur deshalb abzulehnen, weil jeder wissenschaftliche wie auch empirische Beweis für Sinn und Nutzen fehlt. Sie sind auch moralisch problematisch. Denn wo auch immer man genauer hinschaut, sind sie eine egoistische Geiselnahme der durchaus bestehenden Benachteiligungen von Frauen in etlichen Bereichen und etlichen Ländern dieser Welt durch kleine pseudoelitäre Gruppen.

Benachteiligungen der Frauen

Diese wirklich existierenden Benachteiligungen gibt es etwa für viele Frauen, die auch Mütter sind. Sie bestehen noch viel mehr für die Frauen in der Dritten Welt. Und am meisten für Frauen im Islam. Diese Frauenbenachteiligungen werden zwar rhetorisch von der feministischen Agitation angesprochen, aber die Quotenregelungen helfen den betroffenen Frauen nicht einmal minimal. Sie helfen immer nur einer kleinen akademisch gebildeten Oberschicht von meist kinderlosen Frauen in westlichen Ländern, die sich dadurch privilegierten Zugang zu gut dotierten Positionen verschafft.

Gewiss kann man sagen: An den Verhältnissen in fremden Ländern kann man leider nichts ändern. Aber wäre man ehrlich frauenbewegt, würde man wenigstens ein bisschen Engagement zeigen:

       für das Los der islamischen Frauen unter den Migrantinnen (lediglich Alice Schwarzer tut das und wird dafür prompt von anderen Feministinnen angefeindet);

       gegen die physische und sexuelle Bedrohung europäischer Frauen durch die überwiegend jungen männlichen Migranten;

       gegen die Benachteiligung aller Frauen, die auch Mütter sind (die bei der Rückkehr in einen Beruf nach der Kinderpause durch die vielfach rein auf dem Dienstalter beruhenden Vorrückungen der Arbeitskollegen diskriminiert werden, aber auch durch diverse Altersklauseln). Es ist aber noch nie der Ruf nach einer Mütterquote laut geworden, obwohl dies die Glaubwürdigkeit der Quotenanhänger deutlich erhöhen würde.

All diese hier skizzierten Zusammenhänge in Universitäten, Verwaltung und Politik sollten eine dringende Warnung davor sein, Zwangsquoten noch weiter auf die Wirtschaft auszudehnen und dadurch auch dort die Entscheidungsfreiheit weiter einzuschränken. Diese ist ja gerade in der Wirtschaft kein abstrakter Begriff oder gar ein Privileg. Es geht vielmehr um das tausendfach erwiesene Faktum, dass jede Einschränkung der unternehmerischen Freiheit den betriebs- und volkswirtschaftlichen Erfolg verschlechtert.

Wo sind Einschränkungen der Freiheit im Interesse der Allgemeinheit zwingend?

Es gibt gewiss absolut notwendige Einschränkungen dieser unternehmerischen Freiheit, auch wenn sie wirtschaftlich schaden: etwa Umweltvorschriften oder den Zwang, alle Verträge mit Mitarbeitern wie Geschäftspartnern korrekt einzuhalten. Nur müsste der Nachweis der Notwendigkeit wirklich angetreten werden, was bei vielen Einschränkungen aber längst nicht mehr geschieht. Vielmehr erwecken viele politische Machthaber den Eindruck, nur noch um des Regulierens und der Lust an der Macht willen immer weiter regulieren zu wollen. Egal auf welchem Gebiet. Sie kämen sich sonst nutzlos vor.

