Abonnenten können jeden Artikel sofort lesen, erhalten anzeigenfreie Seiten und viele andere Vorteile. Ein Abo (13 Euro pro Monat/130 pro Jahr) ist jederzeit beendbar und endet einfach durch Nichtzahlung. 

weiterlesen

Chuzpe zum Quadrat – dein Name sei ORF

„There is no free lunch.“ Nichts ist gratis. Am Schluss bezahlt man immer für Dinge, die scheinbar umsonst sind – häufig ist freilich ein nichtsahnender Dritter der Zahler. Genau das passiert jetzt den ORF-Konsumenten. Sie sind dieser Dritte, der zahlen darf.

Sie müssen nun für die gewaltige Hilfe des ORF zugunsten des grünen Präsidentschaftskandidaten Alexander van der Bellen die Rechnung zahlen, auch wenn sie Van der Bellen gar nicht gewählt haben. Die Höhe der vom ORF vorgelegten Rechnung: Er will 7,7 Prozent mehr Gebührengeld. Das  hat er sogar ungeniert unmittelbar nach der VdB-Wahl verlangt. Zuerst die Leistung, dann das Geld.

VdB-Wähler, die diesen Zusammenhang noch immer bezweifeln, können ja den von ihnen gewählten Bundespräsidenten fragen, ob er eine Gebührenerhöhung für den ORF für gerechtfertigt hält. Sie werden mit Garantie von Van der Bellen keine Kritik an der Gebührenerhöhung hören und daran, dass die Seher und Hörer jetzt die Rechnung für die VdB-Unterstützung zahlen müssen.

Wie unverschämt die triumphierenden Grünen derzeit agieren, macht insbesondere eine Episode im – sogenannten – „Publikumsrat“ klar. Die grüne Eva Blimlinger forderte dort nämlich jetzt sogar eine Erhöhung um zehn Prozent. Das muss man sich wirklich auf der Zunge zergehen lassen: Eine Publikumsrätin – also eine, die eigentlich die Interessen des Publikums gegenüber dem ORF vertreten sollte, – verlangt mehr Gebührenerhöhung, als die ORF-Geschäftsführung selbst gefordert hat! Ein solcher Vorgang ist ein so unglaubliches Exempel für die Verkommenheit des politmedialen Herrschaftsapparats, dass er es wirklich verdient, in die Geschichtsbücher einzugehen.

Sie kennen wirklich keinen Genierer mehr.

Das Verhalten der Frau Blimlinger geht weit über die Tatsache hinaus, dass der Publikumsrat ohnedies seit Abschaffung der Publikumswahl absolut nichts mehr mit dem Publikum zu tun hat. Er ist, so wie der Stiftungsrat es immer schon war, zu einem reinen Parteienrat verkommen. Und könnte daher ersatzlos abgeschafft werden.

Eine ähnliche Chuzpe ist das Verhalten des Kirchenvertreters im Stiftungsrat, Franz Küberl. Er meldet sich in der „Kleinen Zeitung“ zu Wort, um die Erhöhung zu verteidigen. Auch das ist ein Gustostückerl, wenn man denkt, dass Küberl der langjährige Chef der Caritas war, also eines Vereines, der sich sonst immer gegen zusätzliche Belastungen für die Durchschnittsbürger ausspricht.

Freilich, auch Küberl hat eine Dankesschuld an den ORF abzustatten: Dient doch der ORF der Caritas fast täglich als (scheinbarer) Gratis-Lautsprecher, der jede Äußerung (früher) Küberls und (jetzt) seines Nachfolgers Landau laut wiedergibt. Das funktioniert seit längerem sehr effizient. Jetzt sollen Seher und Hörer die Rechnung dafür zahlen. Denn es gilt eben: There is no free lunch. Auch für die Caritas nicht.

Die Tatsache, dass er eigentlich Kirchenvertreter und nicht Caritasvertreter ist, hat Herrn Küberl übrigens noch nie interessiert. Solange die Caritas täglich gut wegkommt, ist es ihm ganz offensichtlich schnurzegal, wie aggressiv im ORF ständig über die Kirchen berichtet wird. Genauer gesagt: nicht über die Kirchen, sondern nur über die Kirche. Denn gehetzt wird im ORF ja nur gegen die katholische Kirche.

Zurück zur Gebührenerhöhung: Manche werden nun entgegenhalten, dass es doch unabhängig von den Interessen Van der Bellens und Küberls Tatsache sei, dass alles teurer wird (Wirklich alles? Die EZB klagt ja seit Jahren über eine Deflationsgefahr. Aber egal). Die ORF-Verteidiger werden gewiss auch hinzufügen, dass die Erhöhung nicht einmal die Inflationsrate seit der letzten „Anpassung“ betrage, wie ja der ORF selbst jetzt ständig verkündet.

