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Es ist eine ganz üble reaktionär-konservative Diskriminierung. Alljährlich sehen sie Millionen auf den Bildschirmen: Beim Wiener Opernball hat man nur Zutritt, wenn man ein langes Abendkleid beziehungsweise einen Frack anhat. Ähnliche strikte Vorschriften gelten auch bei vielen anderen Großereignissen des Faschings.
Furchtbar.
Das ist eine eindeutig am Geldbeutel orientierte Diskriminierung. Solche (Ver-)Kleidung kann sich ja nicht jedermann leisten. Die unverdrossen gegen Diskriminierung ankämpfende Politik wird sich ganz sicher bald auch diesem Opernball-Skandal widmen, und dort demokratisch-egalitären Zutritt ermöglichen.
Wieviel demokratischer und egalitärer geht es da doch anderswo zu! Als ich vor Jahren einmal beim Prager Opernball war (einem Imitat des Wiener Balls), waren doch dort etliche Herren durchaus demokratisch in Jeans gekleidet.
Zum Glück für progressive Geister sind in den letzten Jahrzehnten auch hierzulande zahllose Diskriminierungen pulverisiert worden. Begonnen hat es bei der Krawattenpflicht in den Bundestheatern. Und vorerst geendet hat es bei der Freigabe der Einreise für praktisch jedermann.
Das Komische ist nur: Je elitärer und diskriminierender beispielsweise ein Ball ist, umso beliebter ist er gerade bei jungen Menschen. Opernbälle nach Prager Art haben sich nicht gerade zum Erfolgsmodell gewandelt. Die Zahlen vollzahlender Besucher in Burg- oder Akademietheater sind seit dem Fall der Krawattenpflicht deutlich geschrumpft. Immer mehr Länder versuchen heute wieder mehr Restriktionen bei der Einreise durchzusetzen. Immer mehr Menschen erkennen: Es hat absolut nichts mit Ungerechtigkeit zu tun, wenn man Ungleiches ungleich behandelt. Viele der im Gefolge der alles hinterfragenden 68er Bewegung abgeschafften Unterscheidungen (mit einem Fremdwort: Diskriminierungen) waren absolut sinnvoll und notwendig.
Vielleicht wird man sogar bei der Aufnahme in Gymnasien wieder zu der einst von einer blinden „Modernisierungs“-Politik abgeschafften Diskriminierung zwischen begabten und weniger begabten Schülern zurückkehren, also zur Aufnahmsprüfung. Zumindest ist das zu hoffen, wenn man unsere Bildung wiederbeleben möchte. Was freilich bei der gegenwärtigen politischen Garde eher zweifelhaft ist.
Dieser Text ist in ähnlicher Form auch im Nuntius Theresianus, dem Publikationsorgan der KÖL Theresiana, erschienen.