Heute ist es nicht mehr bestreitbar, dass die Hauptursache der wirtschaftlichen Stagnation vieler europäischer Länder in der staatlichen Überregulierung zu finden ist, die weit über begründbare Notwendigkeiten hinausgeht. Der Großteil der Ökonomen sieht angesichts der schweren Staatsverschuldungen heute in massiven Strukturreformen zugunsten der Unternehmen sogar den einzig möglichen Weg, um in Europa und vor allem seinen Krisenregionen neues Wachstum auszulösen, um wieder mehr Arbeitsplätze zu schaffen. Dabei nennen fast alle Experten die Deregulierung, also die Abschaffung von Vorschriften an erster Stelle der Notwendigkeiten. Nur so kann, nur so könnte die Arbeitslosigkeit in Europa reduziert und das ständige globale Zurückfallen des Kontinents gestoppt werden. Die EU marschiert jedoch noch immer in die absolut entgegengesetzte Richtung.

Dass insbesonders in Deutschland manche Dinge wie etwa die Arbeitslosigkeit derzeit kaum ein Problem sind, ändert an dieser Kritik gar nichts. Im Gegenteil. Denn gerade Deutschland hat ja durch die Agenda 2010 als fast einziges Land in den letzten Jahren dereguliert und Wohlfahrtssysteme beschnitten, weshalb es heute als Einäugiger unter lauter Blinden in der EU ganz gut dasteht. Aber auch Deutschland bräuchte mittelfristig wieder neue Wachstumsimpulse, und der ganze Rest der Union bräuchte diese noch viel dringender, wenn man einmal von den wenigen positiven Beispielen wie etwa Irland absieht.

Es ist daher völlig absurd und geradezu ein Schildbürgerstreich, wenn genau in jenem Jahrzehnt Quotenzwänge als zusätzliche massive Regulierung eingeführt werden, in dem europaweit Deregulierung und Befreiung der Wirtschaft von schädlichen Zwängen ständig postuliert werden. Wenn sich die Politik offensichtlich schon sehr schwer tut, wenigstens einige der vielen überflüssigen Regulierungen, Vorschriften, Gesetze und Zwänge abzuschaffen, ist es doppelt abwegig, statt dessen noch neue Zwänge einzuführen.

Das soll nicht heißen, dass es manchen Unternehmen und Organisationen nicht gut täte, mehr Frauen oder mehr Behinderte oder Mitarbeiter aus einer anderen Gruppe aufzunehmen, die in diesem Unternehmen eine Minderheit darstellt. Frauen und Männer – um vorerst bei der am häufigsten erhobenen Quotenforderung zu bleiben – haben in der Regel ja oft durchaus unterschiedliche Interessen und Fähigkeiten, die sich in manchen Bereichen gut ergänzen. Das richtige Ausmaß sollte jedes Unternehmen, jede Organisation selber herausfinden. Und nie können es Staat oder Politik sein, die das festlegen.

Die Unterschiede sind gut und sinnvoll

Die Unterschiede zwischen Mann und Frau sind nicht nur unveränderbar, sie sind auch gut so für die Menschheit. Sie ergänzen sich gut in der Familie. Es kann auch für viele Unternehmen gut sein, diese unterschiedlichen Fähigkeiten zu nützen. Nur kann diese Regel nie generell gelten und schon gar nicht von oben aufgezwungen werden.

Es ist beispielsweise in einem Callcenter viel leichter, viele Behinderte oder viele Frauen aufzunehmen als in einem Betrieb mit lauter Schwerarbeitsjobs, die körperliche Kraft brauchen.

Die Begabungen, Interessen und Fähigkeiten der einzelnen Menschen sind überaus unterschiedlich. Daran ändert das Faktum nichts, dass es in jeder Richtung Beispiele fürs Gegenteil gibt: Es gibt Frauen, die technisch extrem begabt und interessiert sind. Und es gibt Männer, die überaus sozial denken und handeln.

Aber in einer gesellschaftlichen Debatte oder gar bei der Einführung politischer Regeln kann es nie nur um Ausreißer und Einzelfälle gehen, sondern es muss immer primär um den Durchschnitt gehen. Begabungen und Interessen verteilen sich wie eine Gaußsche Kurve der Normalverteilung: also mit dünnen Spitzen in jede Richtung, aber mit einem deutlich auseinanderliegenden Median, der eben zeigt, dass sich Männer und Frauen signifikant unterscheiden.

