Abonnenten können jeden Artikel sofort lesen, erhalten anzeigenfreie Seiten und viele andere Vorteile. Ein Abo (13 Euro pro Monat/130 pro Jahr) ist jederzeit beendbar und endet einfach durch Nichtzahlung.
Abonnenten können jeden Artikel sofort lesen, erhalten anzeigenfreie Seiten und viele andere Vorteile. Ein Abo (13 Euro pro Monat/130 pro Jahr) ist jederzeit beendbar und endet einfach durch Nichtzahlung.
Populismus ist „eine Politik, die mit scheinbar einfachen Lösungen die Gunst der Bevölkerung zu gewinnen versucht“. So definiert ihn die Google-Suche. Der Duden erklärt den Begriff als „opportunistische Politik, die die Gunst der Massen zu gewinnen sucht“.
Wie man auch immer ihn definiert: Populismus ist eine Haltung, die man mehr oder weniger allen Parteien nachweisen kann, keineswegs nur denen, die neuerdings als „populistisch“ bezeichnet werden. Am meisten aber trifft dieser Ausdruck – und der damit verbundene Vorwurf – auf die Sozialdemokratie zu. Am deutlichsten zeigt er sich in Wien, und zwar beim Themenkreis Mieten und Wohnungen.
Die populistische SPÖ-Politik setzt sich seit Jahrzehnten und bis heute für ein Einfrieren bzw. sogar eine Reduktion der Mieten ein. Das ist – bei den glücklichen Besitzern einer Mietwohnung – populär. Das ist eine scheinbar einfache, eine opportunistische Lösung, die aber langfristig stets zu katastrophalen Folgen geführt hat und immer mehr führt.
Wer Politik gegen die – als ökonomisches Naturgesetz des menschlichen Verhaltens – ja immer wirkenden Marktmechanismen macht, der löst dadurch langfristig immer schlimme Folgen aus. Aber kurzfristig glauben Politiker oft, dadurch Wählerstimmen gewinnen zu können. Was wahrscheinlich auch möglich ist, weil ein Teil der Wähler keine Ahnung von den ökonomischen Zusammenhängen hat, auch wenn diese selbst durch noch so viele Gesetze und Regeln nicht ausgehebelt werden können.
Daher ist die SPÖ in ihrem Populismus nicht bereit, diese Marktmechanismen zu respektieren. Sie glaubt vielmehr seit Jahrzehnten an amtliche Preislimits und Regulierungen. Die Wirtschaftsgeschichte ist jedoch voller Beispiele, wie Limits und Preisregelungen langfristig absolut immer in den Abgrund geführt haben.
Am anschaulichsten war deren Folge 1989 quer durch Osteuropa zu sehen, nachdem dort das gesamte Wohnungswesen nach realsozialistischer Doktrin jahrzehntelang total preisgeregelt war. Die Mieten waren niedrigst – aber die Häuser verfielen und es entstand viel zu wenig Wohnraum. Junge Familien mussten trotz eigener Kinder bis zu 10 oder 15 Jahre warten und derweil in einem Kabinett der elterlichen Wohnung hausen, bis sie eine Ein- oder Zweizimmerwohnung in einem staatlichen Plattenbau bekamen. Diese waren dann so schlecht gebaut, dass viele von ihnen inzwischen abgerissen werden mussten.
Nun, in Österreich hat es zum Glück nicht so eine totale Preisregelung, nicht so eine totale Abschaffung des bösen „Kapitalismus“ gegeben. Aber seit dem ersten Weltkrieg gibt es eine vor allem in Städten wirksame teilweise Preisregelung. Mit eben teilweise schlimmen Folgen. Und jetzt versucht die SPÖ darüber hinaus sogar, die eigentlich im Gesetz stehende alljährliche Inflationsanpassung der diversen Miet-Kategorien zu verhindern. Statt endlich zu begreifen, dass die Marktregeln immer wirken, und in eine komplett andere Richtung zu marschieren.
Einige Folgen des österreichischen Teilsozialismus:
Mit einem Satz: Eine Freigabe der Mietpreisbildung für Neuvermietungen in alten wie neuen Häusern und eine Ermöglichung der Inflationsanpassung für alte Mieten wäre der weitaus stärkste Dynamo, um wieder viel mehr Wohnungen auf den Markt zu bringen, und um die schlimmen Zerstörungen des Stadtbildes durch Spekulanten abzubremsen.
Diese fundamentale Grundregel kann übrigens durchaus weiterhin mit drei sinnvollen, aber den Marktmechanismus nicht blockierenden sozialen Regelungen verbunden werden:
Aber noch einmal sei es gesagt: Es wäre die allersozialste Politik, wenn man das derzeit reichlich vorhandene private Geld zu Investitionen in die Wohnungsschaffung und in die Nutzung eigentlich existierenden Wohnraums lenken könnte, als wenn dieses Geld ins Ausland, in (sehr oft wiederum ausländische) Aktien, in Gold, in Bitcoins, in Spekulationsgeschäfte, in nicht benutzte Immobilien fließen würde.
Dass die öffentliche Hand, insbesondere die Gemeinde Wien, trotz der gewaltigen Steuerlast den wachsenden Bedarf an Wohnraum immer weniger decken kann (obwohl ihr in Wien schon ein volles Drittel des existierenden Wohnraums gehört!), sollten selbst Sozialdemokraten in den letzten Jahren gelernt haben. Was sie bis auf ein paar ganz verstockte Ideologen wohl auch haben – nur ziehen sie nicht die Konsequenzen. Weil sie glauben, das Gift des Populismus zu Zwecken der Wählerbestechung dringender zu benötigen als neuen Wohnraum.
Ich schreibe regelmäßig Kommentare für die unabhängige und rund um die Uhr aktuelle Informationsseite „Vienna.at“.