Das freilich ist die nächste Chuzpe: Denn relevant sind ja die Einnahmen des ORF und nicht die Gebührenhöhe einzelner Konsumenten. Und diese Einnahmen insbesondere aus den Gebühren steigen in Wahrheit sogar viel rascher als die Inflationsrate. Zwar gleich aus zwei Gründen: Erstens weil es jährlich viel mehr Haushalte und damit Gebührenzahler gibt. Zweitens weil der ORF die Möglichkeiten „schwarz“ fernzusehen technisch massiv eingeschränkt hat. Zuletzt insbesondere durch die – individuell registrierten – „Simpli-TV“-Monopolboxen, deren (noch dazu kostenpflichtiger) Erwerb jetzt allen terrestrischen Fernseh-Konsumenten aufgezwungen worden ist.

Und der Gebührensender widerlegt auch selbst regelmäßig alle Propaganda-Behauptungen, das Geld würde ihm zu knapp. Denn er setzt in knappen Abständen neue Programme in die Welt, ohne vom Gesetzgeber oder etwa gar den Sehern und Hörern einen Auftrag dazu zu haben.

Siehe das dritte Fernsehprogramm. Siehe den eigenen Sportkanal (der höchstens für jene Politiker interessant ist, die Präsidenten irgendwelcher Randsportverbände sind). Siehe – besonders überflüssig – den Radiosender FM4. Wobei daran erinnert werden sollte, wie sich der ORF einst mit einer weiteren Chuzpe die Frequenzen für FM4 erschlichen hat: Er hat zuerst so getan, als ob er diese Frequenzen für ein hochqualitatives englischsprachiges Radioprogramm benötigen würde – dieses Qualitätsprogramm hat er dann bald in einen linksradikalen Popsender verwandelt.

Während all diese Programme des ORF weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden, hat ein weiteres im Laufe der Zeit entstandenes Zusatzangebot viele Kunden gefunden: nämlich orf.at. Diese Onlineplattform für Nachrichten ist vor allem deshalb recht beliebt, weil sie fast vollkommen werbefrei ist, während die private Konkurrenz (etwa auf den Online-Seiten der Zeitungen) mit viel Werbung vollgepflastert ist.

Diese Konkurrenz hat ja keine Finanzierung durch Zwangsgebühren und muss deshalb halt versuchen, ihre Online-Dienste durch Werbung am Leben zu erhalten. Was sich erstens wirtschaftlich nicht wirklich ausgeht; was zweitens diese Dienste für den User unattraktiv macht; und was drittens dazu führt, dass die Hochladezeiten der privaten Seiten viel, viel länger sind als die von orf.at.

Das heißt: Im Internet ist das Spielfeld besonders schief zugunsten des ORF verdreht. Die privaten Anbieter von Nachrichten haben dort in Wahrheit keine Chance (und inhaltliche Unterschiede gibt’s sowieso nicht, weil im Grund alle Nachrichtenseiten im Internet die gleichen APA-Nachrichten reproduzieren und nur minimal durch Eigenkompositionen ergänzen).

All diese neuen ORF-Spielflächen waren überhaupt nicht existent, als man einst dem österreichischen Rundfunk ein Gebührenmonopol eingeräumt hat. Sie sind damit im Grund ein Missbrauch. Sie könnten allesamt abgeschafft werden, ohne dass es dem größten Teil der Österreicher sonderlich auffallen würde. Täte man das, könnte man vor allem die Gebühren kräftig senken.

Dies könnte man noch mehr, würde der ORF nicht deutlich höhere Gehälter als die private Konkurrenz zahlen. Und noch billiger könnte der Sender werden, würden Ö3 und ORF1 abgedreht. Diese zwei Plattformen der amerikanischen Film- und Popindustrie haben nicht einmal im entferntesten mehr etwas mit einem öffentlich-rechtlichen Auftrag zu tun.

Und schließlich würde die Abschaffung des gesamten Publikumsrats weiteres Geld ins Börsel bringen.

Aber warum sparen, wenn man sich durch Propagandadienstleistungen für Grün, für Rot, für die Caritas billig eine jederzeit einsetzbare Jubel-Claque für jede Gebührenerhöhung holen kann?

zur Übersicht

Kommentieren (leider nur für Abonnenten)

Teilen:
  • email
  • Add to favorites
  • Facebook
  • Google Bookmarks
  • Twitter
  • Print




© 2024 by Andreas Unterberger (seit 2009)  Impressum  Datenschutzerklärung