Gerade die in Sachen Frauenemanzipation am längsten aktiven skandinavischen Länder bestätigen dieses Faktum: Frauen gehen dort trotz aller Umerziehungsprogramme sogar in einem höheren Ausmaß als einst überwiegend in typisch weibliche Berufe. Den höchsten Anteil an Frauen im Bereich der Ingenieure gab es typischerweise im kommunistischen Osteuropa. Dort gab es diesbezügliche Zwänge, dort war vor allem die individuelle Not auch viel größer, sodass man bei der Berufswahl die persönlichen Wünsche hintanstellen musste.

Sobald aber in einer Gesellschaft besserer Lebensstandard und vor allem Freiheit herrschen, kehren die typischen Verhaltensmuster  wieder zurück, tun die Menschen das, was sie am liebsten wollen.

Respekt vor den Entscheidungen der Menschen

An diesen unterschiedlichen Verhaltensmustern ist ja nichts unmoralisch oder verwerflich. Nur militante Linke, doktrinäre Feministinnen und krankhafte Gesellschaftsveränderer können sich daran stoßen – aber niemand, der echten Respekt vor der Freiheit der Menschen und deren freien Entscheidungen hat.

Daher kann niemals von außen oder gar durch ein Gesetz generell geregelt werden, wann es für ein Unternehmen ratsam und positiv wäre, mehr Frauen oder mehr Männer zu beschäftigen und wann das keineswegs der Fall ist. Das muss jedes Unternehmen immer wieder selbst neu herausfinden. Das ist nicht nur von Branche zu Branche, von Firma zu Firma, und von einem Job zum nächsten unterschiedlich. Das ändert sich auch im Lauf der Zeit und mit jeder Änderung der Situation immer wieder. In jede Richtung. Einmal wäre es sehr positiv, in einer Gruppe das weibliche beziehungsweise männliche Element deutlich zu verstärken, um interne Spannungen zu reduzieren. Ein andermal kann genau das Gegenteil ratsam sein, um erotische Eifersuchtskämpfe zu reduzieren.

Kurzer persönlicher Einschub: Ich habe in meinen 14 Jahren als Chefredakteur zweier Tageszeitungen immer wieder Situationen erlebt, wo Frauen unbedingt einen Mann als Gruppen- (Ressort-)chef verlangt haben. In anderen, für mich zum Teil besonders ärgerlichen Situationen haben es qualifizierte Frauen abgelehnt, höhere und besser bezahlte Funktionen zu übernehmen, weil diese (natürlich) automatisch mit mehr Organisationsarbeit und Sitzungen verbunden sind, sie aber lieber weiterhin die sozialen Kontakte eines immer wieder neue Gesprächspartner treffenden Journalisten haben wollten.

Ich bin auch oft beim Versuch gescheitert, Frauen mehr in mittlere Führungspositionen zu bringen, während Männer immer sofort Ja zu jedem Aufstieg gesagt haben. Ich hatte lediglich dann Erfolge, wenn es mir in zähen Gesprächen gelungen ist, die oft viel größere Selbstkritik von Frauen – „Traust du mir das wirklich zu?“ – zu überwinden. In fast jeder von mir erlebten Situation hätte aber ein rechtlicher Quotenzwang die ohnedies schon sehr schwierige Suche nach geeigneten und willigen Personen noch mehr eingeengt.

Bei vielen Unternehmen wäre ein solcher Zwang sogar absolut schädlich oder undurchführbar. Es ist bei technischen, Kraft erfordernden oder gefährlichen Berufen schlicht unmöglich, genug Frauen für irgendeine Quote zu finden. Umgekehrt kann man zwar in politischen oder sonstigen ideologischen Erklärungen verlangen, dass mehr Männer in Kindergärten oder als Krankenpfleger oder Friseur arbeiten sollten. Aber es wird wohl nie ausreichend genug Männer geben, um da irgendeine politisch deklarierte Quote auszufüllen. Es sei denn, man kann die Männer durch massiv höhere Löhne denn in typischen Männerberufen zum Wechseln motivieren.

