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Kaum liegt (abgesehen von dem seit Sommer fertigen Integrationsgesetz) das erste Thema aus dem von den Medien gefeierten „Arbeitsprogramm“ auf dem Tisch, zeigt sich, welch gewaltiger Pfusch diese PR-Inszenierung des SPÖ-Bundeskanzlers ist. Aber der Finanzminister als einziger Träger verbaler Wirtschaftsvernunft in dieser Regierung schweigt seit Wochen (mit nachträglicher Ergänzung).
Die Qualifikation als Pfusch ist nun unbestreitbar, seit die Koalition versucht, das Kapitel „Beschäftigungsbonus“ für bestimmte Arbeitsplätze zu konkretisieren. Dabei geht es um einen 50-prozentigen Ersatz der Lohnnebenkosten für drei Jahre. Im Kern-Mitterlehner-Programm waren ja alle heiklen und schwierigen Fragen bisher auf- und beiseitegeschoben worden. Statt dessen hat man nur zu jedem Punkt ein Datum hingeschrieben.
Die Details, warum das ein Pfusch ist:
Ohne Übertreibungen kann man sagen: Wir haben eine Regierung, die weder von Recht noch von Organisation noch von Betriebswirtschaft noch von Volkswirtschaft eine Ahnung hat. So ein unseriöser, populistischer und undurchdachter Vorschlag ist in den letzten 70 Jahren noch nie von einer österreichischen Regierung vorgelegt worden. Das hat schon griechische und italienische Qualitäten.
Daher wird zunehmend besorgniserregend, dass der Finanzminister seit Wochen zu all dem schweigt. Nun, seit dem Wochenende ist er krank gemeldet. Deshalb ist ihm alles Gute zu wünschen. Da wir hoffen, dass es da nicht um etwas Dauerhaftes geht, wird es aber umso dringender notwendig, dass Herr Schelling nach dieser Krankheit sein Schweigen bricht. Dass er dann endlich laut hinausdonnert: So nicht!
Oder ist seine Krankheit gar eine Vorstufe zu einem frustrierten Rückzug des Ministers angesichts der exzessiven Verantwortungslosigkeit der Regierungsspitze? Im Wissen, dass ein solcher Rückzug schon einmal einem Finanzminister (Josef Klaus) eine triumphale Rückkehr ermöglicht hat?
Oder muss er gar gemäß einer schon getroffenen Geheimabsprache der Koalitionsspitzen einem willigen Vollstrecker des Koalitions-Schwachsinns der „Qualitäts“-Klasse Mahrer oder Amon weichen?
In dieser Koalition ist wirklich alles möglich.
PS: Die meisten dieser Punkte, die jetzt zum peinlichen Chaos gerinnen, sind übrigens auf diesem Tagebuch sofort nach Bekanntwerden des „Arbeitsprogramms“ im Wesentlichen schon zweimal aufgezeigt worden (erstens und zweitens). Es ist schwer vorstellbar, dass nicht auch die Akteure all das erkannt haben – bevor sie es dennoch hineingeschrieben haben.
Nachträgliche Ergänzung: In hektisch verzweifelten Verhandlungen haben Bundes- und Vizekanzler jetzt dekretiert, dass das Ganze doch statt drei nur zwei Milliarden kosten dürfe. Freilich: Im Finanzministerium sorgt das nach wie vor für totales Kopfschütteln, weil ja auch dieser Betrag allen Versprechungen des Ministers widerspricht, dass es keine neue Schulden geben dürfe. Bezeichnend absurd ist auch das Wie der Reduktion von drei auf zwei Milliarden: Bundes und Vize wollen das Programm einfach stoppen, wenn die zwei Milliarden erreicht sind.
Noch dramatischer ist, auf was jetzt eine Wirtschaftstreuhänderin hingewiesen hat: Sämtliche Firmen, die den Bonus kassieren, könnten ihn Jahre später zurückzahlen müssen, wenn die EU - erwartungsgemäß - ihn als rechtswidrig einstufen sollte.
Eine unglaublich unseriöse Politik.