Unterschiedliche Interessenlagen

Die unterschiedlichen Interessenlagen kann man auch beim Freizeitverhalten beobachten: Bei Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen mit wirtschaftlichen, politischen oder naturwissenschaftlichen Themen – und freiem Zugang – sind immer zu rund 80 Prozent Männer zu sehen. Bei sozialen, familiären, psychologischen Themen ist hingegen der Frauenanteil viel höher. Und in Theater, Oper und Konzerten – also lauter Events, die zum Unterschied von Vorträgen Geld kosten – überwiegt sogar der Frauenanteil im Publikum. Das unterschiedliche Verhalten kann also weder an zu wenig Zeit noch an zu wenig Geld liegen. Der Besuch von beruflich relevanten Vorträgen führt im Lauf der Zeit immer zu einer besseren beruflichen Qualifizierung, ist sehr oft sogar absolut unabdingbar, auch wenn man das außerhalb der Arbeitszeit erledigen muss.

In meinen Zeiten in der Leitung von Zeitungen habe ich aus vielen Studien gelernt: Die Zeitungsteile Wirtschaft, Politik, Technik, Sport und Wissenschaft werden überwiegend von Männern gelesen. Das aber sind in der Regel die beruflich wichtigen Zeitungsinhalte. Bei Kultur, Lokalem und Chronikalem hingegen gibt es ein viel höheres Interesse von Frauen.

In manchen Bereichen, die früher rein männlich waren, zeigen sich seit der politisch angeordneten Öffnung für Frauen Probleme, an die man ursprünglich gar nicht gedacht hat. Diese würden durch eine Zwangsquote noch verschlimmert werden. Als Beispiel seien die Wiener Philharmoniker genannt, die vor 20 Jahren von der Politik zur Aufnahme von Frauen gezwungen worden sind. Dort haben Frauen zwar meines Wissens keine musikalischen Probleme, jedoch zeitliche. Denn dieses Orchester spielt nicht nur besonders oft (es ist ja auch Staatsopernorchester), sondern es geht auch regelmäßig auf Tourneen. Bei diesen aber haben manche weibliche Musiker viel häufiger Probleme mitzureisen – was wiederum für Ärger bei den Männern sorgt, auf die dadurch zusätzliche Lasten kommen.

Das alles zeigt: Quotenzwänge in welchem Bereich der Wirtschaft auch immer verursachen Kosten und Belastungen, aber keinen Nutzen.

Der Markt als bester Entscheidungsmechanismus

Die Quotenzwängler begreifen das Allerwesentlichste nicht: Es gibt in der Wirtschaft immer einen zehnmal besseren Mechanismus als Gesetze und Verordnungen, um zu entscheiden, ob eine Konstellation für ein Unternehmen hilfreicher ist als eine andere, ob sich eine Firma gut aufgestellt hat oder nicht. Das ist der Markterfolg. Den aber kann nie ein Gesetz erzwingen, sondern immer nur die qualitative Summe der unternehmerischen Entscheidungen.

Und wenn der Markterfolg zeigt, dass nur von Frauen geführte Unternehmen Erfolg haben, dann ist natürlich auch diese Entwicklung richtig, gescheit und vor allem für alle vorteilhaft. Aber diese Entscheidung kann immer nur eine der freien unternehmerischen Entscheidung sein, die auf Marktveränderungen reagiert!

Je mehr man hingegen die Freiheiten dieser Entscheidungen einschränkt, umso mehr schränkt man daher zwangsläufig auch den Erfolg eines Unternehmens ein. Der Glaube, dass ein Staatsplaner besser wüsste, was für die gesamte Wirtschaft gut ist, als die Summe Zehntausender Unternehmen, ist schon im Realsozialismus längst jämmerlich gegen die Wand geknallt. Zu hohe Einschränkungen der unternehmerischen Freiheit führen in der Summe einer Volkswirtschaft immer zu Stagnation oder Rezession.

Natürlich sind Quotenzwänge nur ein Aspekt dieser Regulierungen, die unternehmerisches Handeln und damit den Erfolg einer Volkswirtschaft einschränken. Regulierungen entstehen auch aus noch vielen anderen Motiven: Umweltschutz, Sicherheit, Fürsorge für die Arbeitnehmer, Rechte der Betriebsräte, Kündigungsschutz, Interessen der Allgemeinheit, Gesundheitsschutz usw. Hinter einigen dieser Regulierungen stehen sogar weit wichtigere Intentionen als bei den meisten Quotenzwängen.

Personalentscheidungen sind die wichtigste Unternehmer-Aufgabe

Bei den Quotenzwängen gibt es noch einen zusätzlichen Grund, warum sie generell schädlich sind für die volkswirtschaftliche Effizienz unternehmerischen Handelns. Denn Personalentscheidungen sind weitaus die wichtigsten und relevantesten – aber auch schwierigsten – Führungsaufgaben in jedem Unternehmen der Welt. Der Schaden, der durch die fortschreitende Einengung der Möglichkeiten bei Personalentscheidungen angerichtet wird, lässt sich langfristig gar nicht abschätzen. Wenn bei Personalentscheidungen nicht mehr der in den Augen des Chefs (des Aufsichtsrats, der Gesellschafter, des Eigentümers) Beste zum Zug kommt, sondern jener, der alle Quotenanforderungen erfüllt, dann wäre das langfristig für jedes Unternehmen, für jede Wirtschaftsnation fatal.

Ein häufig gehörtes feministisches Argument für die Einführung von Zwangsquoten ist, dass sich Männer die guten Jobs untereinander zuschanzen würden. Das ist freilich seit vielen Jahrzehnten vorbei.  Damals haben sich die meisten Männer in der Tat nicht vorstellen können, dass bestimmte Berufe von Frauen ausgeübt werden. Diese Diskriminierung war aber schon in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts weitgehend vorbei. Und dort, wo es solche Männer heute noch irgendwo geben sollte, wird das betroffene Unternehmen mit Sicherheit vom Markt bestraft werden. Wer für eine zu besetzende Position nicht die beste aller möglichen Besetzungen sucht, der schädigt mit Sicherheit sein Unternehmen.

In den allermeisten Unternehmen fragen die für die Besetzungen von Leitungsfunktionen Zuständigen – neben den dominierenden Fragen nach Leistungsbereitschaft, Qualifikation, Persönlichkeit und sozialen Kompetenzen – sogar im Gegenteil immer häufiger: „Gibt’s denn keine Frau, die dafür in Frage kommt?“ Sie wissen: Frauenbesetzungen sind gut fürs Image. Und sie sind auch manchmal wegen des Bedarfs an bestimmten eher als weiblich geltenden Eigenschaften gut fürs firmeninterne Klima – solange dadurch nicht evident besser qualifizierte Männer übergangen werden, sodass diese es auch mitkriegen und frustriert die Firma verlassen.

Bei manchen Besetzungen spielt der Umstand der persönlichen Bekanntschaft mit. Bei wichtigen Personalmaßnahmen will man sich mit gutem Grund nicht nur auf Lebensläufe, papierene Informationen, kurze Assessment-Gespräche oder Head-Hunter verlassen. Da ist es oft entscheidend, ob man einen Kandidaten persönlich kennt. Das ist absolut verständlich. Das führt aber längst nicht mehr zu einer ungerechten Frauendiskriminierung, wie von manchen behauptet wird.

Denn die allermeisten Besetzungen erfolgen aus der eigenen Firma heraus. Und da sind männliche und weibliche Mitarbeiter gleich gut bekannt. Ganz ähnlich ist es, wenn man für eine wichtige Besetzung jemanden bei der Konkurrenz abwirbt, den man ja auch meist persönlich gut kennt. Bleibt ein winziger Rest von Besetzungen, die weder auf berufliche Bekanntschaft noch auf offene Ausschreibungen etwa durch Personalberater, sondern auf gemeinsame Mitgliedschaft in Rotary- oder Lions-Clubs, Studentenverbindungen, Parteiorganisationen, Kirchenverbänden, Logen oder ähnlichem zurückgehen. Aber selbst in diesen Rekrutierungsreservoirs wird der Anteil an geschlechtlich gemischten Klubs und Plattformen immer größer.

Wo bleiben die feministischen Unternehmenserfolge?

Wenn für die wirtschaftlichen Realitäten blinde Feministinnen wirklich glauben, Unternehmen wären erfolgreicher, wären sie weiblich geführt werden oder gäbe es Mindestquoten an Frauen an der Spitze, dann steht ihnen schon lange nichts mehr im Weg, solche Unternehmen zu gründen. Am nötigen Kapital besteht in Zeiten der Nullzinspolitik und der Anlage suchenden Vermögen (die ja ohnedies heute sehr oft in den Händen weiblicher Erben sind) nur noch selten Mangel.

Es ist auch keineswegs so, dass die meisten Unternehmen schon seit Generationen bestünden, und dass sich daher dort eine vielleicht vorhandene traditionelle Frauenfeindlichkeit einstiger Patriarchen vererben könnte. In Wahrheit sind die meisten großen Unternehmen dieser Welt erst in der Nachkriegszeit entstanden, in der die historischen Frauendiskriminierungen verschwunden waren. Man denke aber an all die Weltfirmen aus der Welt der Elektronik, die Geschöpfe einer kraftvollen und oft genialen Gründerpersönlichkeit sind. Interessanterweise ist aber keine einzige von einer Frau gegründet worden, obwohl bei keinem der großen Nachkriegsgründer behauptet werden kann, dass ihm in seiner Garage irgendetwas erleichtert worden wäre, weil er ein Mann ist.

Jetzt werden manche einwenden: Man solle die Problematik für die Wirtschaft nicht übertreiben. Quoten für die Wirtschaft werden derzeit ohnedies fast nur für die Ebene von Aufsichtsräten von Großunternehmen vorgeschrieben oder verlangt. Das stimmt zwar, aber das macht die Quote in Wahrheit umso problematischer. Denn damit setzt sich diese Forderung massiv dem Vorwurf der Rosinenklauberei aus. Aufsichtsräte sind ja besonders privilegiert. Das wird auch schon seit Jahren ganz unabhängig von der Quotendiskussion heftig kritisiert. Aufsichtsräte müssen nicht nur viel weniger arbeiten als Vorstände; auch ihre rechtliche Haftung und Verantwortung wird trotz ihrer großen Macht viel seltener schlagend als bei Vorständen; und sie sind in Relation zu Arbeitszeit und Risiko exzellent bezahlt.

Zugleich hat sich eine einst bei der Einführung von Quotenzwängen in Aufsichtsräten häufig genannte Begründung nirgendwo realisiert: dass nämlich weiblich geprägte Aufsichtsräte ganz automatisch auch dafür sorgen würden, dass es stärker weiblich durchsetzte Vorstände gibt. Es gibt weltweit nach wie vor fast keine weiblichen CEOs.

Die Quotenfrau

Gegen Quotenzwänge spricht noch ein weiteres Argument, das immer öfter gerade von tüchtigen Frauen artikuliert wird: Sie fühlen sich durch Quoten und jedes „Gibt’s keine Frau?“-Denken als „Quotenfrau“ abgestempelt. Das ist weder gut für ihr eigenes Selbstwertgefühl noch für ihr Standing in einem Unternehmen. Daran kann auch die Tatsache nichts ändern, dass viele der Frauen in Karrierepositionen diese durchaus zu Recht, durch Leistung und Fähigkeiten erworben haben, und eben nicht durch die Quote.

Aber genug von Frauen-Männer-Quoten. Es gibt durchaus auch in vielen anderen Bereichen Quotenforderungen oder auch schon eingeführte Quotenzwänge. Warum sollten Quoten nur zugunsten von Frauen funktionieren, damit bestimmte Gruppen leichter an interessante Jobs herankommen?

Behinderte, Ausländer, Homosexuelle, Moslems, Schulabbrecher, Transgender-Personen, Übergewichtige, Ältere und noch viele andere Menschen können mit ähnlichen Argumenten wie die Frauenaktivisten für sich eine Quote fordern. Für all die genannten Gruppen hat man solche Quoten- oder ähnliche Privilegierungs-Ideen auch schon hören können. Und wenn man es satirisch überspitzen will, dann könnten ja auch Brillenträger oder Glatzköpfe eine Quote fordern. Warum auch nicht: Überall dort, wo sportliches oder sonstwie attraktives Aussehen im Beruf vorteilhaft erscheinen mag, verschlechtern Glatzen und Brillen die Chancen. Oder abstehende Ohren oder sonst etwas, was als Hässlichkeit empfunden wird.

Der Trick mit der angeblichen Diskriminierung

Man braucht aber gar nicht zum Stilmittel der Satire greifen: Denn in Wahrheit gibt es für viele der zuvor genannten Gruppen längst eine De-facto-Quote. Sie nennt sich nur nicht so, sondern segelt als „Antidiskriminierungs-Schutz“. Ein solcher ist schon in viele Gesetze in Europa und Amerika eingedrungen. Viele Angehörige solcher Gruppen haben sich mit Diskriminierungs-Behauptungen schon vor Gericht gegen ein Unternehmen durchsetzen können, weil dieses sie nicht angestellt hat.

Erst unlängst ist mir ein rechtskräftiges Urteil in die Hände gefallen, wo jemand vor Arbeitsgerichten wegen einer Nichtanstellung gewonnen hat. Diesem Kläger war nach dem Bewerbungs-Verfahren von der Firma mit Bedauern mitgeteilt worden, „dass man sich für einen anderen Kandidaten entschieden hat, weil dieser besser ins Team passt“. Das war von der Personalabteilung des Unternehmens freundlich gemeint. Das wurde aber vom Gericht als Beweis einer Altersdiskriminierung gewertet, weil der Kandidat über 50 Jahre alt war, das (erst drei Jahre davor gegründete) Unternehmen jedoch eine recht junge Belegschaft hat.

Ein absurdes Urteil? Ja, aber gerichtliche Realität. Diese ist auch schon von professionellen Erpressern gezielt verwendet worden, um von Firmen eine Entschädigung dafür zu verlangen, weil sie nicht angestellt worden sind – worauf sie wegen Altersdiskriminierung geklagt haben. Diese absurde Fehlentwicklung ist aber nicht nur weltfremden Richtern anzulasten. Sie geht vielmehr meist auf vielleicht gut gemeinte, aber völlig realitätsfremde Gesetze von Parlamenten zurück, deren Mitglieder überwiegend nie in der echten Wirtschaft gearbeitet haben.

Gute Rechtsanwälte empfehlen daher jetzt ihren Klienten, bei Absagen an Bewerber auch auf den bloßen Hauch einer Begründung zu verzichten, selbst wenn Absagebriefe dadurch total formelhaft und substanzlos werden.

Die große Klammer über all diese Beobachtungen und Fehlentwicklungen: Sie sind durch die Bank Produkt einer Politik und von Ideologien, die die Welt vielleicht besser machen wollten, aber immer nur schlechter und letztendlich ärmer gemacht haben. Hingegen sind die drei heute wohl wichtigsten Lehren für eine erfolgreiche Wirtschaftspolitik offenbar am schwierigsten zu vermitteln:

  1. Wenn Regulierungen nicht eindeutig notwendig, hilfreich und wichtig sind, sollten sie unterbleiben.
  2. Jede Regulierung soll unterbleiben, wenn sie einen zu großen Aufwand auslöst.
  3. Wenn man einer (meist lautstarken) Gruppe helfen will, schadet man immer allen anderen.

Beamtendominanz in Parlamenten

Im Übrigen: Jene Quote für die Parlamente selber, die noch am ehesten als begründet zu argumentieren ist, wird von der Politik wohlweislich nie angesprochen. Das ist das Verlangen nach einer Limitierung der Zahl von Beamten, Kammer- und Parteiangestellten, die allesamt auf Grund ihrer sehr einseitigen beruflichen Erfahrung tendenziell sehr realitätsfern sind. Durch mehr Menschen, die aus dem echten Leben, die aus Wirtschaft und Familie kommen, würde die Qualität der Gesetzesarbeit viel mehr gesteigert als durch den Zwang zu Geschlechterquoten.

Ebenfalls viel höhere Legitimität als Geschlechterquoten hätten Quoten für Menschen unterschiedlicher Weltanschauung in Meinungsbetrieben, die zur Objektivität und Ausgeglichenheit verpflichtet sind. Was also in der Regel nur dann ein Thema sein kann, wenn diese Meinungsbetriebe (meist Medien) von Steuermitteln oder Zwangsgebühren leben. Man denke nur an den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, in dem in vielen Ländern heute ein geschlossenes linkes Einheitsdenken vorherrscht, das weit am Bewusstsein jener Menschen vorbeigeht, die das Ganze finanzieren müssen.

Freilich: Ideologische Pluralität lässt sich kaum operationalisieren, am ehesten noch ist das durch die mancherorts gemachte Aufspaltung der Sender in linke und rechte Programme geglückt. Viel besser wäre es aber, wenn sämtlich Medien und sonstigen Meinungsbetriebe wie etwa Verlage und Theater einzig auf den Markt verwiesen wären. Dort können sie ohnedies nur überleben, wenn sie entweder intern pluralistisch würden, oder wenn sie sich untereinander pluralistisch differenzieren würden.

Der Pay gap

Da als Begründung für die Frauenquote fast auch immer auf den „Pay Gap“ verwiesen wird, also eine unterschiedliche Bezahlung von weiblichen und männlichen Arbeitnehmern, auch dazu noch einige Anmerkungen. Je nach Statistik werden für den „Pay Gap“ Werte von 15 bis 27 Prozent angegeben. Jedoch:

  1. Dieser Wert reduziert sich auf 5 bis 8 Prozent, wenn man die sich aus dem individuell unterschiedlichen Verhalten ergebenden Einkommens-Unterschiede abzieht (wie Überstunden, wie Teilzeit, wie den früheren Pensionsantritt von Frauen, wie die bei Frauen häufige Wahl von schlechter bezahlten, aber als schöner empfundenen Berufen, also etwa Friseur statt Mechaniker).
  2. Es gibt in Europa längst keinen Kollektiv- oder Tarifvertrag mehr, der nach Geschlechtern unterschiedliche Bezahlungen für die wirklich(!) gleiche Tätigkeit vorsehen würde.
  3. Bei den zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer individuell vereinbarten übertariflichen Bezahlungen spielt der Faktor mit – und wirkt sich negativ für Frauen aus –, dass Unternehmen erfahrungsgemäß bei Frauen bis zu einem bestimmten Alter eine weit höhere Wahrscheinlichkeit eines Ausfalls durch Kindererziehungs-Unterbrechungen haben, was für Arbeitgeber immer zusätzliche Probleme und Kosten auslöst.
  4. Etliche Beobachtungen deuten darauf hin, dass Männer, sobald sie Väter und Ernährer werden, ein deutlich erhöhtes berufliches Engagement zeigen.
  5. Ob Männer auch beim Gehaltsverhandeln hartnäckiger sind, ist umstritten, aber nicht ganz auszuschließen.

Jedoch egal, wie man diese Faktoren des „Pay Gaps“ bewertet: Kein einziger wird durch Frauenquoten auch nur um ein Promille geändert.

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